Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat nach der Trendwende beim Material und beim Etat auch die Weichen für die Trendwende Personal bei der Bundeswehr gestellt. „Heute ist das Signal sehr klar in die Truppe hinein, dass ein Vierteljahrhundert des Schrumpfens der Bundeswehr vorbei ist“, sagte die Ministerin in Berlin.
Erstmals seit dem Ende des Kalten Krieges sollen die Streitkräfte wieder wachsen. Bis zum Jahr 2023 soll ein zusätzlicher Bedarf von rund 7.000 Soldatinnen und Soldaten sowie von 4.400 zivilen Mitarbeitern realisiert werden. Diese Trendwende wird es nicht zum Nulltarif geben.
Die Trendwende Personal ist historisch gesehen eine grundlegende Umkehr. Am Tag der Einheit gehörten noch rund 585.000 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr an und 215.000 Zivilisten. Seitdem verkleinerte sich jedoch der Personalkörper der Streitkräfte stetig. Die vorerst letzte Strukturanpassung sah 2011 neben der Aussetzung der Wehrpflicht eine Personalobergrenze von 185.000 Soldatinnen und Soldaten und 56.000 Zivilisten vor.
Nun soll die Trendwende Personal kommen. Drei Viertel der Stellen sollen in der Truppe entstehen, ein Viertel in Ausbildung, Kommandos, Ämtern und Stäben. Schwerpunkte des künftigen Personalbedarfs liegen beispielsweise in den Bereichen Cyber, Sanität oder auch bei den Spezialkräften des Heeres oder der Marine.
Die Ministerin sagte: „Heute geht es darum, die Trendwende beim Personal einzuleiten.“ Von der Leyen unterstrich, die Bundeswehr müsse bei der Personalplanung künftig „weg von den starren Obergrenzen hin zu einem atmenden Personalkörper“. Immer mehr gefragt sei künftig Flexibilität, um auf Unvorhergesehenes reagieren zu können. Leben in der Lage. Daher wird nach Angaben des Ministeriums der Bedarf alljährlich im Februar durch ein Personalboard ermittelt, dessen Ergebnisse in die Haushaltsverhandlungen eingebracht werden. Dieses Personalboard richtet jeweils auch den Blick sieben Jahre in die Zukunft, um mittelfristig zu ermitteln, welche und wie viele Kräfte gebraucht werden.
Die Trendwende Personal ist laut Ministerium notwendig, damit die Bundeswehr einsatzbereit und durchhaltefähig bleibt und auf neue Aufgaben angemessen reagieren kann. Nur so könne Deutschland seiner Rolle in der Welt gerecht werden. Der Bedarf ergibt sich konkret aus den wachsenden Herausforderungen der Bundeswehr - bei internationalen Missionen, aber auch bei der Landes- und Bündnisverteidigung. Allein in den zurückliegenden zwei Jahren kamen allein fünf neue Einsätze hinzu. Dazu noch die Unterstützung im Kampf gegen Ebola in Afrika, die Flüchtlingshilfe im Inland sowie das Engagement in der Ägäis.
Die Trendwende Personal soll durch das Zusammenwirken mehrere Elemente erreicht werden. 5.000 militärische Dienstposten sollen durch Optimierung im bereits bestehenden Personalkörper verfügbar gemacht werden. Bei einer weiter bestehenden Gesamtanzahl an Freiwillig Wehrdienstleistenden wird der Anteil derer mit festen Dienstposten und Aufgaben anteilig von 5.000 auf 8.500 erhöht, sodass diese FWDLFreiwillig Wehrdienst Leistende gezielter eingesetzt werden können.
Wer bereits bei der Bundeswehr ist, soll länger gehalten werden. Wer will und gebraucht wird, kann bleiben, später in den Ruhestand gehen oder die Zeit seiner Verpflichtung verlängern. Ziel ist auch, durch noch intensivere Werbung Kräfte zu gewinnen. Weiter soll die Zahl der Reservedienst Leistenden von 2.500 auf 3.000 angehoben werden. Zivile Dienstposten, die eigentlich wegfallen sollten (kw-Dienstposten), aber in das geplante Aufgabenprofil passen, sollen erhalten bleiben.
Allerdings, so weist man im Ministerium hin, brauche diese Trendwende Zeit und funktioniere nur Schritt für Schritt. Neues Personal zu gewinnen, sei eine strategische und nicht immer leichte Aufgabe. Beispiel: das hart umkämpfte Werben um Cyber-Experten. Es brauche einen langen Atem und einen realistischen Blick.
Das bedeutet konkret, dass bis 2023 zwar von einem Bedarf von 14.300 Soldatinnen und Soldaten ausgegangen wird, nach Prüfung der Realisierbarkeit jedoch rund 7.000 militärische Kräfte realisiert werden können. Allerdings gehen die Personalplaner davon aus, dass der Bedarf an 4.400 zivilen Mitarbeitern gedeckt werden kann.
So hält es das Ministerium für realistisch, dass es bis 2023 zu einem Aufwuchs von insgesamt etwas mehr als 11.000 militärischen und zivilen Bundeswehrangehörigen kommt. Aus derzeitiger Sicht verbliebe damit als weitere Herausforderung noch ein Fehl von rund 2.400 Stellen bis zur Erfüllung des prognostizierten Bedarfes von 14.300 Dienstposten.