Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat die Berliner Luftbrücke und das Ende der Berlin-Blockade am 12. Mai 1949 als entscheidende Wegmarken für den Aufbau der Demokratie in Deutschland gewürdigt. Nur kurze Zeit nach dem Ende der Blockade habe der Parlamentarische Rat am 23. Mai 1949 das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verkündet.
Luftbrücke und Ende der Blockade seien jeweils „ein Akt des Widerstands gegen Diktatur und Fremdherrschaft“ gewesen. Und zudem ein Akt der Vertrauensbildung, welcher den Deutschen nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs das Bewusstsein wiedergegeben habe, „dass es in ihrer Hand lag, auf den Ruinen einer schrecklichen Vergangenheit etwas Neues, Besseres entstehen zu lassen“, so die Ministerin am Samstag im Alliierten Museum Berlin.
In ihrer einfühlsamen Rede anlässlich des 70. Jahrestags zum Ende der Berlin-Blockade verlieh Ursula von der Leyen ihrer großen Dankbarkeit an die Alliierten Ausdruck. Den Verbündeten dankte die Ministerin mit einer feierlichen Serenade auf dem Hof des Alliierten Museums wo einer der legendären Rosinenbomber ausgestellt ist.
Die Rosinenbomber, die während der Luftbrücke täglich in Spitzenzeiten alle zwei bis drei Minuten in Berlin landeten, tonnenweise Kohle und lebenswichtige Güter des täglichen Bedarfs lieferten, stünden nicht nur für eine logistische Meisterleistung der Alliierten, sondern vor allem für die „Versöhnung zwischen Deutschen und den Westmächten“, so die Ministerin.
Die „Candy-Bomber“, die für die Berliner Kinder Süßigkeiten an kleinen Fallschirmen aus der Luft abwarfen, avancierten zu einem Symbol der Dankbarkeit einer ganzen deutschen Nachkriegsgeneration gegenüber den Alliierten. Für sie war das Brummen der Flugzeugmotoren kein Fluglärm gewesen, sondern ein Zeichen der Hoffnung. Der legendäre Luftbrücken-Pilot und „Candy-Bomber“ Gail Halvorsen war unter den Festgästen im Alliierten Museum. Seine Autogramme waren sehr gefragt und ihm wurde viel Verehrung und Dankbarkeit zuteil. Allen voran von Ursula von der Leyen: „Ich verneige mich vor „Mr. Candy-Bomber“!“, sagte sie unter dem großen Beifall des Publikums. Später, im persönlichen Gespräch, machte der 98 Jahre alte Halvorsen auf ergreifende Weise deutlich, wie sehr ihn die Dankbarkeit der Berlinerinnen und Berliner, insbesondere der damaligen Kinder, heute noch bewegen.
Die Ministerin unterstrich in ihrer Rede: Die Einsatzbereitschaft von Amerikanern, Briten und Franzosen habe die ausgestreckte Hand der ehemaligen Kriegsgegner an Deutschland symbolisiert. „Sie zeigten durch ihr Handeln: Wir lassen euch nicht im Stich!“ Und die Berliner hätten gezeigt, dass sie sich nicht kleinkriegen ließen. Damit sei ein neuer Zusammenhalt besiegelt worden – und aus Feinden seien über die Jahre Freunde geworden. „Hier wurde mit Leben gefüllt, was es heißt, der Westen zu sein“, so Ursula von der Leyen. Dabei dürfe jedoch nicht vergessen werden, dass 80 Briten und Amerikaner bei der Berliner Luftbrücke ihr Leben verloren.
Die Ministerin betonte, dass die Überwindung dieser ersten Berlin-Krise ihre Aussagekraft bis heute nicht verloren habe. Dort, wo autoritäre Regime von der Krim bis ins Südchinesische Meer wieder ihre Muskeln spielen ließen, sei es gut, sich an die damalige Doktrin der Eindämmung zu erinnern. Diese sei bis zum Zerfall der Sowjetunion für die Politik Amerikas und des Westens leitend gewesen. „Sie sagt uns, dass Freiheit immer wieder neu errungen und geschützt werden muss. Dass es richtig ist, rote Linien klug zu ziehen – und sie dann entschlossen zu verteidigen.“, so Ursula von der Leyen.
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In bewegten Zeiten wie diesen könne der Westen einiges aus der Berliner Luftbrücke lernen. „Darüber, wie sehr politische Ideen auch immer der politischen Tatkraft bedürfen. Dass Bündnisse erfolgreich sind, wenn das gemeinsame Ziel Vorrang hat gegenüber dem nur nationalen Vorteil.“
Die Ministerin hob schließlich auch die moralische Dimension von Luftbrücke und Ende der Berlin-Blockade hervor. Diese seien bis heute gültige historische Belege dafür, dass es sich lohne, das moralisch Richtige zu tun. Hätte der damalige US-Präsident Harry S. Truman bei seiner Entscheidung über die Luftbrücke „nur mit den Schultern gezuckt oder nach den Kosten gefragt“, so wäre ganz Berlin damals an Stalin verloren gegangen, zeigte sich Ursula von der Leyen sicher. Es sei schwer vorstellbar gewesen, dass Deutschland und Europa dann die Entwicklung der vergangenen 70 Jahre genommen hätten.
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