Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am zweiten und letzten Tag ihrer Baltikum-Reise das deutsche Kontingent Verstärkung Air Policing Baltikum in Estland besucht. Auf der Leenubaas Air Base in Ämari traf sie mit ihrem estnischen Amtskollegen Jüri Luik zusammen.
Am Himmel über Estland: Zwei Eurofighter der Luftwaffe empfingen den A400M „54+15“ mit der Ministerin an Bord in der Luft. Sie eskortierten den Anflug auf Ämari. Die beiden Eurofighter des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 „Richthofen“ hefteten sich an die linke Fläche des A400M. Die Piloten, die aus den sehr nahen Eurofightern gut in ihren Cockpits zu erkennen waren, grüßten die Ministerin.
Einer von ihnen: Hauptmann Hannes L., der Führer der Rotte. Der erfahrene Eurofighter-Pilot mit mehr als 400 Flugstunden sagte gegenüber der Redaktion der Bundeswehr: Er und seine Kameraden seien bestens für den Auftrag ausgebildet. Alles laufe sehr professionell ab. Die Besatzungen, die im Wechsel 24 Stunden-Quick-Reaction-Alert-Schichten sieben Tage pro Woche absolvierten, seien in Ämari „infrastrukturell bestens aufgestellt“.
Die Ministerin betonte im Beisein ihres estnischen Amtskollegen Jüri Luik, dass sie die „außergewöhnlich gute Gastgeberrolle“ der Esten schätze. Sie nahmen die Bundeswehr sehr warmherzig auf. Die deutschen Eurofighter hätten in Ämari einen Klarstand von über 95 Prozent. Wenn der Eurofighter gebraucht werde, dann sei er auch einsatzbereit, so die Ministerin.
Eurofighter in Ämari: Der deutsche Beitrag zur Luftraumüberwachung an der NATO-Ostflanke.
An die Adresse ihres estnischen Amtskollegen sagte Ursula von der Leyen: „Wir stehen füreinander ein, in guten wie in schlechten Zeiten. Eure Sicherheit ist auch unsere Sicherheit.“ Luik sagte: „Estland ist sehr froh, dass Deutschland mit derart beeindruckenden Fähigkeiten hier ist.“ Die Präsenz der NATO-Partner sei eine greifbare Demonstration der Einigkeit. Ein greifbares Zeichen der Stärke.
Ursula von der Leyen informierte sich bei Kontingentführer Oberstleutnant Gordon Schnitger über die Mission und die Fähigkeiten des deutschen Kontingents Verstärkung Air Policing Baltikum. Schnitger erläuterte: Die Bundeswehr sichert im Rahmen des NATO Air Policing den Luftraum der Allianz über dem Baltikum. Das geschieht vor dem Hintergrund der auf dem NATO-Gipfel von Wales 2014 beschlossenen Rückversicherungsmaßnahmen für die Bündnispartner in Osteuropa. Das deutsche Kontingent in Ämari umfasst derzeit fünf Eurofighter der Luftwaffe. Eine Alarmrotte besteht aus zwei Kampfflugzeugen dieses Typs. Innerhalb von 15 Minuten können sie in der Luft sein. Zwei weitere Eurofighter werden als Ersatz ergänzend für die Alarmrotte vorgehalten.
Damit leistet die deutsche Luftwaffe einen Beitrag zur Sicherung der Integrität des NATO-Luftraums über dem Baltikum. Seit August 2018 absolvierten die Eurofighter der Bundeswehr in Ämari über 50 Alarmstarts. Auf Alarmierung der NATO hin mussten sie meist russische Flugzeuge am Himmel über dem Baltikum identifizieren. Das unterstreiche nicht nur die Notwendigkeit der Verstärkung Air Policing Baltikum, so Schnitger. Es zeige auch, dass der Luftraum über der Ostsee effektiv geschützt werden könne. Baltic Air Policing sei ein wirksamer Beitrag zur Stabilität der NATO an ihrer Ostflanke.
Der Kontingentführer berichtete weiter, er spüre aus der estnischen Bevölkerung ein sehr starkes Gefühl der Dankbarkeit für das Engagement des deutschen Partners. Die Esten seien uneingeschränkt hilfsbereit. „Ihr Interesse an der Präsenz der NATO-Verbündeten ist ungebrochen“, so der Stellvertretende Kommodore des Taktischen Luftwaffengeschwaders 71 „Richthofen“. Das Gefühl der Bedrohung gegenüber Russland bestehe bei den Esten weiterhin fort.
Die Ministerin bedankte sich für die „außergewöhnlich gute Gastgeberrolle“ der Esten.
Auch an dieser Station ihres Besuchs war der Ministerin sehr an persönlichen Gesprächen mit den Soldatinnen und Soldaten gelegen. Sie suchte den Kontakt dort, wo die Truppe ihre Arbeit macht. So ließ sich Ursula von der Leyen beispielsweise den Check der Steuerflächen eines Eurofighters erläutern, und zwar vom hoch spezialisierten Wartungspersonal. Ursula von der Leyen sprach der Truppe „Dank und Anerkennung“ aus. „Für das, was Sie hier in Ämari leisten.“
Eine Alarmrotte demonstrierte schließlich einen sogenannten „Tango Scramble“. Die Triebwerke der beiden Eurofighter heulten auf. Das dichte Schneetreiben machte den Fliegern nicht zu schaffen – auch bei schlechtem Wetter sind sie in 15 Minuten in der Luft und können ihren Auftrag erfüllen. Beim Start mit gezündeten Nachbrennern auf der Bahn 24 entfalteten die Triebwerke der Kampfjets einen Höllenlärm. In einem Anstellwinkel von circa 60 Grad stiegen sie steil in den wolkenverhangenen Winterhimmel über Ämari.