Das Verteidigungsministerium hat seit Mitte Oktober eine eigene Datenstrategie – und führt damit als erstes Ministerium einheitliche Verfahren zur Verwaltung und Nutzung von Informationen für den gesamten Geschäftsbereich ein. Verantwortlich für die Umsetzung ist Chief Data Officer Lutz Wenzel. Wir haben mit ihm über seine Pläne gesprochen.
Ich verantworte im Kern die Bereitstellung von qualitätsgesicherten Daten. Der Chief Data Officer oder CDO macht Vorgaben für das ganzheitliche Datenmanagement von Bundeswehr und Ministerium. Ich lege Verantwortlichkeiten für den Umgang mit Daten fest und mache Vorgaben für die Regeln der Datennutzung. Natürlich werden auch die Bestimmungen zur Informationssicherheit berücksichtigt. Das operative Datenmanagement erfolgt dann innerhalb der von mir festgelegten Verantwortlichkeiten.
Wir sind meines Wissens nach das erste Ministerialressort, das eine eigene Datenstrategie entwickelt hat. Grundlage ist die Datenstrategie der Bundesregierung aus dem Januar 2021. Die Datenverwaltung der Bundeswehr erfolgt derzeit im Wesentlichen in der SASPFStandard-Anwendungs-Software-Produkt-Familie, den Standard-Anwendungs-Software-Produkt-Familien. In den letzten Jahren wurden hier sehr gute Grundlagen für das Datenmanagement erarbeitet. Insbesondere in der Materialhaltung der Waffensysteme konnte die Datenqualität verbessert werden. Darauf werden wir aufbauen.
Durch die Digitalisierung werden Daten zum wesentlichen Rohstoff der Bundeswehr. Wir müssen auch außerhalb der SASPFStandard-Anwendungs-Software-Produkt-Familie auf unsere Daten vertrauen und auf ihrer Basis Entscheidungen fällen können. Im Extremfall hängen die Gesundheit und das Leben unserer Soldatinnen und Soldaten von der Güte der Daten ab. Das geht weit über das hinaus, was wir bisher machen, und muss übergreifend für die ganze Bundeswehr gesteuert werden. Zum Beispiel müssen Daten durch das sogenannte Data Sharing für andere Nutzer in der Bundeswehr zugänglich gemacht werden. Das erfordert eine einheitliche Datenarchitektur. Nur so können wir die Möglichkeiten von Big Data und Künstlicher Intelligenz für die Truppe nutzbar machen.
Wir haben Maßnahmenpakete für vier Handlungsbereiche erarbeitet: Wir wollen die Data Governance etablieren, die Datenqualität sichern, eine datenorientierte Organisationskultur stärken und Innovationen ermöglichen. Dabei gehen wir nach dem Prinzip „zentral steuern, dezentral umsetzen“ vor. Entscheidend für unsere Pläne ist, die Mitarbeitenden für die anstehenden Aufgaben zu begeistern. In den nächsten Jahren müssen wir kontinuierlich an dem Thema dranbleiben: Es steht harte Arbeit an. Wir wollen aber auch schon in naher Zukunft einen punktuell sichtbaren Mehrwert erzeugen. Der Startschuss für die Umsetzung der Datenstrategie fällt am 16. November: Dann tagt das CDO-Beratungsgremium zum ersten Mal.
Entscheidend für die Umsetzung der Datenstrategie sind die Mitarbeitenden in der Prozessorganisation und die Experten in den Organisationsbereichen. Der kompetente Umgang mit Daten steht im Zentrum unserer Anstrengungen. Wir werden in die Fähigkeiten der Bundeswehrangehörigen investieren, Daten zu verarbeiten, zu bewerten und anzuwenden. Dafür wird die Aus- und Weiterbildung weiterentwickelt. Erste organisatorische Anpassungen wie beispielsweise die Einrichtung des virtuellen Data Governance Office der Bundeswehr (DGOBw) wurden angestoßen, weitere Anpassungen werden schrittweise angegangen.
Wir planen unter anderem den Aufbau eines Verbundes von Datenlaboren und die Anbindung eines offenen Datenraumes für das Softwarekompentenzzentrum der Bundeswehr. Der Übergang zu einer gemeinsamen Datenverwaltung ist sicher eine Herausforderung, aber dieser Weg muss gegangen werden. Es ist wichtig, ein übergreifendes Datenmanagement in der Bundeswehr zu etablieren.
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