Der Volkstrauertag ist ein zentraler Gedenktag für Deutschland und die Bundeswehr: Einmal im Jahr wird der Opfer von Krieg und Gewalt weltweit gedacht. Am Ehrenmal der Bundeswehr werden die im Dienst verstorbenen Bundeswehrangehörigen gewürdigt. Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer traf sich am Vorabend mit Hinterbliebenen.
Die Fahnen vor dem Ehrenmal der Bundeswehr sind auf halbmast gesetzt, als Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer das Wort an die Trauernden richtet. „Wir können allenfalls erahnen, was sie an diesem Tag empfinden“, sagt sie den Hinterbliebenen. „Ihr persönlicher Verlust ist unser aller Verlust.“
Neun Namen liest die Ministerin danach vor. Es sind die Namen der Bundeswehrangehörigen, die seit dem letzten Volkstrauertag im Dienst für Deutschland ums Leben gekommen sind. „Ihr Einsatz ist nicht vergessen“, sagt Kramp-Karrenbauer. „Wir sind stolz auf sie und ehren ihr Andenken. Und wir gedenken ihrer und aller Verstorbenen und Gefallenen der Bundeswehr in einem Moment der Stille.“
Ruhe senkt sich über den Paradeplatz des Verteidigungsministeriums. Die Gedanken der Anwesenden sind bei den Toten. Soldaten des Wachbataillons tragen Gedenkkränze in den schlichten Innenraum des Ehrenmals. Kramp-Karrenbauer, Generalinspekteur General Eberhard Zorn und ihre Gäste ehren die mehr als 3.300 Menschen, die seit Gründung der Bundeswehr im Dienst der Streitkräfte ihr Leben ließen. Ihre Namen sind für immer im Ehrenmal verewigt. Die Hinterbliebenen – etwa 40 sind nach Berlin gekommen – legen weiße Rosen für die Toten nieder. Tränen fließen, als zum Abschluss ein Trompeter das „Lied vom guten Kameraden“ spielt.
Gedenken: Soldatinnen und Soldaten des Wachbataillons bei der Kranzniederlegung im Ehrenmal der Bundeswehr. Dort wird den mehr als 3.300 Menschen gedacht, die seit Gründung der Bundeswehr im Dienst der Streitkräfte ihr Leben ließen
Die Einladung der Hinterbliebenen nach Berlin zum Volkstrauertag ist Tradition. Die Bundeswehr steht den Familien ihrer Verstorbenen auch nach dem Tod zur Seite. Es ist ein Zeichen des Respekts für jene, die ihr Leben gegeben haben – und eines der Verbundenheit mit den Angehörigen, denen ein geliebter Mensch genommen wurde.
Erstmals hatte sich die Verteidigungsministerin schon am Vorabend des Volkstrauertages mit einigen Hinterbliebenen getroffen. Die Namen ihrer verstorbenen Angehörigen waren 2021 im Ehrenmal der Bundeswehr aufgenommen worden. Bei einem gemeinsamen Essen hatte Kramp-Karrenbauer den Trauernden Trost gespendet. Ihre Botschaft: Die Bundeswehr lässt euch nicht allein.
Unverzeihlich: Den Opfern des Holocausts und gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkriegs ist die Gedenkzeremonie zum Volkstrauertag 2021 auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee gewidmet. Auch die Bundeswehr stiftete einen Gedenkkranz
Der Volkstrauertag selbst hatte für die Ministerin am frühen Sonntagmorgen auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee begonnen. Über 100.000 Tote liegen hier begraben: Es ist der größte erhaltene jüdische Friedhof Europas. Zusammen mit Militärbundesrabbiner Zsolt Balla hatte Kramp-Karrenbauer der rund 12.000 Soldaten jüdischen Glaubens gedacht, die im Ersten Weltkrieg für Deutschland gefallen waren. Knapp 400 dieser Soldaten sind auf dem Friedhof Weißensee beerdigt.
Nach der Zeremonie am Ehrenmal fährt die Ministerin zur Neuen Wache nach Berlin-Mitte. Vertreter und Vertreterinnen aus Politik und Verwaltung gedenken hier der Opfer von Krieg und Gewalt weltweit. Das Wachbataillon der Bundeswehr stellt die Ehrenwache. Nach der Kranzniederlegung und einem stillen Gedenken folgt im Bundestag die zentrale Feierstunde des Volkstrauertages. Die Ministerin vertritt Kanzlerin Angela Merkel.
Betroffen: Kramp-Karrenbauer, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundesratspräsident Bodo Ramelow und Bundesverfassungsgerichtspräsident Stephan Harbarth, in der Neuen Wache in Berlin am Volkstrauertag 2021
Die Veranstaltung im Bundestag steht dieses Jahr im Zeichen der Erinnerung an den Vernichtungskrieg in Ost- und Südosteuropa, der vor 80 Jahren mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion begann. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges starben Millionen Menschen. Die freiwilligen Helfer des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge – darunter viele Bundeswehrangehörige – bergen bis heute die Überreste von Opfern der Kämpfe.
Die Feierstunde wird von Volksbund-Präsident General a. D. Wolfgang Schneiderhan eröffnet. Er war von 2002 bis 2009 Generalinspekteur der Bundeswehr. Politiker und Politikerinnen aus Bund und Ländern, Zivilisten und Uniformierte verfolgen anschließend die Gedenkrede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Nachdem der Bundespräsident auch das Totengedenken gesprochen hat, endet der Volkstrauertag mit der Europa- und der Nationalhymne.
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