Über die ostafrikanische Route kommen Menschen aus Somalia, Äthiopien, Eritrea und Südsudan. Insbesondere der Bürgerkrieg im Südsudan hat nach Angaben der Vereinten Nationen die größte Flüchtlingskrise in Afrika ausgelöst. Allerdings flüchten viele Südsudanesen nicht bis nach Europa, sondern versuchen, sich in Nachbarländern in Sicherheit zu bringen. Gleiches gilt für Menschen aus anderen Bürgerkriegsstaaten wie etwa Burundi, dem Osten des Kongos oder der Zentralafrikanischen Republik.
Menschen, die nach Europa wollen, gelangen im Osten über Ägypten nach Libyen, im Westen kommen sie aus Ländern wie Nigeria, Guinea, der Elfenbeinküste und Gambia. Entweder wählen sie die westliche Mittelmeerroute über Niger, Mali und Algerien nach Marokko und weiter über das Mittelmeer nach Spanien oder sie streben die zentrale Mittelmeerroute an, die über Libyen führt. Von hier versuchen die Flüchtlinge mit Schlauchbooten nach Italien zu gelangen. Seit der Schließung der Balkanroute und dem Abkommen mit der Türkei ist dies der meist genutzte Weg nach Europa.
In den ersten drei Monaten 2017 sind nach Angaben der italienischen Regierung circa 20.000 Menschen, die vor allem aus Subsahara-Afrika stammen, an der Küste des Landes angekommen. Damit hat sich die Zahl im Vorjahresvergleich fast verdoppelt. Die meisten von ihnen mussten aus Seenot gerettet werden. Italien spricht von Rekordankünften und schätzt, dass 2017 insgesamt 300.000 Menschen an die europäische Küste übersetzen könnten.
Der deutsche Tender Werra im Seenotrettungseinsatz im Mittelmeer.
Europas Ziel ist es nun, Libyen beim Grenzschutz zu unterstützen. Dies schließt den Schutz der Landesgrenzen in der Wüste im Süden ein als auch der Küsten rund um Tripolis, von wo die Boote der Schleuser ablegen. Libyen braucht Fahrzeuge, Schiffe, Hubschrauber und medizinische Ausstattung. Noch befindet sich die EU in Gesprächen mit dem Land. Die Schwierigkeit besteht vor allem darin, dass das stark frequentierte Transitland noch kein stabiler Staat ist.