Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat beim 4. Leitungsboard Digitalisierung die Corona-Pandemie als Beispiel dafür aufgezeigt, wie wichtig es sei, vorbereitet zu sein und Krisen von Gesellschaft und Wirtschaft „vorzudenken“.
Die Ministerin sagte in Bonn, es gehe darum, über entsprechende Fähigkeiten zu verfügen, um darauf reagieren zu können. Ein wichtiger Baustein für resiliente Streitkräfte sei die Digitalisierung. Sie schaffe Flexibilität und Reaktionsfähigkeit, sie erlaubt schnell, sicher und ortsungebunden zu kommunizieren. Für die Bundeswehr sei die Digitalisierung eine Mammutaufgabe.
Resilienz sei für sie eines der wichtigsten Themen, wenn es darum gehe, aus der Corona-Krise etwas für die Zukunft zu lernen, so Kramp-Karrenbauer. Für die Bundeswehr gelte das in doppelter Hinsicht: Die Corona-Hilfe zeige, die Bundeswehr sei da, wenn sie gebraucht werde. Mit der Reaktionsfähigkeit der Bundeswehr, ihrer Flexibilität und ihrem breiten Fähigkeitsspektrum, auch zur Not- und Katastrophenhilfe, werde die Resilienz des Landes gestärkt. Gleichzeitig müsse die Bundeswehr selber handlungsfähig bleiben, müsse ihre Kräfte und Fähigkeiten, ihre Einsatzbereitschaft gerade im Krisenfall aufrechterhalten.
Die Corona-Krise zeige, was die Bundeswehr im Bereich Digitalisierung erreichen könne. In der Krise habe die Bundeswehr kurzfristig eine Innovationskraft an den Tag gelegt, die sehr beeindruckend sei, so die Ministerin. Homeoffice, Videokonferenzen, Netzzugänge, auch neue Arbeitsmethoden. Das zeige einmal mehr: Digitalisierung sei ein wichtiger, dringender Schwerpunkt für die Zukunft der Bundeswehr.
Aber die Digitalisierung sei auch eine Mammutaufgabe, gerade für die Bundeswehr. Dabei gehe es nicht nur um digitales Verwaltungshandeln, sondern auch um digitale Gefechtsfelder. Es gehe nicht nur um technisch zuverlässige Lösungen, sondern auch um robuste, gegen militärische Angriffe gesicherte Systeme. Es gehe nicht um ein paar Dutzend Computer, sondern um hunderttausende. „Die Anforderungen sind also hoch“, betonte AKK.
Die Ministerin bezeichnete das Leitungsboard Digitalisierung als Steuerungsinstrument für die Digitalisierung des Geschäftsbereichs Bundesministerium der Verteidigung (BMVgBundesministerium der Verteidigung). Es gehe um strategische Übersicht, um Steuerungsbedarf, um Schwerpunktsetzung. Im Beisein von AKK tagte das Board zum ersten Mal komplett digital. Es wurde in dem elektronischen Format E-Mappe als PDF (Portable Document Format) bestritten, das auf dem Tablet oder Laptop dargestellt wird. Die Bonner Hardthöhe und der Berliner Bendlerblock waren zu der Veranstaltung im Kommando Cyber- und Informationsraum (CIRCyber- und Informationsraum) zugeschaltet. Die Ministerin stellte heraus, dass sie bei ihrem Besuch im Kommando CIRCyber- und Informationsraum ganz neue Eindrücke mitnehme. Dabei wurde ihr unter anderem auch die Digitalgalerie präsentiert.
Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer auf dem 4. Leitungsboard Digitalisierung im Kommando Cyber- und Informationsraum in Bonn.
So erörterte das 4. Leitungsboard Digitalisierung angesichts der „neuen Normalität im digitalen Jahrhundert“ sehr facettenreich den Aspekt Resilienz durch Digitalisierung. Der Abteilungsleiter Cyber- und Informationstechnik (CITCyber- und Informationstechnik) im BMVgBundesministerium der Verteidigung, Generalleutnant Michael Vetter, machte deutlich, dass die Leistungsfähigkeit des ITInformationstechnik-Systems der Bundeswehr in den vergangenen Wochen erfolgreich an die Corona-Lage angepasst werden konnte.
Darüber hinaus sollen von 2020 bis 2024 zahlreiche Maßnahmen in einem Sonderprogramm Resilienz Bundeswehr folgen. So wird etwa die Zahl der Endgeräte für mobiles und ortsunabhängiges Arbeiten erhöht. Weiter werden ITInformationstechnik-Services für die Arbeit im Team ausgebaut: so die digitale Ausbildung und die Anpassung der Backend-ITInformationstechnik-Infrastruktur für mobiles Arbeiten. Überdies sollen ITInformationstechnik-Sicherheit, die ressortübergreifenden und internationalen Fähigkeiten zur digitalen Zusammenarbeit sowie die Führungsfähigkeiten der Bundeswehr insgesamt verbessert werden.
Weiter wertete es das Bord als positiv, dass während dieser schwierigen Phase die Arbeit im Homeoffice mit Open Virtual Private Network (VPNVirtual Private Network), einer freien Software für ein virtuelles privates Netzwerk mit Verschlüsselung, verbessert und erleichtert worden ist. Damit kann über dienstliche Laptops, die nicht über den sonst notwendigen RASRemote Access Service (Remote Access Service) für den externen Zugang zu geschützten lokalen Netzwerken verfügen, auf den dienstlichen Account zugegriffen werden.
Das Board bezeichnete die Umsetzung des Sonderprogramms Resilienz Bundeswehr als nachhaltig, weil es die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr in krisenhaften Lagen verbessere. Das Programm soll kontinuierlich vorangetrieben werden. Corona gilt als Bewährungsprobe für die Digitalisierung der Bundeswehr. In dieser Lage besteht großer Bedarf am Austausch von Informationen und Lagebildern aus den diversen Institutionen der Bundeswehr. Die Herausforderung lautet daher: Die erhöhte Einsatz- und Führungsbereitschaft der Truppe ist nunmehr durch einen hohen Anteil an mobiler Arbeit zu gewährleisten.
So arbeiten die Soldatinnen und Soldaten sowie das zivile Personal in erheblich höherem Umfang disloziert mit vernetzten ITInformationstechnik-Systemen. Die Führungs- und Arbeitsfähigkeit der Bundeswehr soll so über lange Zeit auch unter erschwerten Bedingungen aufrechterhalten werden können. Der ortsunabhängige Zugriff auf ITInformationstechnik-Systeme der Bundeswehr ist Kern ihrer Resilienz durch Digitalisierung.
Im Einzelnen skizzierte zum Stand der Digitalen Transformation Generalleutnant Michael Vetter die Entwicklung seit dem vergangenen 3. Leitungsboard Digitalisierung. Er lieferte einen Rückblick sowie eine Analyse zum Reifegrad der Digitalen Transformation des Geschäftsbereiches BMVgBundesministerium der Verteidigung und berichtete zu den Projekten und Themen BwMessenger, GroupwareBw, Innovationen, Digitalisierung der Gesundheitsversorgung in der Bundeswehr, der Lage Corona und zu weiterem Handlungsbedarf. Petra Ferber, BMVgBundesministerium der Verteidigung Referatsleiterin CITCyber- und Informationstechnik II 5, erläuterte Analyse- und Auswertemöglichkeiten in der Standard-Anwendungs-Software-Produkt-Familie (SASPFStandard-Anwendungs-Software-Produkt-Familie). Weiter führte sie zum Thema Bedeutung von Daten und Datenstrategien im BMVgBundesministerium der Verteidigung aus.
Bei der Vorstellung ausgewählter Digitalisierungsprojekte verdeutlichte Barbara Wießalla, BMVgBundesministerium der Verteidigung Abteilungsleiterin IUDInfrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen (Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen), die Bedeutung des Themas digitales Infrastrukturdatenmanagement. Generalleutnant Martin Schelleis, Inspekteur SKBStreitkräftebasis (Streitkräftebasis), referierte zum Aspekt „Verbesserte Führungsfähigkeit des Nationalen Territorialen Befehlshabers“.
Bei der weiteren Vorstellung ausgewählter Digitalisierungsprojekte stellten Horst Krämer, BMVgBundesministerium der Verteidigung CITCyber- und Informationstechnik II 4, und Christian Peters, BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) I 6.4, den Sachstand der Digitalisierung landbasierter Operationen (D-LBODigitalisierung Landbasierte Operationen) vor. Zur Harmonisierung der Führungsinformationssysteme (HaFIS) informierten Herbert Hetger, BMVgBundesministerium der Verteidigung CITCyber- und Informationstechnik II 4, und Hartmut Sönnichsen, BAAINBwBundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr I 4., Martin Kaloudis, Geschäftsführer des ITInformationstechnik-Dienstleisters der Bundeswehr BWI, erläuterten Aspekte zu „Virtual Reality (VRVirtuelle Realität)-Lage – Experimentelle Realisierung VRVirtuelle Realität-gestützter Lageraum für die Luftwaffe (Lw)“. Zum virtuellen Truppenbesuchszentrum führte Generalmajor Gunter Schneider, Vize-Präsident des Bundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr (BAPersBwBundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr), aus. Dieses soll es Bewerbern ermöglichen – mittels Virtual Reality – die verschiedenen Berufsfelder der Bundeswehr „hautnah“ zu erleben.
Generalleutnant Michael Vetter fasste zusammen: Die zielgerichtete Steuerung der Vorhaben zur Digitalen Transformation im Geschäftsbereich des BMVgBundesministerium der Verteidigung sei weiter ausgebaut worden. Die Ministerin formulierte in ihrem Statement einen Appell: Demnach solle die Bundeswehr ihre Ambitionen im Blick behalten und sich auf das Machbare konzentrieren. Es gelte, konsequent die nächsten Schritte zu gehen und die Projekte weiter umzusetzen – von der Digitalisierung landbasierter Operationen bis zu HaFIS. „Und trauen wir auch unserer Truppe selbst ruhig mehr Digitalisierung zu“, so AKK. Corona habe Energien freigesetzt. Gerade in den Einheiten und Verbänden in der Fläche seien viele kluge Lösungen für Probleme vor Ort entstanden – kreativ und unbürokratisch, mit viel Engagement, Augenmaß und Sinn fürs Praktische.
Das Konjunkturpaket, das die Bundesregierung als Antwort auf Corona aufgelegt habe, könne auch der Bundeswehr zusätzlichen Schub geben. So etwa für das Zentrum für Technologie und Digitalisierung in München oder für das Vorziehen von Rüstungsinvestitionen. Die Ministerin verlieh ihrer Hoffnung Ausdruck, dass es der Bundeswehr so gelinge, diesen Schwung für die Zukunft mitzunehmen. Und zwar sowohl für die Offenheit für digitale Lösungen in Verwaltung und Truppe als auch für die schnelle Umsetzung der dafür benötigten Beschaffungsvorhaben. Die Bundeswehr habe gezeigt, dass es gehe!
Zum Abschluss ihres Besuches in Bonn wurde AKK das Gemeinsame Lagezentrum Cyber- und Informationsraum (GLZ CIRCyber- und Informationsraum) vorgestellt. Dabei informierte sich die Ministerin über den Beitrag des Lagezentrums zur gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge, der Zusammenarbeit mit dem Nationalen Cyber-Abwehrzentrum und über den Mehrwert der Digitalisierung bei der Auswertung und Bewertung von Big Data.
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