Das Personal des College unterstreicht die deutsch-tansanische Partnerschaft.
Die Technische Beratergruppe der Bundeswehr in Tansania leistet einen wichtigen Beitrag für die Friedens- und Sicherheitsarchitektur in Afrika: Ihre Projekte stärken vor allem die Peacekeeping-Fähigkeiten der tansanischen Streitkräfte. 2015 wurde das Military College of Medical Science, an dem unter anderem Einsatzsanitäter ausgebildet werden, an die Tanzania People‘s Defence Force übergeben.
Tansanisches Tanzensemble.
Ngoma heißt die afrikanische Trommelmusik, zu der eine Tanzgruppe ihre Choreografie aufführt. Es ist ein landestypisches Ensemble zu besonderen Ereignissen und Zeremonien. Die Übergabe des Military College of Medical Sciences ist so ein Ereignis. Die Soldaten sowie die zivilen Mitarbeiter des Colleges schwenken kleine deutsche und tansanische Fähnchen, um den Verteidigungsminister des Landes, Hussein Ali Mwinyi, sowie den deutschen Botschafter, Egon Kochanke, zu begrüßen.
Von Deutschland geförderte KFZKraftfahrzeug-Ausbildungshalle.
Mit deutscher Unterstützung wurde in Lugalo am Rande Daressalams eine im Land einzigartige medizinische Ausbildungseinrichtung errichtet, die annähernd mit der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München vergleichbar ist. Rund drei Millionen Euro hat die Bundesregierung investiert. Nun verfügt die Tanzania People‘s Defence Force über einen Campus mit Auditorium, Bibliothek, Mensa und Unterkünften. 200 Studenten kann das College aufnehmen.
Auch wenn der eine oder andere Stein hier noch verlegt werden muss, solle die Ausbildung hier so bald wie möglich starten, sagt Stabsfeldwebel Thomas Hübner von der Beratergruppe der Bundeswehr in Tansania. Der Rettungsassistent präsentiert eine Ausstattung auf höchstem Niveau. Für das Notfalltraining wurden Ganzkörpersimulator-Puppen beschafft. „Das Beste, was man bekommen kann“, so Hübner. Auf einem Tablet startet er die Simulation eines Asthma-Anfalls: Die schwarze Puppe beginnt zu röcheln. In der Ausbildung müssen die Schüler dann die richtigen Schritte einleiten. Im College werden Ärzte, Krankenpflege- und Rettungsdienstpersonal sowie vor allem Einsatzmediziner aus- und weitergebildet.
„Unser gemeinsames Ziel ist die Förderung der Peacekeeping-Fähigkeiten der Tanzanian People’s Defence Force“, sagt Botschafter Kochanke in seiner Rede. Die tansanischen Streitkräfte beteiligen sich an Missionen der Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union und ihrer Regionalorganisationen. Mit dem Ausstattungshilfeprogramm der Bundesregierung für ausländische Streitkräfte werden im Sinne der Afrikapolitischen Leitlinien ausgesuchte Partner befähigt, einen Beitrag zu Frieden und Sicherheit in Afrika zu leisten. Die Federführung obliegt dem Auswärtigen Amt, das die Projekte auch finanziert. Für die Durchführung ist das Verteidigungsministerium verantwortlich. Die Lieferung von Waffen und Munition gehört nicht zum Programm.
Die Beratergruppe der Bundeswehr in Tansania unterstützt das Militärhospital in Lugalo.
Bei der Übernahme eines gemeinsamen Projekts werden die tansanischen Partner nicht allein gelassen. Die Mitglieder der Beratergruppe stehen auch für die Nachsorge zur Verfügung. Sie unterstützen bei der Reparatur und Beschaffung von Ersatzteilen, wenn nötig auch vor Ort. Dann fahren sie mit dem Land Rover tief ins Landesinnere oder fliegen auf die Insel Pemba, wo Ende April ein Medical Diagnostic Center eröffnet wurde.
Zum Military College of Medical Science haben es die deutschen Soldaten nicht weit: Sie haben ihre Büros in der Kaserne einer tansanischen Instandsetzungseinheit in Lugalo, nur wenige hundert Meter entfernt. Synergieeffekte versprechen sich die Berater für das ebenfalls in der Nähe befindliche zentrale Militärkrankenhaus der tansanischen Streitkräfte. Hier kümmert sich der Medizintechniker, Hauptfeldwebel Andreas Josten, derzeit um den Sterilisator. Schon zweimal hat er ihn zerlegt und entkalkt. Nach einer Umrüstung soll er mit destilliertem Wasser betrieben werden.
Deutsche Soldaten beraten bei der Ausbildung.
„Die Soldaten – sehr erfahrene Haupt-, Stabs- und Oberstabsfeldwebel – sind Fachleute für Medizin-, KfzKraftfahrzeug- und Bautechnik, die als Projektleiter direkte Verantwortung tragen oder vor dem Hintergrund ihrer Fähigkeiten Projekten zuarbeiten“, erklärt Oberstleutnant Thomas Nalbach, Leiter der achtköpfigen Gruppe. Als German Armed Forces Technical Advisory Group dienen die Soldaten bis zu vier Jahre im Partnerland und können ihre Familien mitnehmen.
Das haben auch Stabsfeldwebel Rainer Zielke und Hauptfeldwebel René Kuhlmann gemacht. Die beiden KfzKraftfahrzeug-Meister begleiten im Technical Vocational Training Center die Ausbildung für Karosseriebauer, KfzKraftfahrzeug-Mechaniker und KfzKraftfahrzeug-Elektriker beratend. Die Halle wird gerade nach den im September dieses Jahres abgeschlossenen Bauarbeiten in Betrieb genommen und verfügt sogar über zwei Bremsenprüfstände.
Stabsfeldwebel Zielke macht die Arbeit mit den tansanischen Soldaten viel Spaß. „Sie sind Meister im Improvisieren“, sagt er. Angesichts der Straßenverhältnisse und logistischen Herausforderungen in Afrika ist das eine hervorragende Eigenschaft. Die tansanische Armee hat viele Gelände-LKWLastkraftwagen und Sanitäts-Unimogs aus Überschussbeständen der Bundeswehr erhalten. Diese hätten sich bewährt. Aber die tansanischen Soldaten müssen in der Lage sein, die Fahrzeugflotte sowohl im Alltag als auch in Peacekeeping-Missionen und humanitären Hilfseinsätzen zu warten und instandsetzen zu können. „Sie müssen im Einsatz schrauben können.“, bringt es Zielke auf den Punkt. Das ist wirksame Hilfe zur Selbsthilfe auf unterster Ebene.
Im College werden Ärzte, Krankenpflege- und Rettungsdienstpersonal sowie vor allem Einsatzmediziner aus- und weitergebildet.
2009 hat die Gruppe mit dem Aufbau von mobilen Sanitätseinrichtungen für die tansanischen Streitkräfte begonnen. Bei UNUnited Nations-Missionen zunächst in Darfur (UNAMIDNations-African Union Hybrid Mission in Darfur) und dann im Ost-Kongo (MONUSCOMission de l’Organisation des Nations Unies en République Démocratique du Congo) wurden diese Mobile Medical-Care-Units bereits eingesetzt. Um eine weitere MMCUMobile Medical-Care-Units für den UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan-Einsatz im Süd-Sudan kümmert sich augenblicklich Stabshauptmann Bernd Groenewald, der momentan noch auf die Einzellieferungen wartet und die vorbereitete Ausbildung an den Mann bringen möchte.
Schritt für Schritt werden also auch hier die Fähigkeiten der tansanischen Armee verbessert. Mithilfe eines Feldlagerbetriebsmoduls soll eine MMCUMobile Medical-Care-Units autark betrieben werden. Das bedeutet, dass Zelte, Sanitäreinrichtungen, Strom- und Wasserversorgung aufgebaut, bedient und vielleicht auch instandgesetzt werden müssen. Wie das geht, werden die tansanischen Kameraden vor allen Dingen von Stabsfeldwebel Martin Bigus erlernen, der für dieses Projekt verantwortlich ist.
Symbolische Schlüsselübergabe für das College.
Für Klaus Wurzel aus dem Verteidigungsministerium sind es „Vorzeigeprojekte im Bereich des afrikanischen Peacekeepings“. Mehrmals im Jahr informiert er sich vor Ort über die GAFTAGGerman Armed Forces Technical Advisory Group-Projekte und begleitet auch Mitglieder des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags bei deren parlamentarischen Kontrollreisen zu den Beratergruppen der Bundeswehr.
Oberstleutnant Manfred Permanseder ist anlässlich der Übergabe des Colleges ebenfalls nach Tansania gereist und lobt die nachhaltige Unterstützung, die die Beratergruppe leistet. „Hier wird kein Projekt-Hopping betrieben“, betont der Referent für Fragen der Krisenprävention im Auswärtigen Amt. Die Maßnahmen seien hervorragend miteinander verknüpft und bauten aufeinander auf, sagt er. Die Kooperation mit den tansanischen Streitkräften funktioniere sehr gut.
Am Tag nach der Übergabe hat die deutsche Delegation in der Botschaft in Daressalam mit Vertretern der TPDFTanzanian People’s Defence Force eine Absichtserklärung für die weitere gemeinsame Projektzusammenarbeit unterzeichnet. Neue Projekte werden für die Zeit ab 2017 für vier weitere Jahre gemeinsam mit dem Partner geplant und umgesetzt. Tansania soll also auch in den nächsten Jahren zu den Teilnehmerstaaten des Ausstattungshilfeprogramms gehören.
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