Die Mitgliedsstaaten von NATONorth Atlantic Treaty Organization und EUEuropäische Union haben in den vergangenen Jahren Strukturen geschaffen, um ihre Außen- und Sicherheitspolitik zu harmonisieren. Das äußert sich in der engen Verzahnung und immer weiter fortschreitenden Integration europäischer Streitkräfte in den Bündnissen.
Herausforderungen seien „effizient und in multinationalem Rahmen zu meistern“ – so Generalstabsarzt Dr. Stephan Schoebs.
Darüber hinaus wird durch multinationale Kooperationen die Effizienz deutlich erhöht. Ein Beispiel hierfür sind die Aktivitäten der Sanitätskräfte. Die wachsende Zahl militärischer Missionen und Operationen stelle die nationalen Sanitätsdienste vor immer größere Herausforderungen, sagte Generalstabsarzt Stephan Schoeps, stellvertretender Inspekteur des Sanitätsdienstes. „Diese gilt es effizient und in multinationalem Rahmen zu meistern.“ Derzeit stehen vor allem die Vernetzung von Gesundheitsüberwachungssystemen auf NATONorth Atlantic Treaty Organization- und EUEuropäische Union-Ebene sowie die höheren Anforderungen an medizinisches Personal aufgrund des technischen Fortschritts auf der Agenda der wehrmedizinischen Planungen.
Dass die Vernetzung gängige Praxis ist, bestätigte der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz. Multinationale Einsätze und Übungen würden dies zeigen. Der Material- und Personaleinsatz werde bereits beachtlich reduziert und das angestrebte „Plug and Fight“-Konzept umgesetzt. „Besonders beim verstärkten Air Policing im Baltikum zeigt die Luftwaffe, dass die Interoperabilität lange keine Theorie mehr ist“, unterstrich Gerhartz.
Vizeadmiral Krause: Vernetzung ist mehr als nur Streitkräfte-Integration.
Vizeadmiral Andreas Krause sagte, dass Vernetzung mehr umfasse als die Integration von Streitkräften. „Die Ursprünge von Krisen liegen zwar an Land, doch die Symptome sieht man auf See“, so der Inspekteur der Marine mit Blick auf die maritime Sicherheit. Eine Konfliktlösung auf See allein durch die Seestreitkräfte sei deswegen nicht möglich. Krause verwies auf den vernetzten Ansatz auf politischer, diplomatischer und militärischer Ebene. „Daher benötigen wir eine Marine mit einem ausgewogenen Fähigkeitsspektrum.“
Mit dem Weißbuch 2016 wurde die Basis für das synchronisierte und vernetzte sicherheitspolitische Handeln Deutschlands geschaffen. Die Bundesregierung begegnet Krisen und Konflikten mit verschiedenen Instrumenten – zivilen, diplomatischen und militärischen. Dabei ziehen Ministerien, staatliche Institutionen und zivile Organisationen an einem Strang. Präventive Lösungen haben immer Vorrang.
Generalleutnant Schelleis: „Die geostrategische Lage Deutschlands macht uns zu einem strategischen Drehkreuz in Europa.“
Für mehr Multinationalität sowie eine intensivere Vernetzung der Truppe braucht es logistische und infrastrukturelle Unterstützung. „Die geostrategische Lage Deutschlands macht uns zu einem strategischen Drehkreuz in Europa“, sagte der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis. Deutschlands Unterstützung sei von zentraler Bedeutung sowohl für die NATONorth Atlantic Treaty Organization als auch für die EUEuropäische Union. Dies werde besonders bei der Verlegung durch Europa deutlich. Für die NATONorth Atlantic Treaty Organization habe die Bundeswehr die Verantwortung für den Aufbau des Joint Support and Enabling Command (JSEC) übernommen, welches als gemeinsames NATONorth Atlantic Treaty Organization-Kommando die zentralen Unterstützungsleistungen in Europa bündeln und koordinieren soll – so auch logistische Fragestellungen. Im kommenden Jahr werde es konkret: Mit der Übung US-Defender 2020 würden die Streitkräfte der USA ab Januar rund 37.000 Personen und etwa 20.000 Stück Material durch Europa verlegen.
Um Streitkräfte zukunftsfähig vernetzen zu können, müssen auch technologische Voraussetzungen erfüllt sein. „Wir als Organisationsbereich CIRCyber- und Informationsraum sind der Treiber der Digitalisierung in der gesamten Bundeswehr“, sagte der Inspekteur Cyber- und Informationsraum, Generalleutnant Ludwig Leinhos. Um die Vorteile der Digitalisierung zu nutzen, müssten nicht nur die Anforderungen an den Einzelnen und militärische Prozesse geändert werden – sondern die Bundeswehr brauche vor allem eine leistungsfähige und sichere ITInformationstechnik-Infrastruktur. „Und wir müssen uns zwingend mit den anderen Akteuren im Themenfeld Digitalisierung und Cybersicherheit vernetzen“, so Leinhos.
Die Verlässlichkeit der Partnernationen und -streitkräfte spielt dabei eine besondere Rolle. „Die wichtigste Voraussetzung für einen multinationalen Ansatz sind einsatzbereite, interoperable und flexible Streitkräfte“, sagte der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer. Jeder Partner, europaweit, müsse dafür seine NATONorth Atlantic Treaty Organization-Zusagen einhalten.
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