Der Parlamentarische Staatssekretär Ralf Brauksiepe hat die ersten Gäste persönlich begrüßt.
Der Parlamentarische Staatssekretär begrüßt die ersten Gäste mit Handschlag. „Dann kommen sie mal!“ ruft Ralf Brauksiepe in die Runde und unterstreicht den Satz mit einer einladenden Handbewegung. Die Besucherschlange setzt sich in Bewegung, Brauksiepe gibt noch ein paar Tipps für den Sicherheitscheck: „Das läuft hier genauso wie auf dem Flughafen.“ Nur ein bisschen fixer – die Feldjäger machen einen guten Job.
Schon eine halbe Stunde vor dem offiziellen Start um 10 Uhr hatte sich eine lange Schlange vor dem Eingang des Bundesverteidigungsministeriums gebildet. Ministerium und Bundeswehr luden zum „Tag der Offenen Tür der Bundesregierung 2017“ in den Bendlerblock – und tausende Besucher kamen um mitzufeiern. Das Altersspektrum der Besucher reichte vom Säugling bis zum Altgedienten.
Familie Richter will Bundeswehratmosphäre schnuppern.
Unter den ersten in der Schlange: Familie Richter aus Berlin-Tiergarten. Papa Egon hatte den Wehrdienst einst in Sonthofen und Stetten am Kalten Markt geleistet; nun ist der Reservist mit der Familie gekommen, um wieder etwas Bundeswehratmosphäre zu schnuppern. „Das ist unser Samstagsausflug“, sagt Richter. „Wir sind hauptsächlich wegen der Hunde hier. Lius wollte sie unbedingt sehen.“ Lius ist drei Jahre alt und Egon Richters Sohn.
Die Show der Schule für Diensthundewesen der Bundeswehr ist der erste Programmhöhepunkt des Tages. Neun Hundeführer und ihre Diensthunde zeigen, wozu eingespielte Teams aus Mensch und Tier in der Lage sind: „Stellen und verbellen“ zum Beispiel oder das Erschnuppern von Sprengstoff in Gepäckstücken. Die Tiere gehorchen ihren Herrchen aufs Wort – die Richters sind begeistert.
Christoph Scheibling hat sein Orchester im Griff.
Später zeigt das Drillteam des Wachbataillons, dass man mit Karabinern auch jonglieren kann – natürlich nur, wenn man lange und intensiv geübt hat. Im Anschluss gibt es eine Autogrammstunde mit den Sportsoldaten Franziska Hildebrand (Biathlon), Johannes Floors (Leichtathletik) und Julia Lier (Rudern), die bei den Olympischen Spielen 2016 die Goldmedaille im Doppelvierer gewonnen hatte.
Für die musikalische Untermalung ist das Musikkorps der Bundeswehr zuständig, das „konzertante Aushängeschild der Bundesrepublik Deutschland“, wie Leiter, Oberstleutnant Christoph Scheibling, sagt. Sechzig Frauen und Männer geben Stücke aus ihrem Repertoire zum Besten – und Scheibling verrät dazwischen, wie man Teil des Orchesters werden kann: „Üben, üben und nochmals üben.“ Das Musikkorps wird übrigens bald mit der Schlagerlegende Heino zu sehen sein: Am 23. September ist ein gemeinsamer Auftritt auf dem Musikfest der Bundeswehr in Düsseldorf geplant.
Die meisten Besucher sind natürlich wegen der Technik ins Ministerium gekommen: Wo sonst kann man zum Beispiel im Cockpit eines Tornado sitzen? Nur wenige Piloten dürfen das Mehrzweckkampfflugzeug fliegen – nun nutzen viele Besucher die Gelegenheit, um einmal im Leben auf dem Schleudersitz Platz zu nehmen.
Auch Heer und Marine haben technische Schmuckstücke dabei: Die Panzerfahrzeuge Puma und Boxer etwa oder das Boomeranger-Patrouillenboot. Alle Fahrzeuge können bestaunt und angefasst werden, bei Fragen zu Technik und Ausstattung helfen die Besatzungen weiter.
Bald im Einsatz: David Berg und das Flugabwehrsystem Mantis.
Oberfeldwebel David Berg wird besonders oft gefragt – denn sein Ausstellungsstück war noch nicht oft zu sehen. „Das Mantis-Waffensystem dient dem Schutz des Feldlagers. Wir bekämpfen Raketen, Mörser- und Artilleriegeschosse. Es gibt nichts Vergleichbares weltweit“, sagt der 30-Jährige.
Das unbemannte System bestehe aus zwei Sensoranlagen, bis zu acht Geschützen und werde über eine mit drei Mann besetzte Feuerleitzentrale gesteuert. „Das System erfasst die Ziele automatisch, wir treffen die Entscheidung zum Schießen“, sagt Berg. Künftig soll das Waffensystem auch in Westafrika zum Einsatz kommen: Berg und sein Team sollen Anfang November nach Mali verlegt werden.
Das Auge isst mit: Thomas Kucharski gibt der „Mahlzeit“ den letzten Schliff.
„Ohne Mampf kein Kampf“ ist ein typisches Soldatensprichwort. Natürlich ist auch im Bendlerblock für jeden Geschmack etwas dabei. Die Traditionalisten nehmen Erbswurst, das Soldatengericht schlechthin. Für feinere Gaumen ist die Koch-Nationalmannschaft der Bundeswehr im Einsatz: Es darf Rehragout an Rosmarinschaum und Mango-Zitronen-Creme ausprobiert werden. „Jeder Besucher kann kosten, wir sind auf bis zu 7.000 Gäste vorbereitet“, sagt Teamkapitän Thomas Kucharski. Besucher mit festem Magen zieht es zum Nebenstand: Dort kann das Einmannpackung-Verpflegungspaket (EPa) der Bundeswehr ausprobiert werden.
Frisch gestärkt nahmen viele Besucher an einer der Führungen durch das Verteidigungsministerium teil – alle zehn Minuten machte sich eine neue Besuchergruppe auf den Weg. Unter anderem hatte Ministerin Ursula von der Leyen ihr Büro für die Gäste geöffnet. So konnte die sicherheitspolitische Schaltzentrale der Bundesrepublik Deutschland bei einem gemütlichen Verdauungsspaziergang besichtigt werden.
Viel Betrieb herrschte auch in dem Zelt, in dem sich die Bundeswehr als moderner und attraktiver Arbeitgeber präsentierte. Nachwuchssoldaten in spe konnten sich beispielsweise an einem Bundeswehr-Quiz und einem Geschicklichkeitstest versuchen, auch die brandneue Cyber-Abteilung informierte hier über ihre Aufgaben. Die Berater des Karrierecenters Berlin beantworteten gewohnt kompetent alle weitergehenden Fragen zu einer zivilen oder militärischen beruflichen Zukunft bei der Bundeswehr.