Zur Würdigung seines unermüdlichen Einsatzes für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte wurde Kyjiws Bürgermeister Vitali Klitschko am 1. Juni 2025 der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis der Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen verliehen. Die Laudatio anlässlich der Verleihung in der Frankfurter Paulskirche hielt Verteidigungsminister Boris Pistorius.
Als Weltmeister im Schwergewicht war er einer der erfolgreichsten Profiboxer seiner Zeit. „In 47 Profikämpfen ging er kein einziges Mal zu Boden“, so Verteidigungsminister Pistorius. Vitali Klitschkos Schlagkraft beschränkte sich jedoch nicht nur auf den Boxring: Als Bürgermeister der Stadt Kyjiw nutzte er seine Popularität vor allem, um Aufmerksamkeit auf die Ukraine zu lenken – ein Land, das seit Jahrzehnten um seine Souveränität, seine demokratische Identität und seine Freiheit kämpft, seit der Invasion Russlands am 24. Februar 2022 in einem aufgezwungenen erbarmungslosen und brutalen Krieg. Nun werden Klitschkos Verdienste für Menschlichkeit und Solidarität gewürdigt.
Er ist ein Mann, der sich entschieden hat, Verantwortung zu übernehmen – für seine Heimat, für seine Brüder, für seine Schwestern, für seine Mitmenschen, für Freiheit und Menschenrechte.Verteidigungsminister Boris Pistorius
Als zentrale Figur im politischen Leben der Ukraine habe Vitali Klitschko immer an vorderster Front im Kampf gegen Korruption, für Rechtsstaatlichkeit und für eine demokratische Zukunft seines Landes gestanden. Inmitten des Krieges, der 2022 mit der russischen Vollinvasion eskalierte, zeige der ehemalige Profiboxer außergewöhnlichen Mut und unerschütterliche Entschlossenheit. „Mit deiner entschlossenen Art, Herausforderungen anzugehen, hast du Lösungen für die neue, die brutale Realität des Krieges geschaffen“, so Minister Pistorius in seiner Laudatio.
In den Tagen des andauernden Beschusses, der Bombenangriffe und Blackouts habe Klitschko Wege gefunden, um die Energie- und Wasserversorgung in der ukrainischen Hauptstadt bestmöglich aufrechtzuerhalten. „In deiner Stadt warnt eine App vor Luftangriffen und zeigt den Weg zum nächsten Luftschutzbunker oder Schutzraum auf. Bunker, in denen es kostenfreies WLAN gibt, um mit Freunden und Angehörigen in Kontakt bleiben zu können.“
In jenen dunklen Tagen des Krieges sei Klitschko als Symbol für Widerstand und Hoffnung aufgetreten. Kyjiw habe standgehalten, weil seine Einwohnerinnen und Einwohner,aber auch Klitschko als ihr Bürgermeister standhaft geblieben seien. „Während um euch herum Zerstörung und Angst herrschten, hast du über Menschlichkeit, über Zusammenhalt und über das Recht auf ein Leben in Freiheit gesprochen. Du gabst Hoffnung, motiviertest zum Zusammenhalt und zum Durchhalten – und tust das bis heute“, so Pistorius.
„Tag für Tag versuchst du, Menschen in Kyjiw ein Stück Normalität zurückzugeben. Trotz des anhaltenden Krieges treibst du den Wiederaufbau voran. Du willst öffentliche Plätze neugestalten, den Kulturreichtum bewahren und schützen, Perspektiven schaffen.“ Klitschko, so der Minister, habe den Glauben an einen Sieg gegen Russland nie verloren. „Du bist bereit, für die Ukraine, für die Freiheit und deine Mitmenschen zu kämpfen.“
Vitali Klitschko, unterstrich Pistorius, sei zu einer der wichtigsten Stimmen der Ukraine geworden. Unermüdlich werbe er für internationale Unterstützung und für Solidarität: „Mit klaren Worten erinnerst du daran, dass die Ukraine nicht nur sich selbst verteidigt, sondern uns alle. Unseren Frieden, unsere Freiheit in Europa, unsere Demokratie und unsere Rechtsstaatlichkeit oder kurz: unsere Art zu leben.“
Klitschko, so der Minister, habe sich entschieden, nicht tatenlos zuzusehen, sondern aktiv Verantwortung zu übernehmen. Sein tägliches Engagement helfe den Menschen in Kyjiw, diesen schrecklichen, brutalen Krieg zu überstehen. Sein Mut, seine Standhaftigkeit und sein Durchhaltevermögen verdienten unseren Respekt, unsere Anerkennung und mehr als das: unsere Dankbarkeit und Unterstützung. „Dein Mut inspiriert – weit über die Grenzen der Ukraine hinaus. Deine Worte und Taten machen einen Unterschied. Du kämpfst weiter zu einem Zeitpunkt, an dem andere längst aufgegeben hätten. Dein Glaube an eine friedliche und demokratische Ukraine ist unerschütterlich“, betonte Pistorius.
Franz Werfel und Vitali Klitschko verbinde vor allem ihre Fähigkeit, zum Handeln zu motivieren. Sie erinnerten daran, dass es nicht ausreiche, sich Ungerechtigkeit bewusst zu sein. „Es braucht Haltung und es braucht Menschen, die aktiv werden“, appellierte Pistorius zum Ende seiner Laudatio.
Der Franz-Werfel-Menschenrechtspreis wird an Einzelpersonen, gelegentlich aber auch an Initiativen oder Gruppen verliehen, die sich gegen die Verletzung von Menschenrechten durch Völkermord, Vertreibung und die bewusste Zerstörung nationaler, ethnischer, rassischer oder religiöser Gruppen gewandt haben. Unter den Preisträgerinnen und Preisträgern sind beispielsweise der ehemalige deutsche Bundespräsident Joachim Gauck oder die Schriftstellerin und Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller.
Franz Werfel – die Stimme der Menschlichkeit Konflikte, Unrecht und Schweigen: Unruhige Zeiten prägten die Lebensbedingungen Franz Werfels (1890-1945). Der österreichisch-jüdische Schriftsteller setzte sich zeitlebens für die Rechte der Unterdrückten und die Wahrung der Menschenwürde ein. In seinen Werken wies er immer wieder auf die Verantwortung des Einzelnen hin. In einer Zeit, in der das Schweigen oft als Zustimmung galt, erhob er seine Stimme für die Schwachen und Unterdrückten. |
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