Seit dem 24. Februar tobt der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Deutschland unterstützt das Land im Kampf gegen den Aggressor unter anderem mit der Lieferung von Waffen, Munition und Großgerät. Auch Ringtausche mit anderen Nationen gehören dazu. Ein Überblick über die bisherigen Hilfen.
Mit Slowenien vereinbart Deutschland den ersten Ringtausch. Dessen Grundidee: Slowenien soll an die Ukraine Kampfpanzer russischer Bauart liefern, die die Ukrainer ohne eine langwierige Ausbildung bedienen können, weil sie schon mit ähnlichen Waffensystemen ausgerüstet sind. Zum Ausgleich bekommt Slowenien anderes Gerät aus Deutschland.
Sicherheits- und verteidigungspolitische Delegationen aus 43 Staaten der EU und der NATO kommen im rheinland-pfälzischen Ramstein zusammen und beraten, wie die Ukraine im Krieg gegen Russland unterstützt werden kann. Es ist die Gründung der Ukraine Defensive Consultative Group, auch „Ramstein-Format“ genannt, die in unregelmäßigen Abständen tagt. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht sagt beim ersten Treffen die Lieferung von Gepard-Panzern aus Industriebeständen zu. Sie dienen der Flugabwehr.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht kündigt die Lieferung von Panzerhaubitzen 2000 an die Ukraine an. Das schwere Gerät stammt nicht aus dem Bestand der aktiven Truppe, sondern kommt von der Heeresinstandsetzungslogistik, einem Unternehmen des Bundes, von dem die Artilleriegeschütze gewartet werden. Die Ausbildung ukrainischer Soldaten auf der Panzerhaubitze 2000 sollen die Bundeswehr und die niederländischen Streitkräfte übernehmen.
15 Kampfpanzer des Typs Leopard 2 A4 soll die Tschechische Republik von Deutschland erhalten. Das Gerät stammt von der Industrie und wird durch die Bundesrepublik finanziert. Die Bundeswehr engagiert sich mit der Ausbildung der tschechischen Soldatinnen und Soldaten. Im Gegenzug gibt Tschechien schwere Waffen aus eigenen Beständen an die Ukraine ab.
Von Aufklärung bis Dekontamination: Schweres Gerät und Munition für verschiedene Einsatzbereiche
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht entscheidet, der Ukraine ein umfangreiches mobiles Ausstattungspaket zur ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr zur Verfügung zu stellen, mit dem Fahrzeuge und Material dekontaminiert werden können. Das Paket umfasst Dekontaminationssysteme vom Typ HEP70. HEP steht für Hauptentstrahlungs-, Entseuchungs-, Entgiftungs-, Entwesungs-Platz. Dazu gehören sechs Fahrzeuge mit jeweils kompletter Dekontaminierungsausstattung, mit zwei Tanks und einem erheblichen Erstvorrat an Dekontaminationsmitteln.
Die ukrainischen Streitkräfte sollen 16 Brückenlegepanzer des Typs Biber erhalten. Mit diesem schweren Gerät können die Soldatinnen und Soldaten Gewässer oder Hindernisse überwinden. Sechs Biber kommen noch 2022 in der Ukraine an. Die weiteren zehn sollen im Jahr 2023 folgen.
Zudem liefert die Bundeswehr im Juli noch Fahrzeuge, drei Panzerhaubitzen 2000 und Mehrfachraketenwerfer MARS II inklusive Munition.
Deutschland und die Slowakei unterzeichnen den Letter of Intent für ihren ersten Ringtausch. Laut dieser schriftlichen Absichtserklärung wird Deutschland der Slowakei deutsche Kampfpanzer liefern, wenn diese die ukrainischen Truppen mit Schützenpanzern aus den eigenen Beständen unterstützt.
Das schwere Gerät auf Kette dient unter anderem der Flugabwehr. Auch Brückenlegen im unwegsamen Gelände ist möglich.
Nicht nur Waffen, auch geschützte Fahrzeuge sind wichtig für die ukrainischen Soldatinnen und Soldaten im Kampf gegen den Aggressor Russland. Die Bundeswehr gibt daher 50 Allschutz-Transport-Fahrzeuge Dingo ab. Auch eine Ausbildung an den Fahrzeugen gehört dazu. Darüber hinaus erhält die Ukraine weitere zwei Raketenartilleriesysteme MARS II inklusive der entsprechenden Munition.
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht vereinbart auch mit ihrem griechischen Amtskollegen Nikolaos Panagiotopoulos einen Ringtausch. Die Ukraine erhält von den Griechen 40 Schützenpanzer des russischen Typs BMP-1. Dafür bekommt Griechenland 40 Schützenpanzer Marder aus deutschen Industriebeständen.
Zwölf Panzerhaubitzen 2000 haben die ukrainischen Streitkräfte bereits von Deutschland erhalten. Die Bundeswehr stellt vier weitere dieser Artilleriegeschütze plus Munition für den Kampf gegen Russland zur Verfügung.
Schon im April generell vereinbart, wird der Ringtausch mit Slowenien nun konkretisiert: Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und ihr slowenischer Amtskollege Marjan Šarec unterzeichnen die entsprechende Absichtserklärung – den Letter of Intent. Demnach übergibt Slowenien 28 Kampfpanzer M-55S an die Ukraine und erhält dafür moderne deutsche militärische Lastwagen aus Industriebeständen.
Um sich besser gegen Raketenangriffe Russlands wehren zu können, erhält die Ukraine von Deutschland das Flugabwehrsystem IRIS-T SLM Infra Red Imaging System Tail Surface Launched Medium Range. Das hochmoderne System, das selbst die Bundeswehr nicht hat, kann Raketen in bis zu 20 Kilometer Höhe und bis zu 40 Kilometer Entfernung abwehren. Die Ukraine soll insgesamt vier dieser Systeme erhalten.
Eine Liste der militärischen Unterstützungsleistungen der Bundesregierung für die Ukraine gibt es hier.
Nicht nur Gerät und Munition sind wichtig bei der Unterstützung der Ukraine im Abwehrkampf gegen Russland, sondern auch die entsprechende Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten. Die Bundeswehr wird sich deshalb an der EU-Ausbildungsmission EUMAMEuropean Union Military Assistance Mission für die Ukraine beteiligen. Sie übernimmt dabei eine koordinierende Rolle. Die EU-Mitgliedstaaten hatten beim Rat für Auswärtige Angelegenheiten diese militärische Unterstützungsmission beschlossen.
Aus Beständen von Industrie und Bundeswehr wird Deutschland der Ukraine Schützenpanzer Marder zur Verfügung stellen. In enger Abstimmung mit den USA wird Deutschland zudem eine PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-Feuereinheit liefern. Denn die USA stellen der Ukraine ein PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-Paket zur Stärkung der Flugabwehr zur Verfügung.
Für den Abwehrkampf gegen Russland liefert Deutschland der Ukraine 14 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A6 aus Bundeswehrbeständen. Intensive Beratungen mit den engsten Partnern sind dieser Entscheidung vorausgegangen. Zudem bildet die Bundeswehr die ukrainischen Panzerbesatzungen aus.
Im Verbund mit anderen Nationen liefert Deutschland mehr als 100 Leopard-1-Panzer an die Ukraine. Die erste Lieferung von 25 Panzern soll im Sommer erfolgen. Bis zum zweiten Quartal 2024 soll die gesamte Lieferung in der Ukraine eingetroffen sein.
Die Ausbildung von 600 Feldwebeln gehört ebenfalls zu dem Paket. Ergänzt wird dieses durch weitere fünf Flugabwehrkanonenpanzer Gepard, weitere fünf Pionierpanzer Dachs und im März um fünf Brückenlegepanzer Biber.