Vor 70 Jahren trat Deutschland der NATONorth Atlantic Treaty Organization bei. Zu diesem Anlass hat Verteidigungsminister Boris Pistorius am 9. Juli 2025 hochrangige Gäste zu einem Festakt im BMVgBundesministerium der Verteidigung empfangen. In diesem Rahmen verlieh er auch den Nachwuchspreis für das beste Essay zum Thema: „Was bedeutet die NATONorth Atlantic Treaty Organization für mich – heute und in der Zukunft?“ Der 21-jährige Gewinner schrieb über seine persönlichen Erfahrungen als Reporter in der Ukraine.
„Frieden, Freiheit und Demokratie müssen geschützt werden. Das können wir nur gemeinsam.“ Das sei der zentrale Gedanke, auf dessen Grundlage die NATONorth Atlantic Treaty Organization vor 76 Jahren gegründet worden sei, stellte Pistorius in seiner Rede zu Beginn des Festaktes heraus – ein Gedanke, der bis heute trage. Zu Gast im Bendlerblock, dem Sitz des Verteidigungsministeriums in Berlin, waren unter anderem Bundeskanzler Friedrich Merz, Außenminister Johann Wadephul und NATONorth Atlantic Treaty Organization-Generalsekretär Mark Rutte. Auch sie hielten Reden zu dem besonderen Anlass. Für die musikalische Untermalung des Abends sorgte das Stabsmusikkorps der Bundeswehr gemeinsam mit dem Musikkorps der litauischen Streitkräfte.
In seiner Rede brachte Pistorius vor allem seine Dankbarkeit für das damalige Vertrauen der Alliierten zum Ausdruck, die Deutschland nur zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs in die NATONorth Atlantic Treaty Organization aufnahmen. Sie hätten den Weg Deutschlands zurück in die Mitte der westlichen Demokratien geebnet. „In dem Bewusstsein: Zusammen sind wir stärker. Sie hatten Recht“, unterstrich der Minister. Bis heute sei es gegenseitiges Vertrauen, das das Bündnis schütze und gemeinsam stark mache.
Damit die Allianz auch angesichts aktueller Bedrohungen erfolgreich bleibe, müsse vor allem Europa mehr Verantwortung übernehmen, forderte Pistorius mit Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Deutschland gehe dabei voran. Seine Entscheidung, eine Brigade in Litauen zu stationieren, sei nur einer von vielen sichtbaren Belegen des deutschen Engagements und ein unübersehbares Signal in Richtung Russland.
Wir sind bereit. Gemeinsam. Auf beiden Seiten des Atlantiks. Ich habe größtes Vertrauen in die NATONorth Atlantic Treaty Organization und die Menschen, die sie stark machen.Verteidigungsminister Boris Pistorius
Darüber hinaus hätten Deutschland und Großbritannien gemeinsam die Leitung der Ukraine-Kontaktgruppe übernommen. Und als stärkste Wirtschaftskraft in Europa werde Deutschland das zweitgrößte Paket an militärischen Fähigkeiten innerhalb der NATONorth Atlantic Treaty Organization tragen. „Unsere Alliierten können sich auf Deutschland verlassen“, versprach Pistorius.
„Die nächste Generation will nicht nur zuschauen, sie will mitgestalten. Und sie ist bereit, Verantwortung zu übernehmen“, unterstrich Pistorius bei der anschließenden Verleihung des Nachwuchspreises im Rahmen des Festaktes. Im Bendlerblock zeichnete der Verteidigungsminister die Erst-, Zweit- und Drittplatzierten des Essay-Wettbewerbs aus, den das BMVgBundesministerium der Verteidigung anlässlich des 70. Jahrestags des deutschen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Beitritts ausgeschrieben hatte. Teilnehmende sollten ihre Perspektive auf die Rolle der NATONorth Atlantic Treaty Organization heute und in Zukunft darlegen. Hauptgewinn ist ein Mitflug in einem Helikopter der Bundeswehr.
In den eingereichten Texten sei eine Botschaft besonders herausgestochen, so Pistorius: „Die NATONorth Atlantic Treaty Organization ist für junge Menschen weit mehr als ein abstraktes Bündnis – sie ist Hoffnungsträgerin.“ Für viele der jungen Autorinnen und Autoren stehe die Allianz für Freiheit, Stabilität und eine sichere Zukunft. Für den erstplatzierten Malte Lauterbach bedeutet die NATONorth Atlantic Treaty Organization vor allem ein kollektives Versprechen – „ein Versprechen, das wir kritisch prüfen und aktiv mitgestalten müssen.“ Er ist sich sicher: „70 Jahre Deutschland in der NATONorth Atlantic Treaty Organization bedeutet auch 70 Jahre Verantwortung und 70 Jahre langsame Rückkehr des Vertrauens in Deutschland.“
„Artillerie nähert sich, Splitter peitschen über trockenes Ackerland, während Sanitäter ein mobiles ROLE-2E-Feldlazarett räumen. Wir sehen, wie Verwundete auf NATONorth Atlantic Treaty Organization-standardisierte Containertragen verlagert werden – Staub, Blut, doch jede Palette passt millimetergenau in gepanzerte Sanitätsfahrzeuge und Transporthubschrauber. Mi-17/EH-101 kreisen niedrig über dem Boden, um den Evakuierungskorridor freizuhalten. ROLE-2E-Module bündeln Operationssaal, Intensivstation und Labor in zwei Containern; ihr Aufbau folgt Normen, die die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten gemeinsam festgelegt haben.“ In Gedanken an seinen Aufenthalt an der ukrainischen Cherson-Front im Sommer 2023 tippte Malte Lauterbach diese Zeilen in seinen Laptop. Einige Wochen später folgte die Nachricht: Er hat gewonnen.
Als im Februar 2022 russische Truppen die Grenze zur Ukraine überquerten, steckte Lauterbach gerade tief in den Vorbereitungen zu seinem schriftlichen Abitur. Von einem Tag auf den anderen schien die multilaterale Weltordnung, in die er hineingeboren wurde und die Europa mehr als 20 Jahre Frieden bereitet hat, dem Ende entgegenzugehen. „Ich glaube, jeder in meiner Generation hat diese Veränderung wahrgenommen und jeder hat sie anders verarbeitet. Klar war, irgendwas muss ich tun“, erklärt der 21-Jährige.
Nur kurze Zeit nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine begann Lauterbach, Fakten zu überprüfen und Geolocations zu recherchieren, beispielsweise von russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine. Knapp ein Jahr später, im Sommer 2023, ging es für zweieinhalb Wochen mit deutschen Freiwilligen in die Ukraine, wo er den Krieg hautnah erlebte: „Ich habe Geschichten gesammelt über Überlebende in den zerstörten Randgebieten Charkiws, über Leute in meinem Alter, die in den ersten Tagen des Krieges Molotowcocktails gebaut haben, um die russischen Panzer irgendwie aufzuhalten, notfalls auf Kosten ihres eigenen Lebens.“
Mit seinem Essay, in dem er eindrücklich von seinen Erlebnissen in der Ukraine berichtet, zeigt Lauterbach, dass die NATONorth Atlantic Treaty Organization Sicherheit nicht nur verspricht, sondern täglich liefert – „an den Grenzen des Bündnisraums, in internationalen Koalitionen und auf den Nachschubwegen, die Leben retten.“ In der Ukraine habe er begriffen, dass Sicherheit nicht bloß Diplomatie sei, sie entscheide vielmehr, ob ein Verwundeter Sauerstoff erhalte oder ein Bunker Licht habe, während draußen Drohnen kreisten.
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