Die Verteidigungsministerin richtet die Worte an die Hinterbliebenen.
Es ist ein besonderer Volkstrauertag in diesem Jahr. Vor rund 100 Jahren – am 11. November 1918 – endete der Erste Weltkrieg. Millionen Menschen waren in den vier Kriegsjahren ums Leben gekommen, viele Millionen mehr waren Witwen und Waisen geworden. Um die Solidarität der Gesellschaft auf das Schicksal der Opfer zu lenken, wurde der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge gegründet. Der Verein hält seit 1919 das Gedenken an die Kriegstoten lebendig und trägt so zur Versöhnung der ehemaligen Gegner bei.
Jeder Uniformierte weiß das, auch Familie und Freunde sind sich dessen bewusst. Das Risiko scheint kalkulierbar. Doch wen das Schicksal trifft, weiß niemand. „Fest steht nur, dass auf den Tod eines geliebten Menschen schwere Zeiten folgen – und die Hinterbliebenen Halt und Hilfe brauchen, um sie zu durchzustehen“, sagt Susanne Bruns, die Beauftragte Angelegenheiten Hinterbliebene.
Zentrale Gedenkfeier der Bundeswehr am Ehrenmal der Bundeswehr.
Seit der Einweihung des Ehrenmals der Bundeswehr 2009 laden die jeweiligen Verteidigungsminister die Hinterbliebenen am Volkstrauertag zur zentralen Gedenkfeier der Bundeswehr nach Berlin ein. „Hier an unserem Ehrenmal wollen wir heute all unserer Verstorbener gedenken, die in Folge der Ausübung ihrer Dienstpflichten ihr Leben für unser Land gelassen haben“, sagte Ursula von der Leyen am Sonntag bei der Kranzniederlegung am Ehrenmal, „Sie gaben das Wertvollste, was ein Mensch geben kann.“
Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg sei es ein Privileg, dass das wiedervereinigte Deutschland mit seinen Nachbarn in Frieden und Freundschaft lebe. „Aus diesem Privileg entsteht Verantwortung. Wir bleiben dauerhaft gefordert, uns für Frieden, Recht und Freiheit einzusetzen.“ Dann verlas die Ministerin die Namen der fünf Bundeswehrangehörigen, die im letzten Jahr im Dienst ums Leben gekommen waren.
Von den 85 Hinterbliebenen war ein rundes Drittel zum ersten Mal dabei. Berührt lasen sie die Namen ihrer Angehörigen im „Buch des Gedenkens“ am Ehrenmal, in dem jeder Tote verewigt ist. „Ich schätze es sehr, hier auf Menschen zu treffen, die ein ähnliches Schicksal erlitten haben wie ich“, sagt eine Frau, deren Mann an den Spätfolgen einer Wehrdienstbeschädigung gestorben ist. „Das gibt mir das Gefühl, mit meiner Trauer nicht allein zu sein.“ Die Hinterbliebenen konnten auch den „Raum der Information“ besichtigen, der im Juni geöffnet wurde und über Geschichte und Gedenkkultur der Bundeswehr aufklärt.
Am Sonntagnachmittag nahmen die Ministerin und die Hinterbliebenen an der zentralen Gedenkfeier zum Volkstrauertag im Deutschen Bundestag teil. Die Zeremonie ist der Höhepunkt des offiziellen Gedenkens. Als Ehrengast war der französische Präsident Emmanuel Macron in Berlin dabei. Das Totengedenken sprach Bundespräsident Steinmeier, dann folgte die Schweigeminute für die Toten. Beschlossen wurde der Volkstrauertag mit einem Konzert des Stabsmusikkorps der Bundeswehr im Berliner Dom.
Der Volksbund wurde nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1919 gegründet. Seit 1954 kümmert sich der Verein unter anderem um die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland – vor allem aus den beiden Weltkriegen, aber auch um die Gräber der Toten des deutsch-französischen Kriegs von 1870/71 und den zwei schleswig-holsteinischen Kriegen gegen Dänemark (1848-51 und 1864). Die Bundeswehr unterstützt die Vereinsarbeit: im vergangenen Jahr waren Soldaten und Reservisten bei 94 Arbeitseinsätzen dabei. Derzeit pflegt der Volksbund 830 Grabstätten in 46 Ländern, auf denen rund 2,7 Millionen Kriegstote ruhen. Präsident ist der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr Wolfgang Schneiderhan. |
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