Der nächste Meilenstein zur dauerhaften Stationierung von rund 5.000 Bundeswehrangehörigen im Baltikum ist erreicht. Bereits am 1. April war die Panzerbrigade 45 als Kern der Brigade Litauen in Dienst gestellt worden – nun folgte der offizielle Aufstellungsappell in Vilnius. Dafür reiste auch Bundeskanzler Friedrich Merz nach Litauen.
Deutschland und Litauen hatten die dauerhafte Stationierung einer Kampfbrigade der Bundeswehr an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Flanke im Baltikum 2023 vereinbart. Der Verband ist Teil der kollektiven Abschreckungsmaßnahmen in Osteuropa, die das transatlantische Bündnis nach der russischen Invasion in der Ukraine 2022 verstärkte.
Die Alliierten arbeiten seitdem mit Hochdruck an der Umsetzung ihres Gemeinschaftsprojekts. Während Deutschland die Truppen stellt, sorgt Litauen für die militärische Infrastruktur. Die Brigade wird drei gepanzerte Kampftruppenbataillone ins Feld führen können: Zwei bislang in Deutschland stationierte Heeresbataillone werden auf Dauer nach Litauen entsandt. Als drittes Bataillon verstärkt die Multinational Battlegroup Lithuania den Großverband. Dabei handelt es sich um die ehemalige enhanced-Forward-Presence-Battlegroup der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Sie steht unter deutschem Kommando und ist bereits seit 2017 in Litauen aktiv. Ende 2027 soll die Brigade dann schließlich voll einsatzbereit sein.
Deutschland nimmt seine Verantwortung ernst. Wir stehen zu unserem Wort und wir stehen zu unseren Freunden. Immer.Verteidigungsminister Boris Pistorius beim Aufstellungsappell der Brigade Litauen am 22. Mai 2025
400 Angehörige der Brigade sind bereits in Litauen stationiert. Sie traten mit ihren aus Deutschland angereisten Kameradinnen und Kameraden auf dem Kathedralenplatz von Vilnius an. Abordnungen der litauischen Streitkräfte und der US-Armee komplettierten die Formation. Zuvor hatten die Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland an einem Gottesdienst in der St.-Ignatius-Kathedrale teilgenommen. Unter den Gästen in der Garnisonskirche der litauischen Streitkräfte waren auch viele Familien der Bundeswehrangehörigen.
Wie wichtig die Brigade für den baltischen Staat ist, zeigte das Interesse seiner Bürgerinnen und Bürger: Schaulustige säumten den Kathedralenplatz, das Fernsehen sendete live. Teile des Stadtzentrums wurden wegen der prominenten Gäste in eine Sicherheitszone verwandelt: Neben dem litauischen Präsidenten Gitanas Nausėda und seiner Verteidigungsministerin Dovilė Šakalienė nahmen auch Bundeskanzler Friedrich Merz und Verteidigungsminister Boris Pistorius aus Deutschland an dem geschichtsträchtigen Ereignis teil.
Die Anwesenheit des Bundeskanzlers unterstrich die große Bedeutung, die die Brigade Litauen auch für Deutschland und die Bundeswehr hat. Sie ist eines der Leuchtturmprojekte des sicherheitspolitischen Paradigmenwechsels, der durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgelöst worden war. Nie zuvor hatte die Bundeswehr ein derart komplexes Projekt in Angriff genommen – und niemals zuvor gab es derart enge Zeitlinien für die Umsetzung.
Heute sei ein besonderer Tag, sagte Litauens Präsident Nausėda. „Europa antwortet auf die größte Herausforderung für unsere Sicherheit in diesem Jahrhundert.“ Die Stationierung der Brigade leiste einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Ostflanke, so Nausėda zu den angetretenen Soldatinnen und Soldaten. „Dank ihres Engagements wird ganz Europa sicherer und stärker.“ Litauen werde alles daransetzen, den Truppen aus Deutschland die bestmöglichen Bedingungen zu bieten, so der Präsident. „Wir empfangen euch mit offenem Herzen und aufrichtigem Dank.“
„Der heutige Tag markiert den Schritt in eine neue Ära“, sagte auch Bundeskanzler Friedrich Merz. „Litauen und Deutschland zeigen gemeinsam, dass wir bereit sind, Europas Freiheit gegen jede Bedrohung zu verteidigen“, so der Kanzler. Merz bekräftigte erneut, die Bundeswehr zur schlagkräftigsten konventionellen Armee Europas machen zu wollen. Deutschland habe sich im Kalten Krieg auf seine Alliierten verlassen können, so der Kanzler – nun sei es an der Zeit, etwas zurückzugeben. „Wir werden Litauen nicht enttäuschen“, sagte Merz. „Deutschland steht zu seiner Verantwortung: heute, morgen, solange es braucht.“
Verteidigungsminister Boris Pistorius richtete einige ernste Worte an die Angehörigen der Brigade. Russland sei aktuell und auf absehbare Zeit die größte Gefahr für die Sicherheit im euro-atlantischen Raum. „Ohne Sicherheit gibt es weder Freiheit noch Souveränität“, mahnte der Minister. Deshalb brauche es eine starke NATONorth Atlantic Treaty Organization und einen konsequenten Ausbau ihrer Abschreckungs- und Verteidigungsfähigkeiten.
Dies habe auch für Deutschland höchste strategische Priorität, so der Verteidigungsminister. Die Brigade Litauen sei ein integraler Teil der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Landstreitkräfte an der Ostflanke, darüber hinaus würden sich auch Luftwaffe und Marine weiter an der Sicherung des Bündnisgebiets beteiligen. Doch die Brigade Litauen sei noch mehr als ein Militärverband, sagte Pistorius. „Sie ist ein Symbol des Vertrauens: zwischen Nationen, zwischen Völkern und zwischen Freunden. Sie zeigt, dass wir Europäer zusammenhalten, Verantwortung übernehmen und unsere Versprechen erfüllen.“
Am Ende der Zeremonie wurde der Panzerbrigade 45 ihre Truppenfahne und der Beiname „Litauen“ verliehen. 17 Hubschrauber der Bundeswehr überflogen das Stadtzentrum von Vilnius, bevor der Appell endete. Bereits Ende des Jahres sollen 500 Bundeswehrangehörige im Baltikum dienen. Im Februar 2026 soll die Multinational Battlegroup Lithuania in die Brigade Litauen integriert werden. Mitte 2026 wird die Brigade schon rund 2.000 Soldatinnen und Soldaten umfassen. Die restlichen Kräfte der Bundeswehr folgen, sobald ihre militärische Infrastruktur in Litauen vorbereitet ist.
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