Im jährlich veröffentlichten UNOUnited Nations Organization-Wohlstandsranking liegen die Zentralafrikanische Republik und Eritrea weit hinten. Ein näherer Blick auf die dortigen Probleme zeigt exemplarisch entscheidende Armutstreiber in Afrika auf.
Die Vereinten Nationen veröffentlichen einmal im Jahr eine Rangliste, in der alle Staaten nach ihrem Wohlstandsniveau aufgeführt werden. Auf dem letzten Platz liegt die Zentralafrikanische Republik, in der das jährliche Pro-Kopf-Einkommen nur 581 Dollar beträgt – zum Vergleich: In Deutschland sind es umgerechnet 43.919 Dollar.
Formal ist die Zentralafrikanische Republik ein ordentlich gegliedertes Staatswesen mit 16 Präfekturen und 179 Kommunen. In der Realität muss etwa die Hälfte der Gemeindeverwaltungen mit einem Budget von weniger als einem Euro im Jahr auskommen. Die Armut ist an vielen Stellen im Land sichtbar. Es gibt zu wenig von allem: zu wenige Soldaten und Polizisten, um die Bevölkerung zu schützen und für Ordnung zu sorgen, zu wenige Lehrer, um den Menschen eine bessere Bildung zu ermöglichen, es fehlt an unabhängigen Richtern, Ministerialbeamten und Steuerprüfern.
Hinzu kommt die politische Lage: Faustin Archange Touadéra ist seit vielen Jahren der erste Präsident, der 2016 durch eine relativ faire Wahl an die Macht kam. Er muss das Land wieder aufbauen, das nach dem letzten Putsch 2013 im Bürgerkrieg und Chaos versank. Tausende Menschen wurden bei den Kämpfen zwischen rivalisierenden Gruppen getötet, Hunderte Dörfer geplündert, eine Million Menschen auf der Flucht. Touadéra macht vor allem die Infrastruktur Sorgen, denn es gibt kaum Straßen und zu wenig Strom.
Es gibt nur ein Großunternehmen in der gesamten Zentralafrikanischen Republik: eine Brauerei in einem Vorort von Bangui. Sie gehört dem französischen Getränkekonzern Castel. Um überhaupt brauen zu können, muss die Firma die Hälfte ihres Energiebedarfs mit einem eigenen Generator erzeugen, was sehr teuer ist. Andere Firmen siedeln sich aufgrund der schlechten Bedingungen gar nicht erst an.
Innovationen und Investitionen brauchen Strom.
Laut Studien der Unternehmensberatung McKinsey wäre es ein Anreiz für Unternehmen, in Afrika zu produzieren, wenn es ausreichend Strom gibt. Das würde im Kampf gegen die Armut helfen. Das Beispiel Asien zeigt: Vor dreißig Jahren war China noch ein sehr armes Land, dann wurden große Produktionsstätten errichtet, die Millionen Menschen Arbeit brachten. Von ihrem Lohn konnten sich die Menschen eine bessere Schulbildung für ihre Kinder leisten, die dann auch in besser bezahlten Positionen arbeiten konnten – etwa als Facharbeiter oder Ingenieure. Heute ist China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt.
Auch Eritrea zählt mit seinen sechs Millionen Einwohnern zu den ärmsten Ländern des afrikanischen Kontinents. Dafür ist das Regime von Präsident Isyas Afewerki mit verantwortlich: 2011 warfen die VN ihm vor, die islamistische Miliz al-Shabaab in Somalia aus Steuermitteln zu finanzieren. Im VN-Menschenrechtsbericht von 2016 wurde die Armee beschuldigt, Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen: Frauen würden systematisch sexuell missbraucht und die Bevölkerung als Zwangsarbeiter ausgebeutet. Hilfszahlungen wurden dem Land lange Zeit verweigert. Hunger und Armut trieben viele Eritreer in die Migration.
Deshalb wurde im Januar 2016 ein Abkommen zwischen Eritrea und der EU unterzeichnet. Bis 2020 soll das Land 200 Millionen Euro aus dem 11. Europäischen Entwicklungsfonds bekommen, um vor allem die Elektrifizierung aufzubauen. Der Strom soll helfen, Arbeitsplätze in einer produktiveren Wirtschaft zu schaffen und die Fluchtursachen zu stoppen.