Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, besuchte die 2.100 Soldatinnen und Soldaten aus neun Nationen, die sich seit Mitte Oktober auf dem Truppenübungsplatz Bergen auf ihre Beteiligung an der schnellen Eingreiftruppe der EUEuropäische Union vorbereiten. Vor Ort traf er zusammen mit General Claudio Graziano, dem Chairman des European Union Military Committee (EUMC), um sich gemeinsam ein Bild von der Übung „European Falcon 2019“ zu machen.
Zorn hatte Graziano als Vorsitzenden des Gremiums, in dem die höchsten militärischen Vertreter der EUEuropäische Union-Mitgliedstaaten zusammenkommen, zu einem zweitägigen offiziellen Besuch in Deutschland empfangen. Der Besuch auf dem Übungsplatz in Bergen zählte zu den Höhepunkten im Programm – ebenso wie der Gedankenaustausch zur European Battlegroup (EUBGEuropean Union Battlegroup).
An diesem Freitagmorgen stehen die beiden Generale in Schierenbleeken, einem fiktiven Dorf auf dem Truppenübungsplatz. Der Leitende der Ausbildung weist sie in die Rahmenlage ein: Eine Patrouille will das Dorf passieren. Noch während der Anfahrt ereignet sich ein Anschlag, 13 Einwohner werden verletzt. Jetzt ist schnelles Handeln das Gebot der Stunde. Ein sehr anspruchsvoller Auftrag.
General Zorn beobachtet aufmerksam, wie die Einsatzkräfte bei diesem sogenannten Massenanfall von Verletzten vorgehen. „Es ist essentiell, dass die Soldaten gut ausgebildet sind und auch das nötige Material zur Verfügung haben“, sagt der Generalinspekteur. Ebenso wichtig ist ihm selbstverständlich, dass die Truppe für solche Szenarien auch personell gut aufgestellt ist. Der Kommandeur der Division Schnelle Kräfte (DSKDivision Schnelle Kräfte) in Stadtallendorf, Generalmajor Andreas Hannemann, erläutert, dass seine Einheit hier einen Vorteil habe, weil die Luftlandesanitätskomponenten in den Fallschirmjägerregimentern integriert seien.
Die Bundeswehr hat für das zweite Halbjahr 2020 ihre Beteiligung an der multinationalen European Union Battlegroup (EUBGEuropean Union Battlegroup 2020-2) zugesagt. Die eingemeldeten Kräfte umfassen ein verlegefähiges Hauptquartier (Forces Headquarters, FHQForce Headquaters) zur operativen Führung der gesamten Battlegroup sowie den Kern der infanteristischen Fähigkeit. Der Stab der DSKDivision Schnelle Kräfte stellt das FHQForce Headquaters, das Fallschirmjägerregiment 26 aus Zweibrücken den Kern der Eingreiftruppe.
Ortswechsel zum Ausbildungsplatz Stelter Hof: Hier hat die ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr der EUBGEuropean Union Battlegroup in Gegenmaßnahmen bei Bedrohung mit biologischen oder chemischen Kampfstoffen ausgebildet. Zorn spricht mit der Stationsleitenden. Und auch hier betont er: „Wir haben einen erfreulich professionellen Stand mit unserer ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrtruppe.“ Umso wichtiger sei es, mit der Weiterentwicklung Schritt zu halten und regelmäßig moderner zu werden.
An der EUBGEuropean Union Battlegroup beteiligen sich außer Deutschland acht weitere EUEuropäische Union-Mitgliedstaaten: Finnland, Irland, Kroatien, Lettland, die Niederlande, Österreich, Schweden und Tschechien. Kroatien ist etwa mit rund 230 Soldatinnen und Soldaten vertreten. Der Hauptteil des kroatischen Beitrages ist für das von Österreich gestellte Versorgungsbataillon vorgesehen. Ziel der Übung „European Falcon“ ist es, die Abläufe in der Zusammenarbeit zwischen der Battlegroup und dem Hauptquartier weiter zu optimieren. Sie ist als Zertifizierungsübung auf nationaler Ebene angelegt. Jedoch beteiligen sich auch irische, niederländische und tschechische Einheiten an der Übung; so sind die Niederländer beispielsweise mit Hubschraubern der Typen Chinook und Apache in Bergen vertreten und die Tschechen mit einer mechanisierten Infanteriekompanie. Das bietet gute Gelegenheiten, militärische Verfahrensweisen aufeinander abzustimmen, multinational zusammen zu arbeiten, vor allem aber sich kennenzulernen.
Genau das erleben der Generalinspekteur der Bundeswehr und der Chairman des EUMC bei ihrem Besuch in Bergen. „Was die Soldatinnen und Soldaten hier leisten, ist hoch professionell“, sagt Zorn. „Die multinationale Zusammenarbeit klappt ausgezeichnet.“ Graziano nickt zustimmend. Die EUBGEuropean Union Battlegroup habe eine große Bedeutung für die Glaubwürdigkeit Europas als „Sicherheitsprovider“, auch im Sinne einer europäischen Säule der NATONorth Atlantic Treaty Organization, betont der italienische General.
Die DSKDivision Schnelle Kräfte übt noch bis Ende des Monats auf dem Truppenübungsplatz Bergen und im Raum Celle-Munster. In der ersten Woche ging es im sogenannten „Combat Enhance Training“ und „Force Integration Training“ zum Beispiel um Konvoi-Ausbildung, sprich: um das Verhalten auf einem Straßenmarsch oder bei Bedrohung durch improvisierte Sprengfallen, um Sanitäts- und Schießausbildung sowie um die Zusammenarbeit mit Dekontaminierungsteams der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrtruppe.
In der zweiten Woche der „European Falcon 2019“ steht eine 72-stündige freilaufende Übung im Raum Bergen, Celle und Munster an. Hier werden dann alle Fähigkeiten in einem großen fiktiven Gefechtsszenar geübt, mit einem gemeinsamen taktischen Auftrag. Für die EUBGEuropean Union Battlegroup steht im ersten Quartal 2020 die internationale Zertifizierung an. Dies erfolgt während der Übung „European Challenge“. Ab Juli 2020 geht es dann in die „Stand-by Phase“.
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