Ende 2014 gab es 3,7 Millionen Geflüchtete aus Staaten südlich der Sahara. Weitere 11,4 Millionen Menschen flohen innerhalb ihrer Heimatländer. Hinzu kommen über Hunderttausende Binnenflüchtlinge nördlich der Sahara in Libyen. Die meisten Migranten bleiben also im Heimatland. Deutlich weniger Menschen schaffen es über die Grenze in Nachbarregionen. Dort bleiben sie zum allergrößten Teil, nur wenige kommen bis in die EU. Entsprechend groß ist die Last für die afrikanischen Länder, die das Gros der Geflüchteten aufnehmen.
Seenotrettung ist Teil der EU-Operation Sophia.
Zu den wichtigsten Ursachen für Flucht gehören Instabilität und soziale Unruhen. Vor allem, wenn es akut zu bewaffneten Konflikten und Verfolgung kommt. Ganz Nordafrika destabilisiert sich durch die Lage in Libyen. Weitere Konflikte gibt es in der Zentralafrikanischen Republik, dem Südsudan und Kongo, in Somalia und Nigeria. Hinzu kommen die ehemaligen Bürgerkriegsgebiete Liberia, Sierra Leone, Guinea-Bissau und Elfenbeinküste. Sie sind bis heute teilweise instabil.
Einige der instabilen Länder Afrikas liegen zudem in der Sahelzone südlich der Sahara. Neben Konflikten herrscht hier ein extremes Klima. Dürren und Überschwemmungen wechseln sich ab, die Wüste wächst stetig und der Klimawandel verschärft die Lage weiter. In Senegal, Mali, Nigeria, Eritrea und Somalia sind geschätzt 24 Millionen Menschen vom Hunger bedroht. Rund zehn Prozent sind bereits geflüchtet.
Gefährliche Fahrt über das Mittelmeer.
Auch dort, wo Konflikte und Klima das Leben weniger erschweren, haben die Menschen oft die Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufgegeben. Sie verlassen das Land nicht, aber greifen zu anderen Mitteln. Ganze Familien investieren in die Ausbildung und Flucht eines meist jüngeren, männlichen Mitglieds. Er soll in der EU Geld verdienen, um die Angehörigen finanziell zu unterstützen. Mit dieser Aussicht sind viele junge Männer bereit, die Risiken der Reise auf sich zu nehmen.
Vor den Flüchtenden liegen die Sahara und die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer. Andere führt die Flucht über den Golf von Aden und das Rote Meer. Doch schon die Strecke dahin ist riskant und beschwerlich. Sie müssen sich auf illegalen Wegen durchschlagen. Viele vertrauen ihr Leben Schleusern an. Die Mehrheit wird auf der Reise krank, 40 Prozent Opfer eines Raubüberfalls . Wer in Nordafrika ankommt, erhält dort kein Asyl und muss oft illegal Geld für die Weiterreise verdienen. So leben sie in Zwangsarbeit oder sind sexueller Ausbeutung preisgegeben – mitunter über Monate oder sogar Jahre.
In der Heimat bleiben jene zurück, die nicht fliehen wollten oder konnten. Für sie ist das Fehlen der Geflüchteten eine große Belastung. Kinder wachsen ohne Vater, Mutter oder ganz ohne Eltern auf. Dörfer verlieren die leistungsstärksten Teile ihrer Bevölkerung . Vielen Ländern gehen dringend benötigte Ärzte, Pflegepersonal und Lehrkräfte verloren. Denn die meisten Migranten sind überdurchschnittlich ausgebildete junge Menschen.
Tatsächlich geht am Ziel für viele der Traum nach etwas Wohlstand auf – immerhin soviel, dass sie Geld nach Hause schicken können. Weltweit kommen so über 500 Milliarden US-Dollar zusammen. Das ist ein wichtiger Beitrag für die Entwicklung der Heimatländer. Doch niemand kann den Flüchtenden garantieren, dass sie Arbeit finden.