Der Generalinspekteur der Bundeswehr besuchte die Soldatinnen und Soldaten, die für die VNVereinte Nationen-Mission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali im Einsatz sind.
Die Ausgangslage: Eine deutsche Patrouille ist angegriffen worden. Im malischen Gao startet ein kanadischer Hubschrauber, Staub wirbelt auf, kurz vor dem Abflug eilt ein Team von Sanitätern an Bord. Keine halbe Stunde später haben sie den Verletzten an Bord gebracht und die nötigsten medizinischen Handgriffe erledigt. Zurück im Camp „Castor“ übernehmen deutsche Kameradinnen und Kameraden den Patienten. Die Sanitäts-Übung ist erfolgreich beendet. „Klasse, wie sehr wir uns hier auf unsere kanadischen Partner stützen können“, sagt General Eberhard Zorn. „Und beruhigend, dass wir uns – so wie bei unserer eigenen Sanität – auf ein hohes professionelles Niveau verlassen können.“
Zorn ist seit gut vier Monaten Generalinspekteur der Bundeswehr und besucht an diesem Tag seine Soldatinnen und Soldaten, die für die VNVereinte Nationen-Mission im Einsatz sind. Diese Reise ist eines der letzten Puzzleteile zu einer umfassenden Lagefeststellung im neuen Amt. „Nach der Sommerpause will ich mit authentischen Erfahrungen und Beobachtungen ins Parlament gehen“, sagt der oberste Soldat und militärische Berater der Bundesregierung. Wenn Zorn in Zukunft also gefragt wird, wie der Abzug der deutschen Verwundeten-Transporthubschrauber NH90 in Gao aufgefangen wird, dann kann er von der hervorragenden Zusammenarbeit mit den Kanadiern berichten, die professionell und sehr zum Wohle seiner Frauen und Männer läuft. Und er kann beschreiben, wie das deutsche Engagement in Mali wirkt.
„Dank unserer Hilfe ist diese Region um Gao ein relativ stabiler Ort in einem nach wie vor fragilen Land“, sagt Zorn nach einem ersten Lagebriefing mit Oberst Aslak Heisner, der seit gut sieben Monaten das deutsche Einsatzkontingent MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali in Gao führt. Seine Frauen und Männer sorgen für Aufklärung und Überwachung rings um das Stadtgebiet. Sie fahren Patrouillen, tragen Informationen für zivile Entwicklungsprojekte zusammen oder erkunden aus der Luft mit den Drohnen Heron und LUNALuftgestützte, Unbemannte Nahaufklärungsausstattung. So verhindern sie, dass es zu Angriffen bewaffneter Gruppen kommt.
„Unser Engagement ist notwendig, es wird gebraucht, und es kommt auch an“, sagt Oberst Heisner. Ein Beleg dafür sind für ihn die Präsidentenwahlen, die für malische Verhältnisse gerade sehr ruhig und geordnet über die Bühne gegangen seien. Heisner sieht die Mission in Mali noch lange nicht am Ende, eher im Gegenteil. „Wir müssen uns mehr um Afrika kümmern“, sagt er, „sonst landen viele Probleme, die hier ihre Wurzeln haben, direkt vor unserer europäischen Haustür.“
Der Generalinspekteur erkundigt sich nach dem vernetzten Ansatz, den die Bundesregierung auch in Mali verfolgt. Heisner berichtet von regelmäßigen Treffen mit dem deutschen Botschafter, mit Vertretern von Entwicklungshilfeorganisationen wie GIZGesellschaft für internationale Zusammenarbeit und KfWKreditanstalt für Wiederaufbau und auch mit der sehr aktiven Zivilgesellschaft in Gao. „Wir legen unsere Informationen zusammen zu einem gemeinsamen Lagebild“, sagt er, „das ist unverzichtbar“. So könne man mit geballtem Sachverstand überlegen: Wo sind welche Projekte sinnvoll, wer kann sie umsetzen? Bis hin zu der Frage: Zeigt die Hilfe auch die gewünschte Wirkung?
In Gesprächen sowohl mit seinen eigenen Soldatinnen und Soldaten, als auch mit internationalen Partnern erlebt General Zorn in Gao ein spürbar motiviertes Kontingent, das engagiert bei der Arbeit ist. Und das mit internationalen Partnern gut Hand in Hand arbeitet; sei es bei der Aufklärung, beim Lufttransport oder auch bei der Verpflegung. Bevor er ins Flugzeug Richtung Bamako steigt, besucht er den kleinen Ehrenhain im Camp „Castor“ und gedenkt der beiden deutschen Tiger-Piloten, die vor gut einem Jahr bei einem tragischen Absturz in Mali ihr Leben verloren haben.
Begonnen hat der Generalinspekteur diese Einsatzreise im Nachbarland Niger, wo derzeit rund 70 deutsche Soldatinnen und Soldaten ebenfalls unter dem „Dach“ von MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali stationiert sind. Der Lufttransportstützpunkt in Niamey, wo zwei deutsche Transall stationiert sind, hat sich in den vergangenen Jahren von einer eher provisorischen Zeltstadt in ein modernes Containerdorf verwandelt, das absehbar weiter ausgebaut werden soll. Zorn ist quasi der offizielle Gast im neuen Lager „Camp Vie Allemande“, das eine der größten Solaranlagen des Landes beherbergen dürfte. „Mit der Energie, die wir hier jeden Tag erzeugen, könnte in Deutschland ein Fünf-Personen-Haushalt ein Jahr lang auskommen“, sagt Kontingentführer Oberstleutnant Alfred Brendel. Im Camp „Vie“ sind auch zwei deutsche Soldaten stationiert, die Ertüchtigungsprojekte der Bundesregierung begleiten und monitoren.
Niger ist wie Mali ein Schwerpunktland in dieser Initiative, die vom Verteidigungsministerium und vom Auswärtigen Amt gemeinsam getragen wird. Rund 25 Mio. Euro hat Deutschland in diesem und im vergangenen Jahr in nigrische Ertüchtigungsprojekte gesteckt. Zum Beispiel wurde ein Logistik- und Transportbataillon mit neuen Fahrzeugen ausgerüstet, inklusive Ausbildung und Wartungsverträgen. Mit Baumaschinen ausgestattet wird derzeit zudem ein Pionierbataillon in der Stadt Agadez, wo Deutschland auch den Aufbau einer Unteroffizierschule unterstützt.
„Auch hier kommt unsere Ertüchtigung an“, stellt der Generalinspekteur nach dem Lagebriefing fest. Auch deswegen ist für ihn das deutsche Engagement in der Sahel-Region „ganz sicher nicht morgen beendet“. Genau das hören seine hiesigen Gesprächspartner gern. Denn ihre Erwartungshaltung ist durchweg, Deutschland möge sich weiter engagieren. Nach Stationen in Niamey, Gao und Bamako setzt General Zorn seine „Afrika-Tour“ bei der EUEuropäische Union-Trainingsmission EUTMEuropean Union Training Mission Mali in Koulikouro fort.
Inhalte teilen via