Der zweite Tag des UNUnited Nations Peacekeeping Ministerial 2025 in Berlin stand ganz im Zeichen der Pledging-Sessions. Mitgliedstaaten können hier traditionell Unterstützungsleistungen, sogenannte Pledges, zur Stärkung und Weiterentwicklung der Peacekeeping-Missionen ankündigen, zum Beispiel in Form von Truppen, Material oder Trainings. Dabei gilt: Jeder Beitrag zählt.
Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen haben sich beim Peacekeeping Ministerial am 13. und 14. Mai 2025 in Berlin dafür eingesetzt, die Friedensmissionen der Vereinten Nationen zu stärken. Denn UNUnited Nations-Peacekeeping – daran gab es in Berlin keinen Zweifel – bleibt ein wichtiges Instrument für eine effektive multilaterale Lastenteilung. Deutschland, so Verteidigungsminister Boris Pistorius zu Beginn des zweiten Konferenztags, werde auch weiterhin Verantwortung in den Vereinten Nationen übernehmen. „Wir engagieren uns weiterhin mit Polizeibeamtinnen und -beamten, zivilen Expertinnen und Experten sowie Militärpersonal in fünf UNUnited Nations-Friedensmissionen und beabsichtigen, unsere militärischen Beiträge zu MINURSOMission des Nations Unies pour l’organisation d’un Référendum au Sahara Occidenta, UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan und UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon fortzusetzen.“
Diese Missionen können nur erfolgreich sein, wenn wir die Unterstützung auch plastisch, physisch und materiell sichtbar werden lassen.Verteidigungsminister Boris Pistorius
Der erste Konferenztag, so Pistorius, habe gezeigt, wofür Peacekeeping wirklich stehe: für gemeinsame Verantwortung im Umgang mit internationalen Krisen und Konflikten, für globale Solidarität und für das ständige Streben nach Reformen, um effektiver und sicherer zu werden. Die Weichen für nötige Reformen seien gestellt worden. „Lassen Sie uns heute den nächsten Schritt gehen. Schreiben wir die ersten Zeilen eines neuen und wirksameren Kapitels der Friedenssicherung: praxisnah, entschlossen und mutig.“ Mit diesen Worten leitete der Verteidigungsminister die traditionellen Pledging-Sitzungen des Peacekeeping Ministerial 2025 in Berlin ein, in denen die UNUnited Nations-Mitgliedstaaten jeweils substanzielle Beiträge zur Unterstützung der Missionen ankündigen.
„Unsere heutige Anwesenheit hier ist Ausdruck gemeinsamer Verantwortung. Sie ist ein klares Zeichen unseres Engagements für Sicherheit und Frieden“, sagte Pistorius in Berlin. Weltweit sicherten Friedenstruppen die Grenze zwischen Waffenstillständen und Gewalt, zwischen humanitärer Hilfe und Chaos. „Wir schulden ihnen nicht nur Worte, sondern echte Unterstützung“, so der Minister. In Berlin verkündete Pistorius Beiträge zum UNUnited Nations-Peacekeeping im Wert von mehr als 82 Millionen Euro, etwa 57 Millionen Euro davon kommen aus dem Verteidigungsetat. Besonders wichtig sei ihm dabei gewesen, neue und innovative Pledges einzubringen.
Pledges |
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Die Effektivität der UNUnited Nations-Friedensmissionen hängt in hohem Maße von den Beiträgen der einzelnen Nationen ab. Daher findet alle zwei Jahre das Peacekeeping Ministerial statt, auf dem die UNUnited Nations-Mitgliedstaaten ihre künftigen Beiträge ankündigen. Diese sogenannten Pledges können Kräfte, Fähigkeiten, Ausrüstung, Partnerschaften und Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau, finanzielle Unterstützung für Reformprojekte und vieles mehr sein. Nur über diese nationalen Beiträge können die Vereinten Nationen Fähigkeitslücken in bestehenden Missionen schließen und sich auf künftige Friedensmissionen vorbereiten. Das ist in Zeiten eines Höchststands bewaffneter Konflikte, geopolitischer Spannungen und zunehmender Polarisierung essenziell. |
Erneuerbare Energiesysteme: Deutschland, so Pistorius, werde die UNUnited Nations-Missionen und die Truppensteller unter anderem mit erneuerbaren Energiesystemen, wie beispielsweise Photovoltaikanlagen, unterstützen. Dies hätte ganz konkrete Auswirkungen auf die Sicherheit der Peacekeeperinnen und Peacekeeper. Aktuell würden 90 Prozent der Elektrizität in UNUnited Nations-Missionen mit Dieselgeneratoren produziert. Pro Jahr seien das etwa 100 Millionen Liter, die oft über lange Wege zu den Camps gefahren werden müssten. Diese Treibstoffkonvois seien ein Hauptangriffsziel – ihr Schutz binde einen großen Anteil der militärischen Komponente, die damit nicht für die eigentlichen Mandatsaufgaben zur Verfügung steht. Mit der Erhöhung der Energie-Autarkie der Missionen soll Personal künftig dort zum Einsatz kommen, wo es wichtig ist: bei der Überwachung von Waffenruhen oder beim Schutz der Zivilbevölkerung. Durch den deutschen Pledge werden bis zu eine Million Liter Diesel pro Jahr eingespart werden können.
Transportdrohnen: Mithilfe von Transportdrohnen können beispielsweise dringend benötigte Blutkonserven oder medizinische Geräte schnell und ressourcenschonend auch in abgelegene Gebiete transportiert werden. Während ein Fahrzeug im schwierigen Gelände für 200 Kilometer oft einen ganzen Tag braucht, kann eine Drohne diese Strecke in wenigen Stunden fliegen. Auch damit möchte Deutschland UNUnited Nations-Missionen sicherer und effektiver machen.
Sprengfallenschutz: Besonders geschätzt wird Deutschlands Engagement beim Schutz vor Sprengfallen, die ein großes Problem in Einsatzgebieten darstellen. „Wir werden Truppensteller mit Technik, Ausbildung und bei der persönlichen Ausrüstung unterstützen“, verkündete Pistorius dazu in Berlin.
Ausbildung und Ausstattung: Der Markenkern des deutschen Engagements bei den Friedensmissionen liegt traditionell in der Ausbildung. Bisher hat Deutschland bereits Personal aus über 100 Nationen ausgebildet. In Berlin verkündete Pistorius, auch hier anzusetzen und Trainings weiter auszuweiten. Zusätzlich zu diesem „Training made in Germany“ initiiere Deutschland mit europäischen Partnern gemeinsame Ausbildungsprogramme.
Zum Ende der Konferenz dankte Pistorius allen Blauhelmen in den unterschiedlichen Teilen der Welt für ihren Einsatz. Es habe in Berlin 74 Ankündigungen gegeben – alle substanzieller Natur, nach entsprechenden Möglichkeiten und Leistungsfähigkeit der einzelnen Nationen, verkündete der Minister sichtlich erfreut. „Je geschlossener wir zusammenstehen, desto besser für den Frieden in der Welt.“
Frieden ist möglich, wenn wir als eine vereinte Menschheitsfamilie handeln.UNUnited Nations-Generalsekretär António Guterres
Die Vereinten Nationen zeichnet vor allem aus, dass ihre Mitgliedstaaten gemeinsam Verantwortung für Frieden und Sicherheit übernehmen – mit der Entsendung von Personal in Einsatzgebiete, mit finanzieller Unterstützung, mit Material, mit Ausbildung und mit Reformideen. Dieses gemeinsame Handeln, so Pistorius, werde die Friedenssicherung von morgen prägen. In Berlin seien die Mitgliedstaaten ein großes Stück vorangekommen: „Von Berlin aus geht heute ein Spirit des Friedens in die Welt.“
Die Vereinten Nationen gelten als Herzstück des Multilateralismus und der regelbasierten Ordnung. Sie verfügen über keine eigenen Truppen, sondern sind auf Beiträge ihrer Mitgliedstaaten angewiesen. Peacekeeping-Missionen werden vom UNUnited Nations-Sicherheitsrat mandatiert und agieren stets mit Zustimmung des Gastlands. Ihre Aufgaben umfassen unter anderem den Schutz der Zivilbevölkerung, die Unterstützung von Friedensprozessen und die Überwachung von Waffenstillständen. Zahlreiche Missionen wurden und werden multidimensional und integriert mandatiert – sie umfassen zivile, polizeiliche und militärische Komponenten.
Die Bundeswehr hat die Vereinten Nationen bereits Anfang der 1970er-Jahre logistisch durch Lufttransporte und Ausrüstung anderer Kontingente unterstützt. Seit 1991 hat sie sich an 14 UNUnited Nations-geführten Peacekeeping-Missionen beteiligt. Aktuell ist die Bundeswehr an drei der insgesamt elf laufenden UNUnited Nations-Friedensmissionen beteiligt –an UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon in Libanon, UNMISSUnited Nations Mission in South Sudan in Südsudan und MINURSOMission des Nations Unies pour l’organisation d’un Référendum au Sahara Occidenta in Westsahara. Deutschland ist nach den USA, China und Japan viertgrößter Beitragszahler zum UNUnited Nations-Peacekeeping-Budget und hat seit 2014 sieben Milliarden Euro für Blauhelmmissionen beigetragen. Deutschland ist außerdem der größte freiwillige finanzielle Unterstützer innovativer UNUnited Nations-Reformprojekte.
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