Ein Blick in die Ukraine und nach Nahost zeigt: Die Bedrohung durch Raketen und bewaffnete Drohnen hat ein neues Ausmaß erreicht. Am 14. Mai 2024 sprach Verteidigungsminister Boris Pistorius dazu auf dem International Strategic Air Defence Symposium in Berlin. Internationale Expertinnen und Experten diskutieren dort die neuesten Entwicklungen im Bereich der Luftverteidigung.
Meiner Meinung nach war die Notwendigkeit einer glaubwürdigen und robusten Luftverteidigung noch nie so wichtig wie heute. Ich glaube, dass die Luftverteidigung ein wesentliches Element der allgemeinen Abschreckung und Verteidigung der NATONorth Atlantic Treaty Organization ist.Verteidigungsminister Boris Pistorius
Pistorius nahm in seiner Rede zu Beginn der Veranstaltung vor allem Bezug auf die aktuelle Lage in der Ukraine und in Israel. „Wir erleben eine Zeit beispielloser technologischer Fortschritte und zunehmender Sicherheitsherausforderungen durch Krisen, Konflikte und Kriege auf der ganzen Welt. Während wir hier sprechen, kämpft die Ukraine um ihre Existenz“, so der Minister. Jeden Tag feuere Russland Drohnen und Raketen auf ukrainische Städte, Dörfer und Infrastruktur. „Ukrainerinnen und Ukrainer, ob Kinder, Soldatinnen oder Soldaten, können sich zu keiner Zeit sicher fühlen. Sie leben in konstanter Angst, vor allem vor der Gefahr von oben“, so Pistorius.
Gleiches gelte für Israel, wo die Menschen schon seit Langem mit der permanenten Bedrohung aus der Luft lebten, die erst vor wenigen Wochen in dem groß angelegten Angriff aus dem Iran gipfelte. Über 300 Drohnen und Raketen wurden vom iranischen Regime abgefeuert und durch Israels Luftverteidigung erfolgreich abgefangen. Diese Beispiele demonstrierten die Bedeutung einer gut funktionierenden Luftverteidigung. Nun stelle sich unter anderem die Frage, wie Luftverteidigung in den gesamten Fähigkeitsmix der NATONorth Atlantic Treaty Organization – offensiv, defensiv, konventionell und nuklear – passe.
„Heute und in den kommenden Jahren wird es darauf ankommen, die richtigen Fähigkeiten zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu haben. Daher freue ich mich, dass so viele von Ihnen unserer Einladung gefolgt sind. Damit wir gemeinsam darüber nachdenken können, wie wir am besten für mehr Sicherheit in unserem Luftraum sorgen können“, so der Minister. Denn bei Luftverteidigung gehe es vor allem um Schutz: „Schutz für unsere Truppen vor Ort ebenso wie für unsere Bürgerinnen und Bürger auf der Straße.“
Dieser Beitrag wird nicht dargestellt, weil Sie X in Ihren Datenschutzeinstellungen deaktiviert haben. Mit Ihrer Zustimmung aktivieren Sie alle X Posts auf bmvg.de.
Das International Strategic Air Defence Symposium (ISADS) findet am 14. und 15. Mai 2024 in Berlin statt. Ziel ist neben dem fachlichen Austausch von internationalen Expertinnen und Experten aus allen Bereichen der Luftverteidigung auch die Diskussion aktueller und neuer Entwicklungen. Geplant sind Panels zu den Themen „360-Grad-Bedrohung“, „Glaubwürdige Abschreckung“ sowie „Der (Luft-)Krieg von morgen – was lernt Russland aus dem Ukraine-Krieg?“
Eröffnet wurde das Symposium am 14. Mai durch Verteidigungsminister Boris Pistorius und den stellvertretenden Abteilungsleiter Politik im BMVgBundesministerium der Verteidigung, Generalmajor Stefan Schulz, im Gästekasino des Berliner Bendlerblocks.
Das europäische Sicherheitsumfeld hat sich in den vergangenen Jahren fundamental verändert. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, aber auch der Nahost-Konflikt oder der Angriff Irans auf Israel zeigen, wie wichtig Luftverteidigung heute ist und wie solchen Attacken erfolgreich begegnet werden kann: Den bestmöglichen Schutz verspricht eine integrierte Luftverteidigung, wie sie in der NATONorth Atlantic Treaty Organization bereits Standard ist.
Die Ausrichtung des Symposiums in Berlin ist Teil des Bestrebens Deutschlands, die Leistungsfähigkeit der NATONorth Atlantic Treaty Organization zu verbessern. Das Symposium gibt Raum, gemeinsam die besten Lösungsansätze für eine wirksame Verteidigung und Abschreckung im Bündnis zu finden. Expertinnen und Experten aus Europa und den USA kommen zusammen, um zu diskutieren, wie die NATONorth Atlantic Treaty Organization ihren Luftraum am besten verteidigen kann.
„Die Bedeutung der Luftraumsicherheit ist größer denn je und wird es auch weiterhin sein. Lassen Sie uns gemeinsam für die Sicherheit unseres Luftraumes sorgen. Für unsere Freunde in der Ukraine sowie für unsere Bürgerinnen und Bürger“, forderte Pistorius mit Blick auf die bevorstehende Veranstaltung.
Von Raketen, Mörsern, Artillerie und Drohnen bis hin zu Helikoptern, Flugzeugen und Marschflugkörpern: Luftverteidigung meint den Schutz vor allen Bedrohungen aus der Luft – und die sind vielfältig.
Dafür gibt es verschiedene militärische Systeme mit unterschiedlichen Reichweiten. Integrierte Luftverteidigung besteht aus einem Gesamtwirkverbund von Aufklärungsmitteln, Führungseinrichtungen, luftgestützten Mitteln – sprich Kampfflugzeugen – und bodengestützten Systemen.
Mit der bodengebundenen Luftverteidigung, beispielsweise mit dem Waffensystem PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target, können Objekte, kritische Infrastruktur, bestimmte Räume oder beweglich geführte Operationen von Streitkräften geschützt werden. Die Luftverteidigung der Bundeswehr findet ausschließlich im NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verbund statt.
In ihrem Verteidigungskampf gegen den russischen Aggressor unterstützen die NATONorth Atlantic Treaty Organization und ihre Partner die Ukraine unablässig mit Waffensystemen und Munition – das hat auch für Pistorius oberste Priorität. Vor allem der Bedarf an Luftverteidigungssystemen ist immens. Erst im vergangenen Monat hatte der Verteidigungsminister die Lieferung eines dritten PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-Systems angekündigt. Darüber hinaus beteiligt sich Deutschland aktiv an diversen multinationalen Initiativen und übernimmt dort in besonderem Maße Verantwortung.
Gemeinsam mit Frankreich hat Deutschland die Führung der Fähigkeitskoalition Luftverteidigung innerhalb der UDCGUkraine Defence Contact Group übernommen. Zusammen mit dem Auswärtigen Amt hat das BMVgBundesministerium der Verteidigung außerdem die Initiative Immediate Action on Air Defence (IAADImmediate Action on Air Defense) ins Leben gerufen, die die Ukraine mit weiteren Luftverteidigungssystemen unterstützen soll. Partner können sich hier entweder mit Systemen oder finanziell einbringen und so dazu beitragen, dass die Ukraine Material kaufen kann oder Lieferungen anderer Partner kompensiert werden. Diverse Länder haben ihre Teilnahme bereits signalisiert.
Die aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen zeigen auch, was Deutschland und seine Verbündeten selbst zu tun haben: eine schnelle und umfassende Erhöhung der eigenen Luftverteidigungssysteme und Bestände. Um die Zeitpläne der Industrie zu verkürzen und die Beschaffung zu beschleunigen, hat Deutschland die European Sky Shield Initiative ins Leben gerufen. ESSIEuropean Sky Shield Initiative ermöglicht den teilnehmenden Nationen die gemeinsame Beschaffung eines Luft- und Raketenabwehrsystems auf effiziente und kostengünstige Weise durch interoperable Standardlösungen. Bisher haben sich 21 europäische Staaten für den Beitritt entschieden – ein kräftiger Schub für Abschreckung und Verteidigung der NATONorth Atlantic Treaty Organization.
Inhalte teilen via