Schlankere Stäbe für eine stärkere Truppe – und ein neues Territoriales Führungskommando, um schneller auf Notlagen im Inland reagieren zu können: So stellen sich Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und Generalinspekteur Eberhard Zorn die Bundeswehr der Zukunft vor. Auf der Bundeswehrtagung 2021 ging es ins Detail.
„Stark, standfest, stolz: Das ist die Bundeswehr, für die wir kämpfen. Behalten wir das im Kopf, wenn wir die Geschichte der Bundeswehr fortschreiben“, sagt Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer zum Auftakt der Bundeswehrtagung 2021. Die militärische Aufrüstung Russlands an der Grenze Europas und die aggressive Machtpolitik Chinas stelle die westliche Wertegemeinschaft vor neue Herausforderungen. „Zur Verteidigung der Freiheit brauchen wir den ganzen Westen“, so Kramp-Karrenbauer.
Die Bundeswehr müsse den geostrategischen Veränderungen auch strukturell Rechnung tragen, so die Ministerin. Deshalb sei das Eckpunktepapier zur Bundeswehr der Zukunft entstanden. „Mit den Eckpunkten geben wir der Bundeswehr eine Struktur, die zu den Bedrohungen der Zukunft besser passt“, so Kramp-Karrenbauer. Insbesondere müsse „Bedarfen am scharfen Ende der Truppe“ Rechnung getragen werden, um den Herausforderungen in der Landes- und Bündnisverteidigung, aber auch im internationalen Krisenmanagement zu begegnen.
Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer und Generalinspekteur Eberhard Zorn hatten ihre Pläne zum Umbau der Bundeswehr Mitte Mai unter dem Motto „Mehr Truppe wagen“ vorgestellt. Es ist keine radikale Reform geplant: Vielmehr sollen Stellschrauben justiert werden, um die Bundeswehr für die Zukunft einsatzbereit zu machen. Verwaltung und Stäbe sollen verschlankt und die Truppe gestärkt werden, ohne zusätzliches Personal einzustellen. Die Ressourcen sollen durch die Digitalisierung der Verwaltungsabläufe und eine flexiblere Verwendung des Personals frei werden.
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Die Bundeswehrtagung 2021 fand wegen der noch immer anhaltenden Gefahr durch das Coronavirus in einem hybriden Format statt.
Während die Ministerin, der Generalinspekteur und andere Führungskräfte vor Ort im Sheraton Hotel in Berlin mit Sicherheitsexperten debattierten, verfolgte der größte Teil des Publikums die Veranstaltung über einen Livestream auf der Seite des Verteidigungsministeriums.
Per Chat konnten die Teilnehmenden Fragen stellen, auch in den sozialen Netzwerken wurde lebhaft diskutiert.
Generalinspekteur Zorn fiel die Aufgabe zu, die Reformpläne des Ministeriums zu erklären. „Es gilt, eine Balance zwischen Landes- und Bündnisverteidigung und dem internationalen Krisenmanagement zu halten“, so der ranghöchste Soldat.
Insbesondere bei den Führungsfähigkeiten der Truppe habe man Defizite festgestellt, die nun mittels „Binnenoptimierung“ abgestellt werden sollen. „Wir sind zu kopflastig geworden“, sagte Zorn. Mit dem Eckpunktepapier konzentriere sich die Bundeswehr wieder auf die Kernaufgaben.
„Um in heutigen Konflikten zu bestehen, müssen wir dimensionsübergreifend denken, planen und kämpfen“, so der Generalinspekteur. Kompetenzen und Verantwortlichkeiten werden daher in Kommandos für die Dimensionen Land, See, Luft- und Weltraum sowie Cyber- und Informationsraum gebündelt. So sollen mittelfristig militärische Systemhäuser entstehen.
Zudem wird – als Lehre aus der Coronapandemie – ein neues Territoriales Führungskommando aufgebaut, das sich vor allem um die Koordination der Amtshilfe bei Naturkatastrophen und nationalen Notlagen kümmern wird. Das Territoriale Führungskommando wird jene Aufgaben erfüllen, die für die Auslandseinsätze durch das Einsatzführungskommando in Potsdam geleistet werden. Ab dem ersten Quartal 2022 soll mit dem Aufbau der neuen Strukturen begonnen werden.
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