In einem völlig neuen interaktiven Format hat das BMVgBundesministerium der Verteidigung den ersten Europatag zum Thema europäische Verteidigung veranstaltet. Digital und mit interaktiven Medien wie TED-Voting wurde das Publikum mit hochrangigen Experten aus ganz Europa eingebunden.
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen begrüßte unter anderem den Vizepräsidenten der EUEuropäische Union Kommission Jyrki Katainen und den CEOChief Executive Officer der Europäischen Rüstungsagentur (EDAEuropäische Verteidigungsagentur) Jorge Domecq. Neben Expertenvorträgen gab es mehrere Diskussionsrunden, die von Daniela Schwarzer (DGAP Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik) moderiert wurden. Im lebhaften Austausch wurden zahlreiche Aspekte der „Dimension Europa“ in der deutschen Sicherheitspolitik diskutiert.
Die Ministerin zeigte sich beeindruckt von der Diskussion und war dankbar für die zahlreichen Perspektiven der Beiträge.
„Unser Glück und unser Schutz liegen in Europa.“ So umriss die Ministerin ihre Kernbotschaft. Von der Leyen betonte die fundamentale Bedeutung der Europäischen Verteidigungsunion für die Sicherheit Europas. Während dieses Projekt vor 60 Jahren noch gescheitert war, sei die Verteidigungsunion unserer Tage unumkehrbar.
Die Ministerin sagte in Berlin, 83 Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland seien für „Mehr“ Europa im Bereich Verteidigung. 2017 sei es mit der Ständigen Strukturierten Zusammenarbeit (PESCOPermanent Structured Cooperation) zum ersten Mal gelungen, einen verbindlichen Rahmen im Bereich Sicherheit und Verteidigung zu setzen. Diese sei nicht als Konkurrenz, sondern komplementär zur NATONorth Atlantic Treaty Organization gedacht.
Gemeinsam mit den europäischen Partner sei der Weg hin zu einer „Armee der Europäer“ eingeschlagen. Es gehe dabei im Kern um einen umfassenden zivil-militärischen Ansatz zur ganzheitlichen Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger.
Neben der Ministerin und der Leitung des BMVgBundesministerium der Verteidigung gehörten Experten aus ganz Europa zu den Gästen des Europatags. So etwa der Stellvertretende Generalsekretär des Europäischen Auswärtigen Dienstes, Pedro Serrano, der Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Michael Gahler und dem Beigeordneten Generalsekretär der NATONorth Atlantic Treaty Organization für Verteidigungspolitik und Streitkräfteplanung im internationalen Stab der NATONorth Atlantic Treaty Organization, Generalleutnant Horst-Heinrich Brauß.
Der Europatag im BMVgBundesministerium der Verteidigung stand im Zeichen von engagierten und differenzierten Diskussionen. Kritische Fragen aus dem Plenum blieben nicht außen vor. So etwa: „Muten wir nicht unseren Streitkräften zu viel zu?“ In Arbeitsgruppen wurden Themenfacetten der europäischen Verteidigung erörtert und die Ergebnisse vorgestellt. Meinungen konnten digital per TED-Voting abgegeben werden. So ergaben sich digitalisierte Stimmungsbilder. Diese wurden zu Beginn und vergleichend gegen Ende der Veranstaltung vorgestellt. Diese ergaben: Es ist schon Einiges geschafft, es bleibt aber noch viel Arbeit im Bereich der europäischen Sicherheit und Verteidigung zu leisten. Ein Fazit des Tages lautete: Der Europatag im BMVgBundesministerium der Verteidigung hat die Erwartungen des Publikums übertroffen und solle erneut stattfinden, so der Abteilungsleiter Politik im BMVgBundesministerium der Verteidigung, Dr. Géza Andreas von Geyr.
Von Geyr betonte: Der Einstieg in die Europäische Verteidigungsunion sei geschafft. „Die europäische Verteidigung ist eine Struktur im Werden“, so von Geyr. Jetzt hätten die Europäer die Chance, „etwas richtig Gutes“ daraus zu machen. Er machte deutlich, dass europäische Verteidigung kein Nullsummenspiel sei. Es müssten Geld und Kräfte investiert werden. „Wir müssen mit aller Kraft weitermachen“, sagte der Leiter der Abteilung Politik im BMVgBundesministerium der Verteidigung. Dabei gehe es auch darum, die NATONorth Atlantic Treaty Organization etwas europäischer zu machen.
Die Europäer hätten noch viel zu tun. Es gelte beispielsweise, den PESCOPermanent Structured Cooperation weiter umzusetzen und den Rahmen zu vervollständigen. So etwa, was die Rolle der Drittstaaten angehe. Auf dem Wege zur Europäischen Verteidigungsunion hänge viel von der Glaubwürdigkeit des Projekts ab. „Wir müssen überzeugen“, so von Geyr. Die europäischen Verteidigungsaktivitäten müssten in der NATONorth Atlantic Treaty Organization noch transparenter gemacht werden. Dabei gehe es um noch mehr Kohärenz zwischen europäischer Verteidigung und NATONorth Atlantic Treaty Organization.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, und der Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung, Benedikt Zimmer, richteten den Blick auf das Thema aus der Perspektive der Bundeswehr.
Rüstungs-Staatssekretär Zimmer sagte, die europäischen Partner verfügten über viele diverse Waffensysteme. Es werde intensiv daran gearbeitet, diese Systeme interoperabel zu halten. Zimmer richtete den Blick in die Zukunft. Er halte es für erstrebenswert, wenn eines Tages alle europäischen Partner mit einem gemeinsamen Waffensystem, einem Typ von Fregatte und einem Typ von Kampfpanzer, operieren könnten. Dahin sei es jedoch noch ein langer Weg.
Bei der Rüstungs-Zertifizierung mit europäischen Partnern gehe Deutschland voran. Das bedeute: Nicht nur die Bundeswehr, sondern auch die EUEuropäische Union-Partner müssten von lieb gewonnenen Spezifikationen lassen. Alle europäischen Partner müssten beim Thema Zertifizierung an einen Tisch – und die Industrie dazu.
General Zorn unterstrich die enorme Erfahrung, die die Bundeswehr mittlerweile in der Kooperation mit europäischen Partnern habe. Die Bundeswehr sei eine „Insel der Erfahrung“, so der Generalinspekteur. Die deutschen Soldatinnen und Soldaten seien ständig in EUEuropäische Union Missionen und Operationen eingebunden. Er wisse, dass es eine Freude für deutsche Soldatinnen und Soldaten sei, zu erleben, wie Europa funktioniere.
Die Zukunft der Europäischen Verteidigung sah Zorn optimistisch. Denn nun sei der politische Wille vorhanden, dieses Projekt auch wirklich voranzutreiben. Von einer singulären deutschen Führungsrolle hielt er nichts. Es müsse gemeinsam mit den Partnern gehen. Der deutsch-französische Motor sei dafür ein gutes Beispiel.
Generalleutnant Horst-Heinrich Brauß, Beigeordneter Generalsekretär der NATONorth Atlantic Treaty Organization für Verteidigungspolitik und Streitkräfteplanung im internationalen Stab der NATONorth Atlantic Treaty Organization, erinnerte daran, dass die globalen Konflikte vor unserer Haustür lägen. Gerade in diesen Zeiten komme es darauf an, dass die EUEuropäische Union und die NATONorth Atlantic Treaty Organization mit einer Stimme sprächen. Es gehe um Kohärenz und Interoperabilität. Kollektive Verteidigung könne nur gemeinsam gelingen. Die Mehrheit der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner sei europäisch. Daher sei eine Europa-Konkurrenz mit der Allianz abwegig. „Wir konkurrieren nicht mit uns selbst“, so Brauß.
Ministerin Ursula von der Leyen stellte in Aussicht, es solle auch im kommenden Jahr einen Europatag im BMVgBundesministerium der Verteidigung geben. Dieser könnte dann den Blick auf die bevorstehende deutsche EUEuropäische Union-Ratspräsidentschaft im Jahre 2020 richten.
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