Seit Ende März befindet sich der Tender „Rhein“ für die Mission Sophia im Mittelmeer. Doch auch im Einsatz müssen Notverfahren wie die Leck- oder Brandabwehr trainiert werden. Dabei kommt es auf jedes Besatzungsmitglied an, denn der Schadensfall ist unberechenbar.
Es ist Freitag, und der „Rhein“ steht an diesem Wochenende in See. Hier nimmt er seinen Auftrag zur Schleuser- und Schmugglerbekämpfung vor der Küste Libyens wahr.
Es ist ein sonniger, heißer Tag im Mittelmeer. An Bord ist Ruhe eingekehrt. Die Soldaten verbringen ihre Mittagspause zum Teil an Oberdeck, um einen Augenblick durchzuatmen. Ein ohrenbetäubender Knall zerreißt die Stille: eine Explosion an Backbord. Die Alarmklingel ertönt, und die Soldaten laufen zu ihren Gefechtsstationen.
Die Lüftung wird abgestellt, Soldaten rüsten sich mit Flammschutz und Helmen aus. Die Vollzähligkeit der Besatzung wird festgestellt. Jetzt, in den ersten Sekunden nach dem Alarm, bestimmt Bewegung das Bild an Bord. „Es gilt nun, schnellstmöglich herauszufinden, ob Personen vermisst oder verletzt sind. Weiterhin müssen die Schäden begutachtet und die notwendigen Maßnahmen ergriffen werden, um die Sicherheit des Tenders zu garantieren“, erklärt Schiffssicherungsmeister Frank T. knapp.
Es folgt eine Reihe von Durchsagen durch die Schiffslautsprecheranlage (SLASchiffslautsprecheranlage). „Feuer in IV Bravo!“ Die ersten Erkundungstrupps sind schon auf dem Weg, um das gesamte Schiff auf Feuer, Wasser oder andere Schäden zu kontrollieren. Die Anspannung aller ist greifbar. „Zwei Verletzte in IV Bravo 10!“, dröhnt es durch die Lautsprecher. Ein Trupp rettet die beiden Kameraden aus dem verrauchten Raum. Es scheint, als hätten sie eine Rauchgasvergiftung erlitten. Beide werden zur weiteren Versorgung ins Schiffslazarett gebracht.
Am Gruppenstand haben sich die ersten Trupps bereits mit Atemschutzgeräten ausgerüstet. Da ertönt aus der SLASchiffslautsprecheranlage: „Ein zweites Feuer in XI H 0!“ Das ist ein Lager ganz vorne im Bug. Schläuche werden ausgerollt, Schaumkanister bereitgestellt und Feuerlöscher zum Ort des Brandes gebracht. Die angrenzenden Räume werden kontrolliert.
Die Soldaten finden einen weiteren Kameraden. Er ist bewusstlos und atmet nicht. Der Schiffsarzt eilt herbei, doch trotz Wiederbelebungsversuche kommt für ihn jede Hilfe zu spät.
Parallel wird das Feuer im betroffenen Raum bekämpft. Alles muss schnell gehen, und die Soldaten müssen Hand in Hand arbeiten, um ihr Schiff vor einer Ausbreitung des Feuers zu schützen. Ein schmerzverzerrter Schrei – ein Soldat ist gestürzt. Kameraden eilen zu Hilfe. Augenscheinlich hat er sich das Bein gebrochen. Meldung an die Sanitätskräfte.
„Die Feuer werden bekämpft, vier Verletzte“, schallt als Lage-Update durch die SLASchiffslautsprecheranlage. Der Soldat mit dem gebrochenen Bein wird ins Lazarett transportiert. In dem kleinen Krankenhaus an Bord wird der Soldat versorgt. Zur gleichen Zeit wird ein Hubschrauber angefordert, um ihn ins nächste Krankenhaus zu bringen. „Es gilt schnell herauszufinden, wen wir hier versorgen können, und wer eine weitere Behandlung in einem Krankenhaus an Land braucht“, sagt Oberstabsarzt Miriam v. G.
An allen Stellen wird für die Gesundheit der Soldaten und die Sicherheit des Schiffes gekämpft. „Wir sind in See auf uns allein gestellt. Da kommt keine Feuerwehr oder ein Rettungswagen zur Hilfe vorbei“, erklärt Hauptbootsmann Frank T.
Schließlich sind alle Verletzten versorgt, die Feuer gelöscht und die Soldaten durchgeschwitzt. „Bei Außentemperaturen von 30 Grad ist es in den Schutzanzügen sehr heiß“, sagt einer der Atemschutzträger. Till ist eigentlich im Bereich Waffentechnik eingesetzt, aber in einem solchen Fall müssen alle ran.
Schließlich wird das Übungsende über die Lautsprecher verkündet. Jetzt können sich die Soldaten ihrer Schutzkleidung entledigen, dann müssen sie noch das gesamte Material wegräumen. Schließlich folgt die Nachbesprechung zur Übung.
„Alles in allem ist es sehr gut gelaufen. Natürlich gibt es hier und da immer Dinge, die besser laufen könnten. Aber die Besatzung kann mit dem Ergebnis zufrieden sein“, stellt Hauptbootsmann Henry fest. „Die Übungen sind notwendig, um die Notverfahren für alle zu trainieren. Doch unterm Strich sind wir froh, wenn es nur bei solchen Übungen bleibt und wir es nie wirklich brauchen werden!“, erklärt Till auf dem Weg zur Dusche.