Die Redaktion der Bundeswehr bringt begleitend zur Einsatzdokumentation Mali in loser Abfolge Beiträge von namhaften Sicherheitsexperten zur Lage. Im folgenden Drei-Fragen-Interview äußert sich Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der der Universität der Bundeswehr München. Er meint: „Generell sollten militärische Einsätze der Bundesregierung mehr und kontinuierlicher kommuniziert werden.“
Wie sieht Ihre Zwischenbilanz der Einsätze der Bundeswehr in Mali aus – macht die Bundeswehr in Kooperation mit ihren Partnern dort einen guten Job?
Die Zwischenbilanz des Einsatzes der Bundeswehr in Mali fällt gemischt aus. Man darf wohl behaupten, dass sich der Einsatz komplizierter und komplexer entwickelt hat, als er 2013, als das erste deutsche Kontingent nach Mali entsendet wurde, abzusehen war. Dennoch ist es der Bundeswehr mit ihren Partner im Rahmen der vor Ort tätigen multinationalen Operationen (MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali und EUTMEuropean Union Training Mission) gelungen, zur Stabilisierung Malis beizutragen sowie die Streitkräfte des Landes in die Lage zu versetzen, immer größere Verantwortung zu übernehmen. Dies darf aber alles nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Einsatz als solcher hochkomplex ist, Gefahren birgt und sicherlich noch längere Zeit andauern wird.
Sollte die Bekämpfung von Fluchtursachen durch Deutschland und die Staaten der Europäischen Union auf dem afrikanischen Kontinent ausgeweitet werden?
Diese Frage muss ohne jegliche Einschränkung mit ja beantwortet werden. Wenn man Fluchtursachen bekämpfen will, muss diese Bekämpfung dort geschehen, wo Fluchtursachen auftreten. Zerfallende Staaten, repressive Regime, wirtschaftliche Perspektivlosigkeit, all dies herrscht in vielen Gegenden Afrikas vor und zwingt Menschen zur Flucht. Die Ursachen dieser Flucht kann man somit nur vor Ort, das heißt in Afrika selbst bekämpfen.
Sollte dem sicherheitspolitischen Diskurs über Afrika-Einsätze wie etwa in Mali noch mehr Bedeutung beigemessen werden – und ist das Verständnis der Bürger für die Mali-Missionen unterdessen ausgeprägt genug?
Generell sollten militärische Einsätze der Bundesregierung mehr und kontinuierlicher kommuniziert werden. Ein Einsatz bedarf einer breiten parlamentarischen und öffentlichen Unterstützung. Letztere kann nur dadurch hergestellt werden, dass die Notwendigkeit solcher Einsätze immer und immer wieder hervorgehoben wird. Insbesondere bei Einsätzen deren Relevanz und Notwendigkeit nicht offensichtlich auf der Hand liegt gilt es umso mehr für deren Unterstützung zu werben. Dazu zählen auch die stärkere Vermittlung von Fakten und die beständige Information über aktuelle Entwicklungen, um einen Einsatz zu begründen.
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