Korvettenkapitän Anna Prehn war im vergangenen Jahr für mehrere Monate im VNVereinte Nationen-Einsatz im Libanon. Heute, am 23. Oktober, wird sie anlässlich des „Tages des Peacekeepers“ stellvertretend für das Engagement aller Bundeswehr-Peacekeeper in Berlin geehrt. Im Interview mit der Redaktion der Bundeswehr berichtet sie über ihre Erfahrungen bei der UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon-Mission, wo sie ein deutsch-libanesisches Team leitete, das für die Ausbildung der libanesischen Marine in den Stützpunkten Beirut und Jounieh verantwortlich war.
Anders als erwartet verging die Zeit im Einsatz wesentlich schneller. Auch war ich überrascht von der sehr großen Gastfreundschaft der Libanesen. Und gleichermaßen im negativen Sinne von der extremen Kluft zwischen Arm und Reich im Land.
Die Vorbereitung auf diesen Einsatz war deshalb für mich anders, weil ich als Marinesoldat an Land eingesetzt worden bin, was für mich nicht normal oder nicht typisch war. Das heißt, dass ich eine Einsatzvorbereitung ohne Boot und Besatzung durchführen musste. Besonders war auch, dass ich wenig Vorbereitungszeit hatte, da ich für einen verletzten Kameraden eingesprungen bin. Deshalb ist es schwer zu vergleichen, ob die Vorbereitung auf UNUnited Nations oder Nato große Unterschiede darstellt.
Einen Peacekeeper zeichnet aus meiner Sicht aus, dass er oder sie nicht versucht seine Meinung aufzudrücken, sondern Lösungen findet, die dem Einsatzland entsprechen. Und diese Lösungen sollten mit den Mitteln, die das jeweilige Land hat (in dem Fall der Libanon) umsetzbar und anwendbar sein.
Ich selbst hatte im Vorfeld des Einsatzes einige Bedenken, dass man mich als Frau in Führungspositionen im Libanon akzeptieren würde. Von daher habe ich einige Gespräche geführt und mir letztendlich so viel Sicherheit geholt, die ich brauchte um überzeugt in diesen Einsatz gehen zu können. Schließlich hat sich herausrausgestellt, dass es völlig unproblematisch war. Ich habe sicherlich eine Schippe mehr Selbstbewusstsein aufgelegt, vor allem zu Beginn, um mich durchzusetzen und zu behaupten. Aber letztlich gehe ich davon aus, dass es auch anders funktioniert hätte. Man hat mich dort ohne Wenn und Aber als Verbindungsoffizier und Leiterin des Ausbildungskommandos akzeptiert. Und auch meine Lösungen oder meinen Weg der Ausbildung angenommen, was zu positiven Ergebnissen führte. Ich denke trotzdem, dass ein Mann in dieser Position sicherlich noch auf andere Weise Zugang zu den libanesischen Kameraden bekommt. Dass da die Distanz zwischen Mann und Frau durchaus da ist. Aber das unterscheidet sich aus meiner Sicht in keiner Weise, ob ich mit libanesischen Kameraden zusammen arbeite oder mit deutschen. Eine gesunde Distanz ist da aus meiner Sicht durchaus angemessen.
Ich habe gesehen und gespürt, dass ich im Einsatz was bewirken kann. Das hat für mich durchaus eine große Bedeutung. Auch habe ich sehr viel Anerkennung durch die libanesischen Soldaten erfahren. Anerkennung für meine Arbeit, die ich vor Ort geleistet habe. Und das hat mich natürlich gefreut und positiv überrascht. Zudem nehme ich die Erfahrung mit, dass man auch in relativ kurzer Zeit, das heißt in vier Monaten viel erreichen kann, wenn es denn von allen Seiten gewollt ist.
Morgen wieder in den Libanon? Nun ja, ich würde sagen, dass das gerade nicht geht, weil ich mich mit meinem Boot und meiner Besatzung in der Einsatzvorausbildung für die „Very High Readiness Joint Task Force“ befinde und daher Anfang 2018 schon verplant bin.
Der Libanon ist ein wunderschönes Land, ein sehr vielfältiges Land. Die Libanesen selbst werben immer damit, dass sie an einem Tag Skifahren und nur eine Stunde später im Meer baden können. Ansonsten machen den Libanon ganz klar die Gastfreundschaft der Menschen aus und die Vielfalt der Religionen und die Vielfalt der Kultur im Land. Nicht zu vergessen: Das hervorragende Essen. Dafür würde ich jederzeit wieder in den Libanon reisen und auch in den Einsatz gehen.
Ich befinde mich derzeit mit der Besatzung Delta auf dem Minenjagdboot „Bad Bevensen“ in der Einsatzvorausbildung um im ersten Halbjahr 2018 dann in einem NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verband in Nord- und Ostsee unterwegs zu sein.
Die 34-jährige Berufssoldatin dient seit 2002 in der Marine. Im Rahmen der Ausbildung zum Offizier hat sie zunächst Sportwissenschaften studiert, später fuhr sie in den Minenstreitkräften zur See – ein mehrmonatiger UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon-Einsatz vor der Küste des Libanon im Jahr 2010 inbegriffen. 2016 wurde sie Kommandant einer Besatzung im 3. Minensuchgeschwader in Kiel. Eingesetzt war sie auf dem Minenjagdboot „Homburg“. Im Oktober 2016 ging Korvettenkapitän Prehn erneut mehrere Monate in den UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon-Einsatz in den Libanon. |
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