Trotz des großen Entwicklungspotenzials Afrikas werfen Kriege und bewaffnete Konflikte den Kontinent immer wieder zurück. Von den weltweit 18 Kriegen und nahezu 200 gewaltsamen Konflikten im Jahr 2016 hat eine große Zahl in Afrika statt gefunden. Ob in Mali, Nigeria oder Sudan – in Somalia oder im Kongo: In vielen Teilen des Kontinents kam und kommt es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. Eine friedliche Beilegung der Konflikte scheitert an Grenzstreitigkeiten, politischen, religiösen oder ethnischen Spannungen, an der Unterdrückung von Minderheiten sowie am Streit um die Ressourcenverteilung. Der Klimawandel und das hohe Bevölkerungswachstum verschärfen die Lage zusätzlich.
Zu militärischen Auseinandersetzungen zwischen Staaten kommt es allerdings nur noch selten. Experten sprechen eher von Bürgerkriegen, „low intensity wars“ oder „neuen Kriegen“: Neben regulären Streitkräften kämpfen dort Rebellen, Milizen, Warlords, Terroristen und Kriminelle organisierter Syndikate.
Sie profitieren in weiten Teilen Afrikas vom Vakuum, das entsteht, wenn Staaten nicht in der Lage sind, ihre Bürger zu schützen und Sicherheit im eigenen Hoheitsgebiet zu gewährleisten. Oftmals fehlt es in diesen Staaten an guter Regierungsführung, Rechtssicherheit, politischer Teilhabe und einer Wohlstandsperspektive. Klar ist: Verliert der Staat sein Gewaltmonopol über weiter Teile seines Territoriums, übernehmen es andere.
Reguläre Streitkräfte werden durch Rebellen, Milizen, Warlords, Terroristen und Kriminelle organisierter Syndikate herausgefordert.
Gleichzeitig nimmt die Brutalität gegenüber der Zivilbevölkerung zu. Entgegen geltendem Völkerrecht kommt es immer wieder zu massiven Menschenrechtsverletzungen. Systematische Vertreibungen, sexuelle Gewalt oder die Zwangsrekrutierung Minderjähriger sind die Folge. Allein im Südsudan haben seit 2013 laut UNICEFUnited Nations International Children’s Emergency Fund 17.000 Kindersoldaten gekämpft.
Als besonders grausam bleibt in diesem Zusammenhang der Bürgerkrieg in Ruanda in Erinnerung, der 1994 in einen Genozid mündete. Über eine Millionen Menschen sind dort getötet worden. Der zweite Kongo-Krieg von 1998 bis 2003 hat Untersuchungen zufolge mehrere Millionen Opfer gefordert. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen liegen vier der sechs größten Herkunftsländer von Flüchtlingen in Afrika.
Nicht nur für die Menschen, auch für die Staaten selbst sind die Folgen der Konflikte auf ihrem Boden verheerend. Kriege zerstören die Infrastruktur, die natürlichen Ressourcen und wertvolle Kulturgüter. Sie werfen die staatliche Entwicklung oft um Jahrzehnte zurück.
Dies macht insbesondere der „Human Development Index“ der Vereinten Nationen sichtbar: Unter den 30 am wenigsten entwickelten Ländern der Welt listet er 28 afrikanische Staaten auf. Die Länder südlich der Sahara zählen weiterhin zu den ärmsten der Welt. Sie bilden gemeinsam die einzige Region, in der die Armut seit 1990 zugenommen hat.
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