Die Frage einer Wiederbewaffnung war in der jungen Bundesrepublik umstritten. Viele Menschen lehnten nach dem Zweiten Weltkrieg alles Militärische ab. Die Konfrontation zwischen dem Westen und der Sowjetunion machte eine Positionierung und einen Beitrag zur Verteidigung des Westens schließlich jedoch unverzichtbar. Der Kalte Krieg wurde zum Geburtshelfer der Bundeswehr.
Ein wichtiger Schritt zur Wiederbewaffnung war die Unterzeichnung der Pariser Verträge am 23. Oktober 1954. Damit endete das Besatzungsstatut für die Bundesrepublik Deutschland und der Weg für eine Mitgliedschaft in der NATO war frei. Im Mai 1955 trat die Bundesrepublik Deutschland schließlich dem Bündnis bei und durfte auch eigene Streitkräfte aufstellen.
Am 12. November 1955 war es soweit. Theodor Blank, erster Bundesminister für Verteidigung, ernannte die ersten 101 Freiwilligen der neuen Truppe. Mit dem „Soldatengesetz“ vom März 1956 erhält die Armee ihren Namen „Bundeswehr“. Noch im gleichen Jahr tritt die allgemeine Wehrpflicht in Kraft, die mehr als 50 Jahre lang Bestand haben sollte.
Der militärische Neubeginn war gleichzeitig auch ein moralischer. Mit dem Konzept der Inneren Führung wurde ein Leitbild geschaffen, das die Werte und Normen der demokratischen Verfassung in der Bundeswehr verwirklicht. Der „Staatsbürger in Uniform“ ist seinem Gewissen verpflichtet und handelt selbstverantwortlich.
Mit einer Stärke von rund 500.000 Soldaten etablierte sich die Bundeswehr als wichtiger Pfeiler in der NATO. Das friedliche Ende des Kalten Krieges und die Wiedervereinigung leiteten einen Umbruch ein. Als Verteidigungsarmee gegründet, stellte sich die Frage nach der zukünftigen Aufgabe der Bundeswehr. Zudem mussten die Soldaten der Nationalen Volksarmee eingegliedert werden.
In den 1990er Jahren brechen neue Konflikte aus. Spätestens als in Jugoslawien der Krieg nach Europa zurückkehrt, werden Rufe nach einem stärkeren internationalen Engagement der Bundeswehr lauter. Dafür muss sich die Truppe neu aufstellen. In den Fokus rücken die Krisenbewältigung und Konfliktverhütung “out-of-area“ – außerhalb der Landes- und Bündnisgrenzen.
Deutschland braucht keine Armee mehr, die inklusive Reservisten rund 1,2 Million Soldaten mobilisieren kann. Es braucht vor allem schnell verfügbare Kräfte für den weltweiten Einsatz. Die Bundeswehr wird deshalb neu strukturiert und schrittweise reduziert. Im Juli 2011 wurde schließlich auch die Wehrpflicht ausgesetzt.