Die Bundeswehr entsendet Angehörige nicht nur in klassische Auslandseinsätze, sondern auch in anerkannte Missionen zum Schutz des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisgebietes. Der Schwerpunkt liegt seit Jahren an der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke. Weil es sich nicht um Einsätze bewaffneter Streitkräfte im Sinne des Parlamentsbeteiligungsgesetzes handelt, ist ein Bundestagsmandat nicht notwendig.
Die Ausbildungsmission EUMAMEuropean Union Military Assistance Mission UA (European Union Military Assistance Mission Ukraine) plant und steuert seit Oktober 2022 für die Europäische Union die militärische Ausbildung ukrainischer Streitkräfte durch EUEuropäische Union-Partner. Daran beteiligt sich auch die Bundeswehr. Insgesamt 22 europäische Teilnehmernationen haben bis November 2025 über 82.000 ukrainische Soldatinnen und Soldaten aus- und weitergebildet. Das Ziel ist, die militärischen Fähigkeiten der ukrainischen Streitkräfte so zu stärken, dass sie wirksam und durchhaltefähig ihr Land verteidigen und die Zivilbevölkerung schützen können. Die für die Ausbildung erforderliche Ausrüstung wird von den EUEuropäische Union-Mitgliedstaaten zur Verfügung gestellt und gemeinschaftlich über die European Peace Facility finanziert.
Soldatinnen und Soldaten aus verschiedenen EUEuropäische Union-Staaten bei der Ausbildung ukrainischer Streitkräfte bei der EUEuropäische Union-Ausbildungsmission EUMAMEuropean Union Military Assistance Mission UA
Zudem beschlossen die Mitgliedstaaten der NATONorth Atlantic Treaty Organization auf ihrem Gipfel im Juli 2024 in Washington, die Mission NATONorth Atlantic Treaty Organization Security Assistance and Training for Ukraine (NSATUNATO Security Assistance and Training Ukraine) als koordinierendes Element aufzustellen. Hier werden die militärische Hilfe und Unterstützungsleistungen der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten gebündelt, um sie noch effektiver und effizienter gestalten zu können.
Deutschland beteiligt sich an mehreren Standorten an NSATUNATO Security Assistance and Training Ukraine. So schützen deutsche Soldatinnen und Soldaten – gemeinsam mit Partnernationen – die Logistikkette zur Unterstützung der Ukraine. Nach 2023 wird das Flugabwehrsystem PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target nun erneut in Polen eingesetzt. Zum Jahresbeginn 2025 hat die Bundeswehr dazu zwei PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target-Feuereinheiten der Luftwaffe nach Rzeszów in Polen verlegt – weniger als 100 Kilometer entfernt von der Grenze zur Ukraine. Die Patriots sind Teil der integrierten NATONorth Atlantic Treaty Organization-Luftraumverteidigung (NATONorth Atlantic Treaty Organization Integrated Air and Missile Defence, IAMDIntegrated Air and Missile Defence) zum Schutz des östlichen Bündnisgebietes. Zusätzlich soll NSATUNATO Security Assistance and Training Ukraine die logistische Versorgung der Ukraine mit Waffen, Fahrzeugen, Munition und Ersatzteilen absichern.
Die insgesamt etwa 200 deutschen Soldatinnen und Soldaten in Polen stammen überwiegend aus dem Flugabwehrraketengeschwader 1 mit Standorten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Das Personal der Luftwaffe wird vor Ort von Kräften aus unterschiedlichen anderen Bereichen der Bundeswehr unterstützt.
Zum Schutz des logistischen Knotenpunkts im Osten Polens werden zudem Fähigkeiten zur Luftbetankung von Kampfflugzeugen der Allianz bereitgestellt. Die MMUMultinational Multi Role Tanker Transport Unit (Multinational Multi Role Tanker Transport Unit) in Eindhoven in den Niederlanden erfüllt diesen Auftrag mit speziell ausgerüsteten Flugzeugen vom Typ Airbus A330 MRTTMulti Role Tanker Transport (Multi Role Tanker Transport).
Diese multinationale Tanker- und Transportflotte hatten die Niederlande und Luxemburg im Jahr 2014 gegründet. Später schlossen sich Deutschland, Norwegen, Belgien und Tschechien an sowie zuletzt Dänemark, Schweden und Finnland. Die Flugzeuge mit niederländischen Hoheitszeichen gehören der NATONorth Atlantic Treaty Organization, die Einsätze der Flotte koordiniert das Europäische Lufttransportkommando (European Air Transport Command, EATC) in Eindhoven. Geflogen werden die Maschinen von multinationalen Crews. Deutschland stellt dabei mit mehr als 60 Prozent den größten Anteil des Personals der MMUMultinational Multi Role Tanker Transport Unit .
Im Stab der Mission NSATUNATO Security Assistance and Training Ukraine in Wiesbaden ist die Bundeswehr mit rund 60 Soldatinnen und Soldaten beteiligt. Hier wird die militärische Hilfe der NATONorth Atlantic Treaty Organization für die Ukraine koordiniert. Eine kleinere Zahl deutscher Kräfte wird auch im europäischen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Hauptquartier SHAPESupreme Headquarters Allied Powers Europe (Supreme Headquarters Allied Powers Europe) im belgischen Mons eingesetzt. Insgesamt beteiligen sich etwa 30 Nationen mit Personal in Wiesbaden, darunter auch die Ukraine selbst sowie die zwei Nicht-NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten Australien und Neuseeland. Die Beratung sowie die Fähigkeitsentwicklung der ukrainischen Streitkräfte unter Heranführung an die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Standards und die Synchronisation mit der EUEuropäische Union-geführten Mission EUMAMEuropean Union Military Assistance Mission UA gehören neben der Koordination der materiellen Unterstützung zu den Aufgaben des Stabes.
Stärkung der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke: Neben der Führung der multinationalen Battlegroup in Litauen stationiert Deutschland dauerhaft eine Brigade in dem baltischen Land
Angesichts der russischen Vollinvasion in der Ukraine beschlossen die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten 2023 auf dem Gipfel in Vilnius die weitere Stärkung der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke. Bereits seit 2017 ist das Bündnis mit multinationalen Battlegroups in Polen und den drei baltischen Staaten zur Abschreckung präsent. Die Multinational Battlegroup Lithuania umfasst Anteile zum Beispiel aus den Niederlanden, Belgien, Norwegen, Tschechien und Luxemburg. Deutschland hat die Führung dieser Battlegroup übernommen und stellt darüber hinaus eine Bundeswehr-Brigade für Litauen auf: Die neue Panzerbrigade 45 wird dauerhaft im Land stationiert. Sie wurde zum 1. April 2025 in Dienst gestellt und wächst schrittweise auf.
Die Panzerbrigade 45 ist in die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Verteidigungsplanung integriert und wird drei Kampfverbände umfassen: das Panzergrenadierbataillon 122 aus Oberviechtach in Bayern, das Panzerbataillon 203 aus Augustdorf in Nordrhein-Westfalen und ab Anfang 2026 die Multinational Battlegroup Lithuania. Die deutschen Anteile der multinationalen Truppe unterstehen bereits seit 1. April 2025 der neuen Brigade Litauen.
Die Mission Baltic Sentry dient dazu, potenzielle Akteure und Saboteure durch erhöhte NATONorth Atlantic Treaty Organization-Präsenz in der Ostsee abzuschrecken und kritische Infrastruktur – wie unterseeische Pipelines sowie Strom- und Datenkabel – zu sichern. Mit ihrer Beteiligung an Baltic Sentry trägt die Bundeswehr zur Stabilität und Sicherheit in der Region bei.
Mission Baltic Sentry: Auch in der Ostsee übernimmt Deutschland in besonderem Maße Verantwortung – hier beispielsweise beim Schutz kritischer Unterwasserinfrastruktur
Sie greift dabei auf Personal und Fähigkeiten aus fast allen Bereichen der Truppe zurück. Mögliche Beiträge umfassen unter anderem den Einsatz von Korvetten und Minenjagdbooten der Marine sowie der Kampfflugzeuge Eurofighter und Tornado der Luftwaffe. Neben der klassischen Überwachung mit Schiffen und Flugzeugen plant die Bundeswehr zudem, neue technische Möglichkeiten wie eine detaillierte Datenauswertung durch den Cyber- und Informationsraum und die Aufklärung mittels unbemannter Drohnen zu nutzen.
Das Operative Führungskommando der Bundeswehr plant und koordiniert den deutschen Beitrag zu Baltic Sentry auf operativer Ebene. Zudem ist es zuständig für die Abstimmung zwischen nationalen Akteuren und verschiedenen Ressorts, denn in Deutschland sind zunächst zivile Sicherheitsbehörden für den Schutz kritischer Infrastrukturen verantwortlich. Dazu zählt auch die Gefahrenabwehr gegen Sabotage von Unterwasserkabeln und Pipelines. Jeder Akteur analysiert somit eigene Informationen und erstellt ein Teillagebild. Im Operativen Führungskommando werden diese Teillagebilder ressortübergreifend zusammengeführt – militärisch und zivil.
Nach der Annexion der Krim durch Russland beschloss der Nordatlantikrat 2014 unverzügliche Maßnahmen zur Rückversicherung der osteuropäischen Mitgliedstaaten (Immediate Assurance Measures). Dazu gehörte vor allem die verstärkte Sicherung des Luftraums über den baltischen Staaten, die sich wegen ihrer exponierten Lage besonders stark von Russland bedroht fühlen. Weil Estland, Lettland und Litauen selbst nicht über dafür notwendige Mittel verfügen, unterstützt das Bündnis die drei Staaten bereits seit ihrem NATONorth Atlantic Treaty Organization-Beitritt im Jahr 2004 kontinuierlich bei dieser Aufgabe.
Air Policing Baltikum: Hier unterstützt Deutschland bei der Sicherung des Luftraums über den baltischen Staaten. Estland, Lettland und Litauen fühlen sich wegen ihrer geografischen Nähe zu Russland besonders bedroht.
Die Luftwaffe beteiligt sich seit 2005 am Air Policing, zunächst ausschließlich vom Luftwaffenstützpunkt Šiauliai in Litauen aus. Seit 2014 starten und landen die bis zu sechs deutschen Eurofighter als Teil der Mission Verstärkung Air Policing Baltikum (VAPB) auch in Ämari in Estland. Im Jahr 2024 operierte das Einsatzkontingent der Bundeswehr erstmalig von der lettischen Luftwaffenbasis Lielvarde. Die deutschen Kontingente, die aus rund 150 Soldatinnen und Soldaten bestehen, sind alle zwei Jahre mehrere Monate lang im Einsatz. In enger Zusammenarbeit mit den Verbündeten und teils in gemischten Formationen unternimmt die Luftwaffe bewaffnete Schutz- und Übungsschutzflüge sowie unbewaffnete Trainingsflüge. Abgelöst werden die deutschen Pilotinnen und Piloten von Kräften aus anderen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitgliedstaaten.
Die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission enhanced Air Policing South (eAPS) hat das gleiche Ziel wie das Air Policing im Baltikum: für den Schutz und die Integrität des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Luftraums an den Außengrenzen des Bündnisses zu sorgen. Auch hier handelt es sich um eine kollektive und defensive Rückversicherungsmaßnahme des Bündnisses zum Schutz seiner östlichen Mitgliedstaaten. Dazu sind beim eAPS in wechselnder Konstellation Kampfflugzeuge der Bündnisnationen auf dem Militärstützpunkt Mihail Kogălniceanu in der Nähe der rumänischen Stadt Constanța am Schwarzen Meer stationiert.
Enhanced Air Policing South: In Rumänien beteiligt sich die Bundeswehr an der Sicherung des südöstlichen Luftraums des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisgebietes – genau wie im Baltikum mit Eurofightern der Luftwaffe
Die Bundeswehr beteiligte sich im Frühjahr 2022 zum zweiten Mal mit einem Eurofighter-Kontingent am Air Policing in Rumänien, wieder im engen Schulterschluss mit Verbündeten. Unmittelbar nach der russischen Vollinvasion in der Ukraine im Februar 2022 stockte die Luftwaffe das bereits laufende Kontingent auf und verlegte innerhalb weniger Stunden weitere Eurofighter zur Verstärkung der Mission. Von August 2025 bis März 2026 sichern deutsche Jets gemeinsam mit rumänischen Fliegern erneut den südöstlichen Luftraum des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Bündnisgebietes.
Die beiden Ständigen Marineeinsatzverbände der NATONorth Atlantic Treaty Organization (Standing NATONorth Atlantic Treaty Organization Maritime Group, SNMGStanding NATO Maritime Group) bestehen jeweils aus mehreren Zerstörern und Fregatten sowie einem Versorgungsschiff verschiedener NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mitgliedstaaten. Der SNMGStanding NATO Maritime Group 1 besteht seit 1967 und ist für die Kontrolle und den Schutz strategisch wichtiger Seewege im Nordatlantik bis auf die Höhe der Straße von Gibraltar sowie in der Nord- und Ostsee zuständig. Der Einsatzraum des SNMGStanding NATO Maritime Group 2, die 1992 aufgestellt wurde, ist in der Regel das Mittelmeer. Bei Bedarf kann der Verband jedoch jederzeit andere Seegebiete ansteuern.
Die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Schiffe operieren auf hoher See und in den nationalen Gewässern der Bündnisstaaten. Ihre Besatzungen trainieren gemeinsam, um die Zusammenarbeit im Bündnis zu verbessern und die Verpflichtungen zur kollektiven Verteidigung sicherzustellen. Ausbildung gehört genauso zu den Aufgaben der Verbände wie die militärische Abschreckung oder – wenn nötig – Embargokontrollen, Such- und Rettungsoperationen sowie humanitäre Not- und Katastrophenhilfe.
Zu den Aufgaben der Ständigen Marineeinsatzverbände der NATONorth Atlantic Treaty Organization gehören unter anderem Ausbildung, Abschreckung, Übungen und humanitäre Hilfseinsätze auf hoher See
Auch die Deutsche Marine stellt regelmäßig Schiffe für die SNMGStanding NATO Maritime Group Group 1 und die SNMGStanding NATO Maritime Group Group 2, die zugleich eine maritime Komponente der schnellen Eingreiftruppe Allied Reaction Force (ARFAllied Reaction Force) bilden.
Die beiden Ständigen Minenabwehrverbände der NATONorth Atlantic Treaty Organization, SNMCMG, bestehen jeweils aus mehreren Minenabwehrbooten sowie einem Führungs- und Versorgungsschiff verschiedener NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner. Darunter ist jeweils mindestens ein Boot der Deutschen Marine. Die Verbände sollen Seeminen suchen und unschädlich machen. Zusätzlich beseitigen sie Munitionsaltlasten aus vergangenen Kriegen und Konflikten. Die SNMCMG 1, die seit 1973 besteht, ist zuständig für den Nordatlantik sowie die Nord- und Ostsee. Die SNMCMG 2 operiert seit 1999 im Mittelmeer, ist aber auch in den angrenzenden Seegebieten unterwegs.
Ständige Minenabwehrverbände der NATONorth Atlantic Treaty Organization: Gemeinsam mit NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partnern beteiligt sich die Deutsche Marine an der Suche und Beseitigung von Seeminen und Munitionsaltlasten in Nordsee, Ostsee, Mittelmehr und Nordatlantik
Wie die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Marineeinsatzverbände SNMGStanding NATO Maritime Group Group 1 und 2 gehören auch die beiden Minenabwehrverbände der schnellen Eingreiftruppe der NATONorth Atlantic Treaty Organization, Allied Reaction Force (ARFAllied Reaction Force), an.
Auf Initiative Griechenlands, der Türkei und Deutschlands leistet die NATONorth Atlantic Treaty Organization seit 2017 in der Ägäis zwischen türkischem und griechischem Festland einen Beitrag im Kampf gegen Schleuserkriminalität. Mit vier bis sieben Schiffen einer Einsatzgruppe des Ständigen NATONorth Atlantic Treaty Organization-Marineeinsatzverbands SNMGStanding NATO Maritime Group 2 trägt das Bündnis zum Informationsaustausch zwischen der griechischen und der türkischen Küstenwache sowie der EUEuropäische Union-Grenzschutzagentur Frontex bei.
Kampf gegen Schleuserkriminalität: Die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Mission in der Ägäis verfolgt das Ziel, den Informationsaustausch zwischen der griechischen und türkischen Küstenwache sowie der europäischen Grenzagentur Frontex zu verbessern
Die Bundeswehr stellt das Führungsschiff der Mission und führt den Marineverband. An Bord befinden sich Verbindungsleute türkischer und griechischer Behörden sowie von Frontex. Die NATONorth Atlantic Treaty Organization dient in dieser Hinsicht als Kooperationsplattform der Anrainerstaaten. Die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Schiffe haben keine hoheitlichen Befugnisse: Schiffe oder Boote anzuhalten und gegen Schleuser und ihre Netzwerke vorzugehen, ist den nationalen Küstenwachen vorbehalten.
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