Nach einer Schätzung des US-Außenministeriums für das Jahr 2015 geraten in Afrika und im Nahen Osten jährlich bis zu 16.000 Menschen in die Hände von Schleppern. Häufig sind es Frauen und Kinder. Südlich der Sahara sind nach Angaben der Vereinten Nationen die meisten Verschleppten sogar minderjährig.
Treibender Faktor für den Menschenhandel in Afrika ist die schwierige politische und soziale Lage vieler Menschen. Wenn bewaffnete Konflikte den Druck auf die Menschen weiter erhöhen, greifen Betroffene manchmal zu verzweifelten Mitteln. So werden Mädchen für eine vermeintlich bessere Zukunft früh zwangsverheiratet. Menschenhändler sind auch deshalb erfolgreich, weil sie Sicherheit, Arbeit und Ausbildung versprechen.
Noch leichteres Spiel haben Schlepper dort, wo die öffentliche Ordnung zusammengebrochen ist und auch das soziale Umfeld und der Familienverbund immer weniger Schutz bieten. Ein Teufelskreis beginnt: Je länger die Konflikte anhalten, desto alltäglicher werden Gewalt und Verbrechen – und damit auch der Menschenhandel.
An der Tagesordnung sind Gewalt gegenüber Kindern und Vergewaltigungen. Die Täter sind oft bewaffnete Gruppen. Sie verkaufen die Opfer, beuten sie als Zwangsarbeiter aus oder rekrutieren sie als Kämpfer. Je größer die bewaffneten Gruppen sind, desto mehr Frauen und Kinder zwingen sie zu Prostitution. Ein berüchtigtes Beispiel hierfür ist die Terror-Organisation Boko Haram in Nigeria.
Tausende verschleppte Kinder – Jungen wie Mädchen – sind in Afrika als Soldaten zwangsrekrutiert, zum Beispiel in der Zentralafrikanischen Republik, im Kongo und in Somalia. Versklavt werden sie jedoch nicht nur von Rebellengruppen und paramilitärischen Organisationen. Auch Regierungstruppen gehören zu den Tätern.
Das Ziel von Schlepperbanden und bewaffneten Gruppen sind besonders Flüchtlinge. Ihre Lage ist oft aussichtslos. Da sie oftmals in großer Eile flüchten mussten, zwingt sie die Not auf gefährliche Fluchtwege. Dort geraten sie umso leichter in fremde Gewalt. Kaum sicherer sind Flüchtlingslager. Je länger die Camps stehen, desto eher etablieren sich hier Schlepperringe, die mit korrupten Lager-Verantwortlichen zusammenarbeiten.