„Initiative Chefsache“. Was verbirgt sich hinter diesem Begriff, und warum ist die Bundeswehr seit Gründung mit dabei? In zwei Beiträgen informieren wir über das Netzwerk, das Wandel gestalten möchte und sich für Chancengerechtigkeit in der Berufswelt einsetzt.
Generalarzt Almut Nolte ist eine der starken Frauen in Spitzenpositionen, die im Jahresreport 2018 der Initiative „Chefsache“ vorgestellt werden. „Talententwicklung neu denken“ lautet der Titel des „Handlungsleitfadens für Chefetagen“, wie die Autoren ihren 74-seitigen Report bezeichnen. Die Initiative „Chefsache“ ist ein Netzwerk von 25 Mitgliedsunternehmen und -organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien sowie öffentlichem und sozialem Sektor. Es setzt sich ein für ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in Führungspositionen. Eine faire Talententwicklung komme sowohl dem Unternehmen als auch dem einzelnen Menschen entgegen.
„Die Initiative ,Chefsache‘ ist ein ideales Forum für den Austausch mit anderen Führungskräften aus dem Personalbereich zum Themenkreis ,Chancengerechtigkeit´“, sagt Generalleutnant Klaus von Heimendahl. „Für uns in der Initiative ist es unstreitig, dass Frauen die gleichen beruflichen Perspektiven wie Männer haben müssen – auch in Führungspositionen und im Top-Management“, betont der Abteilungsleiter Personal im Verteidigungsministerium (BMVgBundesministerium der Verteidigung). Von Heimendahl ist damit nicht nur der Personalchef von rund 264.000 Bundeswehrangehörigen, sondern auch von ebenso vielen Talenten, die es chancengerecht zu fördern gilt.
Für das BMVgBundesministerium der Verteidigung wurde das Stabselement „Chancengerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion“ beauftragt, die operative Verantwortung in der Initiative zu übernehmen. Die treibenden Kräfte bei „Chefsache“ sind die sogenannten obersten Führungskräfte, in der Regel die Personalvorstände. Für das BMVgBundesministerium der Verteidigung hat Ministerin Ursula von der Leyen selbst diese Rolle übernommen.
Almut Nolte stellt im Jahresreport fest: „Man wächst, wenn man seine Komfortzone verlässt. Veränderungen wie Versetzungen oder Sonderaufgaben habe ich stets als Chance gesehen.“ Die stellvertretende Kommandeurin des Kommandos Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung trat 1990 als Sanitätsoffizieranwärterin in die Bundeswehr ein und wurde 2016 als erste Frau in ihrer Laufbahn zum Generalarzt befördert. Sie rät dem weiblichen Nachwuchs, „männlichen Führungsstil nicht unreflektiert zu kopieren, ohne Scheu aktiv nach Herausforderungen zu suchen und fest an sich zu glauben“.
Der Report zeigt am Beispiel von Frauen wie Almut Nolte, wie Unternehmen, deren Spitzenkräfte, aber auch die Talente selbst dazu beitragen können, dass der potenzielle Führungsnachwuchs frühzeitig erkannt und gefördert wird. Dabei wird deutlich, welche positiven Beispiele die Bundeswehr in die Initiative einbringen kann: die Perspektivkonferenzen in der Personalentwicklung beispielsweise. „Wir sind mindestens auf Augenhöhe. Wir können aber immer noch besser werden und voneinander lernen“, sagt Ivonne Neuhoff, die Leiterin des Stabselements „Chancengerechtigkeit“.
Die modernen Laufbahnoptionen inklusive eines möglichen Seiteneinstiegs hätten ebenfalls Modellcharakter, wobei die Besonderheiten des militärischen Dienstes und der Status der Soldaten und Beamten nicht mit der zivilen Wirtschaft vergleichbar seien. „Vorgesetzte sollten ihren Mitarbeitern vertrauen und den Mut haben, Neues auszuprobieren“, rät Neuhoff. „Es gilt, gläserne Decken, alte Muster und unbewusste Vorurteile nachhaltig zu durchbrechen. Ein Wandel kommt vielen zugute, zum Beispiel bei der Vereinbarkeit von Familie und Dienst.“
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