Der vernetzte Ansatz für Deutschlands Politik in Krisenregionen folgt dem Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe. Das heißt, die Partnerstaaten sollen befähigt werden, selbst Erfolge zu erzielen. Beispielsweise beim Aufbau einer verlässlichen Verwaltung oder Gesundheitsversorgung. Das kann jedoch nur gelingen, wenn die Bundesrepublik mit Partnern vor Ort zusammenarbeitet, um Projekte zu etablieren.
Logistische Unterstützung: Deutsche Soldaten helfen bei der Verteilung von Hilfsgütern.
Zu wichtigen Projektpartnern vor Ort gehören staatliche Institutionen ebenso wie die jeweils für die Themen zuständigen Ministerien. Dies gilt speziell für Projekte der Bundeswehr, da Streitkräfte zur nationalen Landesverteidigung fähig sein müssen. So arbeiten Verteidigungsministerium und Auswärtiges Amt bei den Projekten zur Ausstattungshilfe für Streitkräfte mit den dortigen Ministerien zusammen. Ausstattungshilfen beinhalten niemals Waffen oder Munition. Ziel ist es vielmehr, die Qualität der Streitkräfte zu verbessern, damit sie zur regionalen Krisenbewältigung beitragen.
Diese Doppelstrategie wird zum Beispiel in Äthiopien umgesetzt. Das ostafrikanische Land will seine Armee verkleinern und gleichzeitig professionalisieren, auch um an Stabilisierungseinsätzen der Vereinten Nationen und der Afrikanischen Union teilzunehmen. Deutschland hat zur Unterstützung Maschinen und eine Sanitätsstation für das technische Kolleg Horeta in der Region Oromai geliefert.
Dort werden äthiopische Soldaten ausgebildet, unter anderem in der KfzKraftfahrzeug-Instandsetzung und Maschinentechnik. Begleitet von einer Beratergruppe der Bundeswehr dient das Kolleg nun auch der Fortbildung ehemaliger Soldaten für Zivilberufe und der Krankenversorgung der Landbevölkerung.
Im Rahmen seiner Politik des vernetzten Handelns hat Deutschland den Fokus insbesondere auf die Kommunen gerichtet – als wichtigste Plattformen menschlichen Zusammenlebens. Das kommt nicht von ungefähr: Als föderaler Staat folgt Deutschland dem Leitkonzept der Subsidiarität. Das heißt, dass Herausforderungen zuerst von den betroffenen Personen oder Institutionen selbst gemeistert werden und übergeordnete Stellen so wenig wie möglich eingreifen.
Deswegen wird versucht, vielen Entwicklungsprojekten eine kommunale Basis zu verschaffen, am besten über die direkte Einbindung deutscher Kommunen. So unterstützt etwa der Enz-Kreis in Baden-Württemberg den Masasi-Distrikt in Tansania bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Ein weiteres Beispiel ist Baruth/Mark in Brandenburg. Mit dem Projekt „Unser Wasser – Wissenstransfer zu Wasser und Abwasser“ trägt die Stadt zur Modernisierung der Wasserversorgung in Murun in der Mongolei bei.
Die Bedeutung der Zivilgesellschaft für Frieden und Stabilität wird in der Strategie zur Zusammenarbeit in der Entwicklungspolitik des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) betont. Denn gerade dort, wo nur schwache zentrale oder regionale Staatsstrukturen existieren, trägt die Zivilgesellschaft auf der lokalen Ebene oft wesentlich zur Bereitstellung sozialer Grunddienste bei.
Deshalb vernetzen sich die deutschen Ministerien nicht nur untereinander und mit den staatlichen Institutionen vor Ort, sondern auch mit lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen und internationalen Nichtregierungsorganisationen, die sich in der Region engagieren. Ziel ist, die jeweiligen Stärken so abzustimmen und einzusetzen, dass eine nachhaltige Entwicklung der Zivilgesellschaft vor Ort bestmöglich unterstützt wird.
Ein weiterer Pfeiler für Deutschlands Engagement in Krisenregionen sind Nichtregierungsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen oder die Welthungerhilfe. Die Welthungerhilfe verfügt zum Beispiel für ihre jeweiligen Spezialgebiete – wie etwa Gesundheitsversorgung oder humanitäre Hilfe – über lokale Netzwerke und einheimische Fachkräfte, auf die sie bauen kann.
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