Deutschlands Beitrag zu den Blauhelmeinsätzen der Vereinten Nationen ist vielfältig. Neben der Arbeit in UNUnited Nations-Gremien ist die Bundeswehr aktuell in drei Friedensmissionen eingebunden. Mit ihren Ausbildungsaktivitäten hilft die Bundeswehr zudem dabei, die Sicherheit in UNUnited Nations-Missionen zu verbessern, deren Führung effektiver zu gestalten sowie den Anteil von Soldatinnen zu erhöhen.
Am 13. und 14. Mai 2025 richten das Verteidigungsministerium und das Auswärtige Amt gemeinsam und unter Einbeziehung des Bundesministeriums des Innern das UNUnited Nations Peacekeeping Ministerial in Berlin aus. Etwa 800 hochrangige Gäste aus aller Welt werden zu diesem wichtigsten Treffen der Vereinten Nationen im Kontext des Themas Peacekeeping erwartet. Während der zweitägigen Konferenz in Berlin werden die Teilnehmenden zur Weiterentwicklung der UNUnited Nations-Friedenssicherung diskutieren sowie substanzielle Unterstützungsbeiträge ihrer Nationen ankündigen. Ein wichtiger Teil davon sind die deutschen Ausbildungsinitiativen, die in der Regel durch die Bundeswehr umgesetzt werden.
Die Koordinierung dieser Bundeswehr-Unterstützung und die notwendige Abstimmung mit den UNUnited Nations erfolgen durch das Verteidigungsministerium. In enger Abstimmung mit den anderen Ressorts schafft das Ministerium die inhaltlichen, rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für die Trainings- und Ausbildungsmaßnahmen. Die Bundesrepublik verfolgt hierbei grundsätzlich einen breitgefächerten Ansatz aus institutionalisierten, nationalen und internationalen Trainingsangeboten sowie Sonderprojekten. Die Bundeswehr betreibt mit ihrem UNUnited Nations-Ausbildungszentrum in Hammelburg und der Führungsakademie in Hamburg zwei zentrale nationale Ausbildungsstätten, in denen Soldatinnen und Soldaten aus der ganzen Welt auf ihre UNUnited Nations-Friedensmission vorbereitet werden.
Die UNUnited Nations-Beobachtermission UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon besteht schon seit 1978. Dabei schulen Bundeswehrangehörige auch Marinesoldaten des Libanon.
Aktuell beteiligt sich Deutschland an drei Friedensmissionen der Vereinten Nationen: in Libanon (UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon), in Westsahara (MINURSOMission des Nations Unies pour l’organisation d’un Référendum au Sahara Occidenta) und in Südsudan (UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan). Neben diesen Blauhelmeinsätzen unterstützt die Bundesrepublik andere Länder durch passende Ausbildungsangebote. UNUnited Nations-Mitgliedstaaten, die eigene Personalkontingente in Missionen entsenden, selbst aber Defizite in ihrer einsatzvorbereitenden Ausbildung erkannt haben, können auf deutsche Unterstützung zählen.
Die Bundeswehr hilft mit Mobile Training Teams (MTT). Ein Team besteht dabei aus bis zu 15 einsatzerfahrenen deutschen Soldatinnen und Soldaten. Diese Teams reisen für jeweils etwa vier Wochen in die truppenstellenden Länder, um ihre Kenntnisse und Erfahrungen mit den dortigen Kameradinnen und Kameraden zu teilen und diese zu trainieren. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt beim richtigen Verhalten bei Bedrohung durch improvisierte Sprengfallen. Dank ihrer reichen Einsatzerfahrungen sind die Deutschen gefragte Experten und Ratgeber. Häufig sind die MTTs auch Basis für weitergehende Ausbildungskooperationen und intensivere Beziehungen zu den jeweiligen Ländern. Seit 2017 wurden Streitkräfte in elf Ländern in Afrika, Lateinamerika und Asien ausgebildet.
Doch nicht nur gut ausgebildete und handlungssichere Kontingentsoldaten und -soldatinnen sind im UNUnited Nations-Peacekeeping gefragt. Auch eingespielte und führungsstarke Stäbe werden benötigt. Bestehen diese, wie in allen UNUnited Nations-Missionen, aus Offizieren verschiedenster Länder und Kulturen, ist das Trainieren gemeinsamer Standards und Verfahren essenziell. An dieser Stelle kommt das sogenannte In-Mission-Training (IMTIn-Mission-Training) ins Spiel, welches zwei Ausbildungsschritte verfolgt. In einem ersten Trainingsblock werden Stabsangehörige aus Friedensmissionen in einer Trainingseinrichtung der Vereinten Nationen im ugandischen Entebbe zusammengeführt. Dort, im United Nations Regional Service Centre Entebbe (RSCE), vermittelt das deutsche Ausbildungsteam in einem einwöchigen Kurs die Grundlagen zum Erstellen und Durchführen einer Stabsrahmenübung.
Zurück in ihren Einsätzen folgt der zweite, praxisbezogene Trainingsblock. In diesem planen die Teilnehmenden eine konkrete Übung, die mit Unterstützung des deutschen Teams vor Ort in dem jeweiligen Einsatz durchgeführt wird. Die Resonanz ist eindeutig positiv: Eine Mission, die einmal durch ein IMTIn-Mission-Training trainiert wurde, fordert dieses in regelmäßigen Abständen wieder an und sichert sich so – auch nach Personalrotationen – einen gleichbleibend hohen Standard. In den letzten Jahren war das IMTIn-Mission-Training-Team teils mehrmals in den UNUnited Nations-Missionen in der Zentralafrikanischen Republik (MINUSCAUnited Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in the Central African Republic), in Südsudan (UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan), in der Demokratischen Republik Kongo (MONUSCOMission de l’Organisation des Nations Unies en République Démocratique du Congo) sowie in Mali (MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali) eingesetzt.
In diesen Ausbildungskontexten treffen die deutschen Ausbilderinnen und Ausbilder häufig auch auf internationale Kameradinnen und Kameraden, die für ihre Tätigkeit im Stab auf einem Lehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr vorbereitet wurden. Der Kurs findet bis zu dreimal pro Jahr statt und bereitet die Teilnehmenden aus dem Zivilbereich, der Polizei sowie dem Militär zusammen auf eine Arbeit in einer UNUnited Nations-Mission vor. Neben der internationalen Zusammensetzung des Lehrgangs, wird somit zugleich die integrierte Struktur und Zusammenarbeit von zivilen, polizeilichen und militärischen Vertreterinnen und Vertretern simuliert. Dieses ist im Gegensatz zu rein militärischen Einsätzen, etwa im Rahmen der NATONorth Atlantic Treaty Organization, ein besonderes Merkmal von UNUnited Nations-Friedensmissionen.
Prägend für das UNUnited Nations-Peacekeeping sind die Militärbeobachterinnen und Militärbeobachter. Sie agieren häufig in abgelegen Regionen des Einsatzgebiets in kleinen, multinationalen Teams unter meist sehr schwierigen Lebensbedingungen. Die hohen Anforderungen, die an sie gestellt werden, erfordern eine besonders umfassende Vorbereitung. Dafür ist in Deutschland das VNVereinte Nationen-Ausbildungszentrum der Bundeswehr in Hammelburg zuständig. Neben der Durchführung eigener Kurse unterhält es ein Netzwerk mit weiteren UNUnited Nations-Trainingszentren weltweit und unterstützt diese beispielsweise durch die Entsendung von Ausbilderinnen und Ausbildern. Zweimal im Jahr werden für den Beobachterkurs Teilnehmende aus der ganzen Welt eingeladen und von einem internationalen Ausbildungsteam praxisnah auf ihre Aufgabe vorbereitet. So werden die Gegebenheiten einer UNUnited Nations-Mission bereits im Training dargestellt, was dem Einzelnen gerade am Anfang seines Einsatzes hilft.
Der Sommerkurs ist hierbei jedes Jahr für die Teilnahme internationaler Militärbeobachterinnen reserviert. Zusätzlich dazu führte das Verteidigungsministerium im August 2024 einen gesonderten Vorbereitungskurs für internationale Peacekeeperinnen in Führungsfunktionen durch. Mit diesen Maßnahmen übernimmt Deutschland besondere Verantwortung, um zur Erhöhung des Anteils von Frauen im UNUnited Nations-Peacekeeping beizutragen. Das UNUnited Nations-Ziel lautet, bis zum Jahr 2028 einen Anteil von 25 Prozent des im Stab oder als Militärbeobachter eingesetzten Personals und 15 Prozent des Kontingentpersonals mit Soldatinnen zu besetzen.
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