Nach mehr als vier Jahrzehnten Dienstzeit meldet sich General Eberhard Zorn bei der Truppe ab und verabschiedet sich in den Ruhestand. Beim Großen Zapfenstreich ihm zu Ehren blickte er auf seine Zeit vom ersten bis letzten Tag in der Bundeswehr zurück und dankte seinen zahlreichen Weggefährten für die Kameradschaft und Unterstützung.
„Wir würdigen nicht nur Ihre fünf Jahre als 16. Generalinspekteur der Bundeswehr, sondern blicken auf viereinhalb Jahrzehnte einer erfolgreichen Laufbahn in der Bundeswehr zurück“, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius.
1978 Diensteintritt an der Artillerieschule in Idar-Oberstein. Zeit des Kalten Krieges und der damaligen Ost-West-Konfrontation. 1991 nationaler und anschließend französischer Generalstabslehrgang, die Bundeswehr befand sich nach dem Mauerfall im Umbruch zur Armee der Einheit. Einsätze auf dem Balkan, Wandel der Bundeswehr zur Einsatzarmee: All das hat General Zorn hautnah miterlebt.
Die Fackelträger beim Großen Zapfenstreich für den ehemaligen Generalinspekteur Eberhard Zorn
„Als Generalinspekteur konnten Sie jedoch noch nicht ahnen, welche enormen Aufgaben die folgenden Jahre für die Bundeswehr und damit auch für Sie parat hatten“, fügte Pistorius hinzu. Corona-Pandemie, Ende des Afghanistan-Einsatzes, die militärische Evakuierungsoperation der Bundeswehr am Flughafen in Kabul, die Flut im Ahrtal und nicht zuletzt der Angriffskrieg gegen die Ukraine – eine gewaltige Zäsur für die europäische Friedensordnung, für Deutschland und auch für die Bundeswehr. Und schließlich die Zeitenwende, an deren Umsetzung Zorn zentral beteiligt war – eine Zeit unterschiedlichster Herausforderungen.
Parallel zu all diesen Geschehnissen stand ein Dauerbrenner besonders im Fokus: die Bundeswehr so auszustatten, dass sie wieder in Gänze einsatzfähig wird. „Dabei haben Sie die Ausrüstungsmängel klar adressiert und deutlich gemacht, was die Truppe braucht – beispielsweise durch Ihre klare Position für die Beschaffung von bewaffneten Drohnen.“ Der Schutz unserer Soldatinnen und Soldaten habe für Zorn laut Verteidigungsminister jederzeit Priorität gehabt. Stets habe er außerdem das Ziel vor Augen gehabt, das passende Personal für die Bundeswehr zu gewinnen.
„Bei all diesen Herausforderungen ist Ihnen gelungen, was einen General besonders auszeichnet: die Nähe zur Truppe zu suchen und zu leben. Sie haben den offenen Austausch und eine klare Sprache gepflegt, sich die Anliegen der Soldatinnen und Soldaten zu Herzen genommen.“
Zorn könne mit Stolz auf seine Leistung blicken. Insbesondere, weil er sich bei alldem seine freundliche und fröhliche Art, die saarländische Gelassenheit, die menschliche Offenheit und Zuverlässigkeit bewahrt habe. „Sie haben Kameradschaft gelebt! Für Ihren Einsatz in den vergangenen Jahrzehnten möchte ich Ihnen meinen Respekt aussprechen und mich persönlich bei Ihnen und auch bei Ihrer Frau und Ihrer Familie bedanken.“
Zorn dankte dem Minister für die Bilanzierung seiner Amtszeit und die fünfjährige Zeit als Generalinspekteur. Über den Großen Zapfenstreich, „diesen schönen, traditionellen Abschied aus unserer Bundeswehr mit einer großen Anzahl an Gästen“, freute er sich sehr. Zahlreiche Ministerinnen und Minister, Abgeordnete, die Wehrbeauftragte, Exzellenzen und Eminenzen, viele Kameraden, Amtskollegen und -kolleginnen sowie Freunde waren gekommen, um General Zorn zu verabschieden.
„Fast 45 Jahre im Dienst für die Bundeswehr, für unser Land, fast fünf Jahre im Amt des Generalinspekteurs – meine persönliche Rückschau führt mich zu der Frage, warum ich 1978 zur Bundeswehr gegangen bin: Ich wollte früh Führungsaufgaben übernehmen, erwartete Kameradschaft, suchte international geprägte Aufgaben – dieses Paket bot die Bundeswehr.“
Führungsverantwortung tragen, Menschen führen, das habe ihn geprägt – und das habe er nie als Belastung empfunden. „Auch nicht als Generalinspekteur. Und es war die richtige Entscheidung, den Generalinspekteur zum truppendienstlichen Vorgesetzten aller Soldaten zu machen und damit aus dem Haus Truppenführung und militärischen Ratschlag aus einer Hand zu ermöglichen“, so Zorn. Führung sei für ihn mehr als Steuern, Koordinieren und Fachaufsicht.
„Kameradschaft erlebte ich vom ersten Tag an“, so Zorn. Und diese halte ein Leben lang. Gemeinsame Erlebnisse seit mehreren Jahrzehnten, regelmäßige Treffen, auch mit den Familien, das sei ein großes Geschenk. Ebenso wie die Möglichkeit, international zu arbeiten, dafür dankte Zorn dem Verteidigungsminister. Dank sprach er darüber hinaus allen aus, die ihn während seiner Laufbahn vertrauensvoll unterstützt haben – insbesondere General Markus Laubenthal, den Stellvertreter des Generalinspekteurs. „Markus, du bist die Spinne im Netz.“
„In der Summe kann ich also feststellen: Meine persönlichen Ziele aus 1978 habe ich erreicht, in einem Maße, das ich nicht erwartet hätte. Das erfüllt mich auch mit Demut und mit Dankbarkeit. Mein Erfolg wäre allerdings nicht möglich gewesen ohne die Mannschaft um mich herum, ohne das offene und ehrliche Gespräch im jeweiligen Team“, betonte Zorn.
Mit Blick in die Truppe sagte er: „Unsere Soldatinnen und Soldaten haben alle Aufträge erfüllt, mit hoher Motivation, Können, Empathie, Engagement, Improvisationsfähigkeit und unter großen Belastungen für sich und ihre Angehörigen. Viele sind in den Einsätzen gefallen, sind in Ausübung ihres Dienstes ums Leben gekommen. Die Gefallenen und Toten haben mich in den 45 Jahren begleitet. Die Erinnerung an sie bleibt.“
„Für alle Einsätze beschäftigen mich noch immer die Fragen: Haben wir uns die richtigen Ziele gesetzt? Was setzen wir dem zunehmenden Einfluss Russland und China strategisch entgegen?“ Mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geriet die europäische Friedensordnung stark unter Druck. „Wir sind schon in die richtige Richtung abgebogen, es bleibt aber noch eine Menge zu tun.“ Sein Dank ging auch an General Breuer. Ihm wünsche er alles Gute, viel Erfolg und Soldatenglück.
Gerade angesichts der Vollinvasion in der Ukraine und in Bezug auf die Hilfe bei Naturkatastrophen und die Pandemie stellte General Zorn fest, dass „unsere Führungskräfte und unsere Truppen aller Ebenen ohne großen Planungsvorlauf führen und entscheiden können, sie können Krise. Dafür sind wir top ausgebildet. Mit einem gemeinsamen Ziel: den Auftrag erfüllen.“
Zuletzt wünschte General Zorn der Bundeswehr alles Gute für die Zukunft und viel Erfolg, für alle Einsätze und Missionen – insbesondere für den bevorstehenden Abzug aus Mali – sowie allen Kameradinnen und Kameraden eine gesunde Rückkehr an Leib und Seele. „Ich melde mich ab.“
1.Stück: Hinterm Horizont von Udo Lindenberg. Im Blick zurück erinnert es an die Wiedervereinigung. Und es gibt einen Blick nach vorne: Es geht weiter, es gibt ein Leben nach dem aktiven Dienst in der Bundeswehr. 2.Stück: Gabriel's Oboe von Ennio Morricone. General Zorns Frau hat sich das Lied gewünscht. Damit einher geht der Dank an seine Frau und seine Familie, die ihn immer im Hintergrund unterstützt haben. 3.Stück: Etwas Fetziges. Final Countdown von Europe. Die Uhr zählt runter. Und dann fliegt die Rakete in den Weltraum, die Welt und Europa bleiben zurück. Gestalten wir alles weiter, vor allem: mit Optimismus. |
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