Die Bundesregierung hat Infektionskrankheiten, die sich sehr schnell über Länder oder Kontinente ausbreiten könnten, sogenannte Pandemien, zu einem Schwerpunktthema ihrer G20Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer-Präsidentschaft 2017 gemacht.
Das Wachstum der Weltbevölkerung und die zunehmende globale Mobilität fördert die weltweite Verbreitung von Krankheiten und Seuchen. Dies birgt über die unmittelbare Gefahr hinaus auch systemische Risiken. Denn die Überlastung der Gesundheitsversorgung kann eine massive Störung transnationaler Verkehrs-, Wirtschafts- und Rechtssysteme zur Folge haben.
Mit Pandemie wird die sprunghafte Häufung einer grenzübergreifenden oder sogar weltumspannenden Infektionskrankheit bezeichnet. Im Gegensatz dazu ist eine Epidemie die zeitlich und geografisch begrenzte Häufung einer Krankheit (beispielsweise Typhus). Endemien sind Krankheiten, meist Infektionskrankheiten, die ebenfalls geografisch begrenzt, aber andauernd auftreten (beispielsweise Malaria).
Unter den Pandemien nimmt AIDSAcquired immunodeficiency syndrome einen besonderen Platz ein. Laut Zahlen des UNAIDSJoint United Nations Programme on HIV/AIDS, des gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen zur Reduzierung von HIVHumanes Immundefizienz-Virus/AIDSAcquired immunodeficiency syndrome, lebten Ende 2015 weltweit circa 36,7 Millionen Menschen mit HIVHumanes Immundefizienz-Virus.
Seit dem Ausbruch der Krankheit in den 1980er Jahren sind etwa 78 Millionen Menschen infiziert worden, 35 Millionen sind bis Ende 2015 daran gestorben. Während sich im Jahr 2000 rund 28,9 Millionen Menschen mit HIVHumanes Immundefizienz-Virus infiziert hatten, lebten 2015 schon 36,7 Millionen Menschen mit HIVHumanes Immundefizienz-Virus. Jedes Jahr kommen etwas mehr als zwei Millionen neue Krankheitsfälle hinzu.
Laut UNAIDSJoint United Nations Programme on HIV/AIDS lebten 2015 rund 6,5 Millionen Menschen in West- und Zentralafrika mit HIVHumanes Immundefizienz-Virus, in Ost- und Südafrika sogar 19 Millionen Menschen. Davon verstarben im gleichen Jahr rund 770.000 an den Folgen der Erkrankung. Weltweit starben 2015 etwa 1,1 Millionen Menschen an den Folgen von AIDSAcquired immunodeficiency syndrome. Es sind jedoch spürbar weniger Todesfälle als noch vor zehn Jahren: 2005 waren es noch zwei Millionen Menschen.
Mit rund 70 Prozent aller Infektionsfälle sind die Länder Afrikas südlich der Sahara am meisten von der HIVHumanes Immundefizienz-Virus-Pandemie in Mitleidenschaft gezogen worden. Besonders Botswana, Malawi, Namibia, Simbabwe, Sambia, Mosambik, Lesotho, Swasiland und Südafrika sind betroffen. Dort betragen die Infektionsquoten bis zu 28 Prozent der Gesamtbevölkerung.
Nicht zuletzt aufgrund der sehr hohen Therapiekosten sind solche Infektionsquoten ein schweres Entwicklungshindernis für die betroffenen Länder. Zum Vergleich: In Deutschland kostet die medikamentöse Behandlung der rund 50.000 Patienten etwa eine Milliarde Euro pro Jahr.
Der Ebola-Ausbruch in Westafrika 2014 stellte die größte Epidemie des Virus seit seiner Entdeckung im Jahr 1976 dar.
Bei der Ebola-Krise von 2014 in Guinea, Liberia und Sierra Leone handelt es sich genau genommen nicht um eine Pandemie, sondern um eine Epidemie.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHOWorld Health Organization) wurden etwa 28.600 Personen mit Ebola diagnostiziert, wovon etwa 11.300 verstarben. Die medizinische Grundversorgung in den betroffenen Ländern ist dabei schon im Normalfall unzureichend: So kommt, laut WHOWorld Health Organization, 2013 in Sierra Leone ein praktizierender Arzt auf etwa 45.000 Personen, in Deutschland – zum Vergleich – ein Arzt auf etwa 270 Menschen.
Dass die Gefahr einer globalen Pandemie nicht unterschätzt werden darf, zeigte sich schon 2002/2003 mit dem Ausbruch der Krankheit Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom in Hong Kong. Wenngleich sich „nur“ rund 8.100 Personen infizierten und 775 daran starben, verbreitete sich das Virus innerhalb von rund sechs Monaten in 29 Ländern.
Ein anderes Beispiel für eine weltumfassende Verbreitung von Viren ist der Schweinegrippe-Ausbruch von 2009/2010. Als das Virus sich in 74 Ländern verbreitet hatte, erklärte die WHOWorld Health Organization den Ausbruch offiziell zur Pandemie. Bis Ende Januar 2010 meldete die Weltgesundheitsorganisation etwa 15.000 Todesfälle. Neuere Studien gehen allerdings von bis zu 280.000 Todesfällen aus.
Ebola-Ausbruch in Westafrika: Ohne stärkere Bemühungen im Kampf gegen das tödliche Virus hätte sich die Zahl der Infizierten rapide erhöht.
Abgesehen von plötzlichen Pandemieausbrüchen ist die Gesundheit von über einer Milliarde Menschen generell durch sogenannte Vernachlässigte Tropenkrankheiten bedroht. 2015 geht die Weltgesundheitsorganisation beispielsweise von etwa 212 Millionen Malaria-Erkrankungen weltweit aus, wovon circa 429.000 tödlich verlaufen sind.
Der hohe, medizinisch oft nicht sinnvolle Antibiotikagebrauch führt außerdem generell dazu, dass die Wirkstoffe dramatisch an Schlagkraft verlieren. So sterben jährlich etwa 700.000 Menschen an den Folgen von Infektionen mit antibiotikaresistenten Erregern.
Die Bundesregierung unterstützt andere Länder beim Ausbau ihrer Gesundheitssysteme und hilft in akuten Gesundheitskrisen schnell mit finanzieller Unterstützung, Personal und Material. Dies war zum Beispiel der Fall mit der Entsendung von spezialisierten Kräften der Bundeswehr während der Ebola-Epidemie von 2014 bis 2016 in Westafrika.