Verteidigungsminister Boris Pistorius lud am 2. Dezember 2025 gemeinsam mit Wirtschaftsministerin Katherina Reiche zur Auftaktveranstaltung „Industrie im Dialog für Sicherheit“ ins BMVgBundesministerium der Verteidigung. Bei dem Treffen ging es darum, gemeinsame Synergien und Stärken von Sicherheits- und Verteidigungsindustrie und Firmen mit ziviler Ausrichtung zu identifizieren.
Passen Sie jetzt Ihre Datenschutzeinstellungen an, um dieses Video zu sehen
An dem Treffen im Bendlerblock nahmen Spitzenvertreter der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie sowie weiterer Industriezweige teil. Unter den Repräsentanten waren der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDIBundesverband der Deutschen Industrie), Peter Leibinger, und der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSVBundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie), Hans Christoph Atzpodien.
Verteidigungsminister Boris Pistorius betonte, in dieser Konstellation habe es ein solches Treffen noch nicht gegeben. Bislang hätten die Rüstungskonzerne und andere wichtige Branchen der Industrie vorwiegend parallel gearbeitet. „Das soll sich ändern“, so der Minister. Pistorius und Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche brachten nun die gesamte Bandbreite der Industrie an einen Tisch. Es sei ein sehr produktives Treffen gewesen, sagte Pistorius.
Im Vordergrund standen folgende Schwerpunktthemen:
Pistorius erklärte, der Austausch zwischen Politik, der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie und Schlüsselunternehmen in Deutschland sei wichtiger denn je. Deutschland stehe vor großen Herausforderungen.
Ohne eine leistungsfähige Wirtschaft, ohne starke industrielle Wertschöpfung, ohne Innovation gebe es keine glaubwürdige Verteidigungsfähigkeit.
Der Minister führte in seinem Statement vor den Hauptstadtmedien aus, Deutschland sei die drittgrößte Industrienation der Welt. „Wir haben ein Potenzial, um das uns viele in der Welt beneiden“, erklärte Pistorius. Deutschland brauche die Industrie, weil die Bundeswehr auch in Zukunft auf topmoderne und leistungsfähige Technik angewiesen sei. Das erfordere die aktuelle Sicherheitslage.
Eine zentrale Voraussetzung dafür sei, dass sich die Industrie auf funktionierende Lieferketten müsse verlassen können. Genauso seien die Konzerne häufig auf die gleichen Produkte von den Zulieferern im Inland angewiesen. Hier gelte es, die vielen und weltweit angesehenen deutschen Zulieferer besser in die Planungen einzubinden, so der Minister. Er sagte: „Wir wollen Ihnen künftig noch klarere Perspektiven aufzeigen.“
Klar sei, die Rüstungsindustrie werde in den kommenden Jahren deutlich mehr produzieren. „Wir haben die Aufträge schon mit dem Sondervermögen von 100 Milliarden Euro massiv erhöht. Wir werden auch bis weit in die 30er-Jahre hinein hochmodernste Waffensysteme entwickeln und produzieren lassen und beschaffen“, so Pistorius. Er unterstrich:
Wir müssen in der Lage sein, Produktionslinien in kürzester Zeit hochzufahren.Verteidigungsminister Boris Pistorius
Er blickte in die Zukunft und machte klar, die Produktionskapazitäten würden weiter erhöht. Dabei helfe, wenn neue Zulieferer in die Wertschöpfungsketten eingebunden und die Wertschöpfungsketten so sicherer würden.
Industriebereiche mit ziviler Ausrichtung, die sich derzeit von Personal trennen müssten, träfen bei diesem Dialog zudem auf Partner in der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie mit erheblichem Bedarf an neuen Mitarbeitern. Das sei ein enormer Vorteil, so Boris Pistorius.
Im Hinblick auf weitere Innovationen sagte der Minister, die Trennung zwischen Rüstungs- und Industrie ziviler Ausrichtung mache keinen Sinn. Die Industrie, ob mit ziviler oder militärischer Ausrichtung, profitiere von den Entwicklungen der jeweils anderen Seite. „Wir wollen künftig häufiger solche „dual-use“ Effekte erzeugen“, kündigte Boris Pistorius an.
Daher sei es wichtig, die Innovationskraft von Start-ups noch stärker zu nutzen. Beide Seiten könnten profitieren, wenn Produkte und Technologien sowohl militärisch als auch zivil nutzbar seien, so etwa im Bereich Drohnen.
Das neue Innovationszentrum der Bundeswehr in Erding werde hierbei eine wichtige Rolle spielen, erklärte Pistorius. Es werde zukünftig die technologie-getriebenen Innovationen zentral koordinieren und steuern und direkt vor Ort Truppe, militärische Forschung und Erprobung und das zivile Innovations-Ökosystem zusammenbringen.
Der Minister betonte einmal mehr: Der Aufwuchs der Bundeswehr benötige hochmoderne und schnell verfügbare Waffensysteme. Die Herausforderungen könne kein Industriesektor allein lösen. „Das können wir nur gemeinsam schaffen“, sagte er. Verteidigungsfähigkeit sei nicht nur Sache der Bundeswehr, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wie in einem funktionierenden Räderwerk müsse dabei ein Zahnrad ins andere greifen.
Die deutsche Wirtschaft müsse resilient und breit aufgestellt sein. „Dafür wollen wir sorgen. Wir brauchen eine stärkere Vernetzung von ziviler Industrie und der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie“, sagte Pistorius. Das Treffen an diesem Tag sei dazu der Auftakt gewesen. Schon im ersten Quartal des kommenden Jahres wollten sich die Beteiligten wieder zusammensetzen.
Bundeswirtschaftsministerin Reiche sagte, Sicherheitspolitik sei immer auch Wirtschaftspolitik. Die Priorität liege jetzt ganz klar auf den Aspekten Handlungsfähigkeit und Resilienz. Reiche dankte, dass an diesem Tag so viele Unternehmen im BMVgBundesministerium der Verteidigung zusammengekommen seien. Zum ersten Mal sei es darum gegangen, bislang getrennte Industriebereiche zusammenzubringen. Klar sei, die Übergänge zwischen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie und Industrie ziviler Ausrichtung seien fließend.
Reiche hob hervor, wenn die Lage es erfordere, müssten Produktionslinien so schnell wie möglich hochgefahren werden können. Sie wies darauf hin, dass in diesem Kontext der Aspekt der Skalierbarkeit eine herausragende Rolle spiele.
Das Bundesministerium der Verteidigung und das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWEBundesministerium für Wirtschaft und Energie) arbeiten eng zusammen, um die Vernetzung mit den Unternehmen voranzutreiben. Verbände wie der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDIBundesverband der Deutschen Industrie), der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSVBundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie) und der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) leisten dafür wichtige Beiträge. Herausragende Bedeutung hätten in diesem Kontext die sogenannten „Matchmaking-Plattformen“, unterstrich Reiche.
Peter Leibinger, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDIBundesverband der Deutschen Industrie), hob nach dem Treffen positiv hervor, der Wille zur Zusammenarbeit zwischen den Branchen sei klar erkennbar gewesen. Die Verzahnung zwischen den Industriezweigen sei das, worauf es jetzt ankomme. Leibinger unterstrich ausdrücklich: Die Industrie in Deutschland habe die Fähigkeit, Hochtechnologie-Produkte zu entwickeln und auch zu produzieren. Es gelte aber noch dazu zu lernen, wenn es um die konkreten Anforderungen der Bundeswehr gehe.
Hans Christoph Atzpodien, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSVBundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie), erinnerte daran, dass die Unternehmen seit dem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine bereits erhebliche Herausforderungen geschultert hätten. Im Hinblick auf die neuen Anforderungen für die Bundeswehr sagte er, nun würden die Herausforderungen für seine Unternehmenssparte noch einmal drastisch steigen.
Vor dem Hintergrund des Spitzentreffens an diesem Tag betonte Atzpodien, bei den Lieferketten werde es zusätzlichen Bedarf an Ressourcen geben. Dass nun der Fokus auf die engere Zusammenarbeit zwischen der Sicherheits- und Verteidigungsindustrie und der Industrie ziviler Ausrichtung gerichtet werde, sei eine extrem gute Nachricht.
Inhalte teilen via