Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, haben bei der 12. Spießtagung den offenen Dialog mit den Kompaniefeldwebeln geführt. Bei dem Treffen an der Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr in Hannover ging es um die innere Lage der Bundeswehr. Rund 160 Spieße waren gekommen.
Bundesministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, im Gespräch mit Teilnehmern der 12. Spießtagung.
Es war eine der ersten Fragen an die Ministerin aus der Runde der Spieße: „Machen Sie in der nächsten Regierung in diesem Amt weiter?“ Darauf Ursula von der Leyen: Im Falle eines erfolgreichen Abschlusses der Sondierungsgespräche und späteren Koalitionsverhandlungen sei es die Bundeskanzlerin, die über diese Frage entscheide. Ihr persönlich, so von der Leyen, mache das Amt große Freude. Sie würde es gern weiterführen. Das wisse die Bundeskanzlerin. „Mal sehen, wie die Würfel fallen.“ Für dieses Statement der Ministerin klopften die Spieße Beifall auf den Holztischen.
Ihr sei in vier Jahren Amtszeit die „Truppe ans Herz gewachsen“. Die daraus gewonnene Erfahrung bringe sie in die derzeit laufenden Sondierungsgespräche ein. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass der Weg der Modernisierung der Bundeswehr „kraftvoll fortgesetzt“ werde. Damit sprach von der Leyen etwa die eingeleiteten Trendwenden Personal, Material und Finanzen sowie die Agenda Attraktivität an. Sie müssten verstetigt werden.
Die Spießtagung fand ich sehr gut organisiert. Die Thematik war für mich persönlich allerdings zu sehr eingeschränkt. Ich würde mir in Zukunft wünschen, dass insbesondere bei der Podiumsdiskussion am ersten Tag stärker die Sorgen und Nöte der Spieße Thema sind. Den Auftritt der Ministerin fand ich gut. Der Ausblick auf die neue Legislaturperiode, die Bundeswehr betreffend, fand ich gut dargelegt.Hauptfeldwebel Katja Schützeck,
Daran schloss sich die Frage eines Kompaniefeldwebels an: Wird in einer kommenden Bundesregierung wirklich genug Geld für die Bundeswehr bereitstehen? Hierzu sagte die Ministerin, sie trete dafür aus Überzeugung ein. Sie sei gegen rote Linien, unnötige Schranken und zu viele Details bei den gegenwärtigen Sondierungsgesprächen.
Die Spießtagung ist eine ganz tolle Informationsveranstaltung für alle Spieße, egal aus welcher Region, egal aus welchem Organisationsbereich. Man trifft hier Leute, die man sonst so nicht persönlich antreffen würde. Das offene Wort, das hier gesprochen und auch beantwortet wird, finde ich toll. Es hat mich bei einigen Informationen persönlich auch sehr weiter gebracht. Vom Auftritt der Ministerin war ich sehr positiv überrascht. Gut fand ich, dass sie sich den Fragen der Spieße gestellt hat.Stabsfeldwebel Nicole Blindow,
Die Ministerin hörte aufmerksam zu, wo den Kompaniefeldwebeln weiter der Schuh drückt. Beispiel: Kompensation von Personalmangel durch Elternzeit in der Kompanie. Hierauf antwortete die Ministerin: In diesen Fällen müsse Ersatz gefunden werden – modernes Personalmanagement sei hier gefordert.
Diese Spießtagung ist für mich sehr wichtig. Weil wir als Kompaniefeldwebel ausschlaggebend sind, um die Interessen der Soldaten voranzubringen. Und zwar beim Thema Unterbringung in den Bereichen. Da wäre ich dafür, dass jeder Soldat einen Schrank und Spind bekommen sollte. Wegen dieses Anliegens bin ich auch hier.Oberstabsfeldwebel Thomas Beier,
Auch die Verordnung, die Zusammenkünfte geselliger Art während der Dienstzeit untersage, beschäftigte das Plenum. Dazu sagte von der Leyen: Das „Kaffeetrinken zum Geburtstag“ falle nicht unter diese Verordnung, das große Fest wohl. Das aber sei im Sinne der neuen Arbeitszeitverordnung.
Die Spießtagung ist ein sehr gutes Mittel, um die Stimmung der Truppe aufzufangen. Für mich ist es hier wichtig, dass ich andere Truppenteile kennenlerne und auch von der obersten Führung Antworten auf unsere Fragen bekomme. Die Antworten der Ministerin auf unsere Fragen waren sehr souverän.Stabsfeldwebel Sven Seggelmann,
Die Ministerin würdigte die Arbeit der Kompaniefeldwebel: „Sie halten die Truppe zusammen. Ohne Sie läuft nichts bei uns.“ Zum Schluss ihres Besuchs in Hannover verabschiedete sich von der Leyen mit den Worten: „Vielen Dank und bis zum nächsten Mal!“
Genaral Volker Wieker als Redner bei „seiner“ 12. Spießtagung.
General Wieker machte allerdings deutlich, diese Spießtagung sei für ihn die letzte im Amt des Generalinspekteurs. Er bedankte sich „von Herzen“ für das Vertrauen, das er in diesem Kreis genossen habe. In der Diskussion mit den Spießen ging es um den Alltag im Dienst. „Ich wünsche mir mehr Entscheidungsspielraum.“ forderte einer. In mehr und mehr Bereichen könnten die Kompaniefeldwebel nicht mehr frei entscheiden. Habe eine übertriebene Kultur des Rückversicherns Einzug gehalten?, fragte der Spieß weiter. Und: Wie sei es um die Fehlerkultur bestellt?
Der Generalinspekteur differenzierte seine Antwort: Der Begriff der Fehlerkultur dürfe nicht überstrapaziert werden. Es gebe bei gewissen Entscheidungen „Null-Toleranz-Bereiche“. Etwa im Alltag der Kameradschaft, jenem Band, „das uns alle verbindet“. Oder bei Sicherheit für Leib und Leben der Soldaten. Allerdings, so Wieker, müssten seine Kompaniefeldwebel in anderen Bereichen den Wust von Vorschriften und Verordnungen nicht klaglos hinnehmen. So etwa beim flexibleren Handhaben von Freizeitausgleichregelungen für Soldaten, die aus dem Einsatz kommen oder aus Einsatzgleichen Verwendungen.
Wieker warb schließlich dafür, den Soldatenberuf als Karriereberuf in „allen“ Statusgruppen attraktiver zu gestalten. So auch für die Mannschafter. Er nannte das Unteroffizierkorps das „Rückgrat der Truppe“. Daran hätten die Spieße entscheidenden Anteil. An sie appellierte der Generalinspekteur, sie müssten sich den Mut bewahren, „die Probleme vor Ort anzusprechen“. Dafür sei die Spießtagung ein „unersetzliches Format“. Wieker: „Wir brauchen diese Sensorik in die Truppe hinein.“
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