Das lettische Verteidigungsministerium hat in enger Zusammenarbeit mit dem BMVgBundesministerium der Verteidigung am 26. März zur ersten „Cyber Defence in Europe“-Konferenz nach Berlin eingeladen. Über 100 Teilnehmer aus zivilen und militärischen Bereichen von 19 EUEuropäische Union-Partnerländern sprachen über die Themen Cybersicherheit und Cyberverteidigung.
Angriffe im Cyberraum haben sich in den letzten Jahren zu einer echten Epidemie ausgeweitet. Sie finden zu jeder Zeit und an jedem Ort der vernetzten Welt statt. Wenn „nur“ der private Computer mit einem Virus infiziert wurde, ist es für den Nutzer zwar ärgerlich, doch der wirtschaftliche Schaden bleibt meist überschaubar. Werden jedoch ganze Unternehmen oder staatliche Institutionen Ziel eines Cyberangriffs, kann der Schaden schnell in die Millionen gehen – oder sich sogar zu einer ernsten Gefahr für die innere Sicherheit ausweiten.
Staatsekretärin Katrin Suder strich in ihrer Eröffnungsrede die wachsende Bedeutung der Cyberabwehr auch für das Militär heraus und warb für eine tiefgehende Kooperation der europäischen Sicherheitsbehörden und der Wirtschaft. Cyberabwehr, so Suder, sei der ultimative Teamsport.
Auch ihr lettischer Amtskollege, Jānis Sārts, unterstrich die Notwendigkeit zur Kooperation in Sachen Cyberverteidigung. Lettland hat seit dem 1. Januar dieses Jahres die EUEuropäische Union-Ratspräsidentschaft inne und hat in diesem Rahmen Cybersicherheit zu einer von drei Top-Prioritäten erklärt. Gerade bei einem möglichen „Großangriff“ auf die Infrastruktur eines Mitgliedstaates der EUEuropäische Union, sei eine Koordinierung der Abwehrmaßnahmen unbedingt erforderlich, mahnte der lettische Staatssekretär.
In den Beiträgen der hochkarätigen Redner der Konferenz fiel immer wieder der Begriff „hybride Kriegsführung“. Er bezeichnet eine aggressive Form der Außenpolitik, die sowohl zivile, als auch militärische Mittel verwendet. Angriffe auf den Cyberraum sind dabei zu einem integralen Bestandteil geworden.
Doch nicht nur die mögliche Zerstörung oder Lahmlegung von gegnerischer Infrastruktur spielt dabei eine wichtige Rolle. Auch die Verbreitung von Propaganda findet heute zu einem überwiegenden Teil im Cyberraum statt. Staatsekretärin Suder nannte es die Übernahme (Highjacking) von öffentlichen Debatten. Als Beispiele wurden die russische Aggression gegen die Ukraine und die Terrormiliz „Islamischer Staat“ in Syrien und im Irak genannt. Gerade die islamistischen Kämpfer des ISIslamischer Staat im Irak und in Syrien verstehen es auf perfide Art, sich im Internet und in sozialen Netzwerken als eine Art Popstars zu präsentieren und mit ihren Taten, Angst und Schrecken zu verbreiten.
Der lettische Staatssekretär, Jānis Sārts, unterstrich die Notwendigkeit zur Kooperation.
Allein diese beiden Beispiele machen deutlich, dass der Cyberraum, den es zu verteidigen gilt, weit mehr ist, als nur die Hardware des Internets. Cybersicherheit ist gleichsam auch die Verteidigung der eigenen Informationsüberlegenheit und einer freien und offenen Berichterstattung. In diesem Zusammenhang wiesen die Redner der Konferenz ebenfalls darauf hin, dass Cyberverteidigung durchaus auch offensiv geführt werden muss. Um dies alles gewährleisten zu können, müssen sowohl die nationalen, als auch die europäischen Sicherheitsstrukturen gestärkt werden.