Die fragile politische Lage in vielen Teilen Afrikas versuchen islamistische Extremisten für sich zu nutzen. Die Milizen von al-Shabaab und Boko Haram haben ganze Dörfer zerstört. Durch die Überfälle können Landwirte ihre Felder nicht mehr bestellen.
Seit 2009 ist Boko Haram - frei übersetzt: „[westliche] Bildung ist Sünde“ - im mehrheitlich muslimischen Nordosten Nigerias aktiv, um für die Errichtung eines islamischen Gottesstaats zu kämpfen. Auch in Kamerun, Tschad und Niger greifen die Kämpfer Polizei, Armee, Kirchen und Schulen an. Im Süden Nigerias, im Nigerdelta, kämpfen bewaffnete Milizen gegen den Staat und sabotieren Ölpipelines. Quer durch das ganze Land beherrschen Kämpfe zwischen einzelnen Dorfgemeinschaften und verfeindeten Milizen das Tagesgeschehen. Hinzu kommen Entführungen, Erpressungen und Viehdiebstahl. 2,6 Millionen Menschen flüchteten vor der Gewalt in ihrer Heimat, mehr als 20.000 wurden bislang getötet.
al Shabaab ist in Somalia aktiv. Die Miliz, die am Horn von Afrika einen islamischen Staat errichten will, entstand, als nach dem Sturz des Diktators Mohammed Siad Barre im Jahr 1991 alle politischen Strukturen zerbrachen. Mehr als 20 Jahre lang gab es danach keine funktionierende Zentralregierung mehr in dem Zwölf-Millionen-Einwohner-Land. Es herrschte Bürgerkrieg.
Vor einigen Jahren konnte al-Shabaab mithilfe einer regionalen Militäroffensive aus Mogadischu und vielen anderen Städten vertrieben werden. Danach ließ jedoch der Druck auf die Extremisten nach. Die Kämpfer nutzen das, um sich in ländlichen Gebieten Somalias neu zu formieren. In jüngster Zeit verstärkte die Miliz ihre Angriffe in den Städten wieder.
Krisen und Auswirkungen von Konflikten in Afrika treffen Europa und Deutschland immer unmittelbarer.
Auch in Kenia verübt al-Shabaab immer wieder Angriffe. 2013 etwa verschanzten sich Terroristen der Miliz vier Tage lang mit Geiseln in der Westgate Mall von Nairobi. Sicherheitskräfte stürmten das Gebäude, mindestens 61 Menschen starben.
Immer wieder machen die Milizionäre Jagd auf Christen. 2014 töteten sie 36 Gläubige in einem Steinbruch, ein Jahr später begingen sie ein Massaker auf dem Campus der Universität in Garissa. 147 Menschen starben. Augenzeugen berichteten, die Angreifer hätten die Studenten aufgefordert, Verse aus dem Koran zu zitieren. Das hatten sie auch vor dem Massenmord an 28 Busreisenden in Mandera, nahe der Grenze zu Somalia, im Jahr 2014 verlangt. Wer nicht zitierte, wurde erschossen.
Die Angriffe in Kenia rechtfertigen die Dschihadisten mit der Präsenz kenianischer Truppen in Somalia, die mit der „Mission der Afrikanischen Union in Somalia“ die Regierung in Mogadischu stützen. Seit 2007 ist die Friedenstruppe, die mit der VN-Resolution 1725 mandatiert wurde, in Somalia aktiv.
Die Bundeswehr beteiligt sich seit März 2010 an der europäischen Ausbildungsmission EUTMEuropean Union Training Mission Somalia. Durch sie soll das Land beim Aufbau funktionsfähiger Sicherheitsstrukturen unterstützt werden. Die Mission beruht auf drei Säulen: Ausbildung, Ausbildungsbegleitung und strategische Beratung.