Was tut die Bundeswehr konkret in Sachen Frauenförderung? Auf der Messe „Zukunft Personal Europe“ in Köln stellte sich Thomas Uhle vom Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr den Fragen der Besucher.
Die dreitägige Messe „Zukunft Personal Europe“ in Köln vernetzt international Experten des Personalmanagements. Im Mittelpunkt steht der branchenübergreifende Wissenstransfer. Die Bundeswehr zeigte bei einer stark beachteten Podiumsdiskussion zur Initiative „Chefsache“ überzeugend Flagge.
Eine klar strukturierte Karriereplanung, eine transparente Talentförderung, zukunftsweisende Arbeitsmodelle, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht nur auf dem Papier ermöglichen, und nicht zuletzt Mut zu kreativen Lösungswegen – ein eher unerwartetes Bild der Bundeswehr präsentierte Thomas Uhle auf der großen Fachmesse „Zukunft Personal Europe“ in Köln. Als einer der fünf Experten bei der Podiumsdiskussion „Chancengerechtigkeit für Führungspositionen im Zeitalter der Digitalisierung“ vertrat der Abteilungsleiter im Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBwBundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr) souverän und mit erfrischendem Schwung das Bundesministerium der Verteidigung (BMVgBundesministerium der Verteidigung).
„Thomas Uhle ist verantwortlich für 70.000 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundeswehr“, stellte ihn Moderatorin Margitta Eichelbaum (Marketing Manager Cloud, IBM Deutschland) zum Auftakt der knapp einstündigen Veranstaltung vor. „Davon sind 40 Prozent Frauen.“ Von ihnen seien allerdings analog zur zivilen Wirtschaft „auch noch nicht so viele“ in Führungspositionen gelangt, meinte Eichelbaum. Deshalb sei Ministerin Ursula von der Leyen deren Förderung besonders wichtig. Die Bundeswehr habe beispielsweise flexible Personalentwicklungskonzepte erarbeitet, „die man in diesem Bereich gar nicht vermuten würde“.
Die dreitägige Veranstaltung „Zukunft Personal Europe“ mit 770 internationalen Austellern versteht sich als führendes Expo-Event in Sachen Personalgewinnung und -führung auf dem Kontinent. Am Nachmittag des ersten Tages ging es in Halle 2 des Kölner Messegeländes um die Initiative „Chefsache“. Diesem Netzwerk aus 26 Mitgliedsunternehmen und -organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien sowie öffentlichem und sozialem Sektor gehört das BMVgBundesministerium der Verteidigung als Gründungsmitglied an. Die Initiative will das Bewusstsein dafür schärfen, wie tief verankerte Rollenbilder das Kommunikations- und Entscheidungsverhalten in Wirtschaft und Gesellschaft bestimmen – vor allem, aber nicht ausschließlich zu Lasten von Frauen.
„Ich glaube, dass wir uns lösen müssen von veralteten Formen der Arbeit“, sagte Uhle, der einzige Vertreter des öffentlichen Dienstes auf dem Podium. „Wir müssen die Arbeit so organisieren, dass sie möglichst unabhängig von Ort und Uhrzeit geleistet werden kann. Über diesen Weg verspreche ich mir, dass Frauen, die zum Beispiel nach dem ersten Kind beruflich etwas abgehängt worden sind, wieder schnell in die Arbeitsabläufe integriert werden.“ Zudem biete die Bundeswehr in der Elternzeit unter anderem regelmäßige Newsletter und Fortbildungsangebote an. Der Direktor beim BAPersBwBundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr appellierte an Vorgesetzte, sich von tradierten Vorurteilen zu lösen: „Man muss doch nicht ständig ins Büro kommen und sein Gesicht zeigen, nur um in bestimmte Positionen zu gelangen.“ Ein flexiblerer Umgang miteinander erfordere mehr Teamfähigkeit und noch mehr Kommunikation. „Aber das ist eine von mehreren Ebenen, die wir erreichen müssen.“
Man muss bestimmte Wege einfach einmal ausprobieren“, war Uhles Empfehlung an die rund 250 Zuhörer, die bis zuletzt der Diskussion aufmerksam folgten und ihre Fragen via Twitter stellten. Es gebe nicht nur bei männlichen Vorgesetzten massive Vorurteile gegen Führung in Teilzeit oder im Tandem, analysierte Uhle. Beispielhaft führte der Abteilungsleiter aus seinem Bereich an, dass - quasi als Experiment - zwei Teilzeitkräfte mit der Führung eines Referates beauftragt worden seien. „Das klappt super.“ Die Bundeswehr unternehme darüber hinaus viel in Sachen Frauenförderung. „Wir bieten zum Beispiel in Kooperation mit der Uni Bremen einen eigenen dualen Technik-Studiengang nur für Frauen an.“ Das alles sei ausbaufähig. „Sie sind schon weit in der Umsetzung. Ich bin ganz begeistert“, kommentierte Eichelbaum Uhles Ausführungen.
Digitalisierung bietet berufstätigen Frauen neue Chancen. Darüber waren sich alle Diskutierenden einig. „Für die Bundeswehr ist Digitalisierung ein Kernprojekt“, betonte Uhle auf Nachfrage der Moderatorin. Sie werde zu mehr Unabhängigkeit in der Arbeit führen; automatisierte Prozesse gewährten mehr Zeit zum Austausch mit dem zu betreuenden Personal. „Das ist ein Schlüssel: Mehr kommunizieren hilft, auch zur Frauenförderung.“
Margitta Eichelbaum versprach den Zuhörern abschließend, beim Thema Chancengerechtigkeit allgemein nachzuhaken. „Ich lade Sie alle gern im nächsten Jahr wieder nach Köln ein, um von Ihnen zu erfahren, was aus Ihren Projekten geworden ist.“
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