Als einer von vier Stellvertretern von Ursula von der Leyen ist Thomas Silberhorn das Ohr der Verteidigungsministerin an der Truppe. Das Taktische Luftwaffengeschwader 51 „Immelmann“ ist aktuell das Ziel des Politikers. Ein einsatzerfahrener Verband, der aufgrund der Vielzahl an Aufträgen und Fähigkeiten auch viele Herausforderungen zu bewältigen hat.
Es ist windig und kühl auf dem Flugplatz in Jagel und den Soldaten bietet sich in der Abendsonne ein seltenes Bild. Ein Hubschrauber der Flugbereitschaft ist auf der „Runway“ gelandet und der Kommodore des Geschwaders, Oberst Kristof Conrath, begrüßt den Parlamentarischen Staatssekretär Thomas Silberhorn. Direkt nach der Ankunft beobachtet er einen Start der Tornado-Kampfjets. Teil der Formation ist eine speziell lackierte Maschine, die an der internationalen NATO-Übung „Tiger Meet“ teilnehmen soll. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie das Team Hand in Hand arbeitet, um diese Maschinen in die Luft zu bringen. Sonnenuntergang, das besondere Flugzeug; das sind natürlich tolle Eindrücke“, bilanziert Silberhorn.
Staatssekretär Silberhorn und Oberst Kristof Conrath haben wichtige Dinge zu besprechen.
Kai-Uwe-von-Hassel-Kaserne in Kropp am Tag danach. Der Oberst lädt in die Offiziersheimgesellschaft zum obligatorischen Gästebucheintrag. Das anschließende Briefing zeigt dem Staatssekretär eine leistungsfähige Truppe. Mehr als 680 Soldaten waren 2018 in den Einsätzen in Mali, Afghanistan oder Jordanien. Der Tornado ist mit der neuen ASSTA 3.1-Software immer noch am Puls der Zeit. Die ersten fertig ausgebildeten Bediener für das HERON TP-System sind aus Israel zurückgekehrt, und der Tag der Bundeswehr wirft seine Schatten voraus.
Die Stimmung im Versammlungsraum ist gut, dennoch gibt es Redebedarf. Fehlende Ersatzteile hemmen nicht nur den Regelflugbetrieb erfahrener Tornado-Piloten: „Es betrifft einmal die Ersatzteilversorgung und die Verfügbarkeit, aber auch die Dauer der Instandsetzungsmaßnahmen in der Industrie.“ erklärt Conrath. Es sei frustrierend, die Ausbildung der Flugschüler vorantreiben zu wollen, aber nur eine Handvoll technisch klarer Maschinen zur Verfügung zu haben. Der Politiker zeigt Verständnis: „Die materielle Einsatzbereitschaft ist in der Tat ein Hemmnis, das wir bei vielen fliegerischen Systemen haben. Die richtigen Verträge zu schließen, sodass wir Flexibilität erhöhen, wird am Ende Effizienzgewinne und Geschwindigkeit bringen.“
Dr. Valentin ist Direktor des Kompetenzzentrums für Baumanagement in Kiel. Er ist einer der führenden Köpfe hinter den baulichen Veränderungen innerhalb des Geschwaders. Und derer gibt es viele: eine “Campuslösung“ für angehende Piloten, ein Ausbildungszentrum für Luftbildauswerter. Die Infrastruktur für unbemannte Luftfahrzeuge wird den Flugplatz „komplett umkrempeln“, wie der Oberst eindringlich erläutert.
Den Anwesenden erklärt Dr. Valentin, dass Kapazitätsengpässe bei zivilen Baufirmen und den Landesverwaltungen den Planern das Leben erschweren. Es gebe Situationen, in denen Firmen auf Ausschreibungen nicht reagieren könnten, da diese komplett ausgelastet seien. Einer der Lösungsansätze sei hier eine verstärkte Präsenz auf Baumessen.
Bei der Reduzierung der Einsatzbelastung gibt es hingegen Fortschritte. Zwar gehen immer noch viele Geschwaderangehörige, vor allem in der Luftbildaufklärung, teilweise mehrmals im Jahr in den Einsatz, die Reduzierung der Stehzeit auf sechs Wochen gilt aber als familienfreundlich und vertretbar. Zudem werden immer mehr Soldaten ausgebildet, um die Einsatzbelastung auf mehr Schultern verteilen zu können.
Oberst Conrath weist den Staatssekretär in die Gegebenheiten ein.
Das “Wing Operation Center“ ist die Planungszentrale für jeden Flug. Hier werden alle Informationen zusammengetragen, die für anstehende Missionen relevant sind. Eine Mammutaufgabe, die sorgfältig und professionell durchgeführt werden muss. Die Atmosphäre gleicht einem Bienenstock, aber nicht einmal die Anwesenheit eines Staatssekretärs scheint die Konzentration des Hauptfeldwebels zu stören, der sich über das Telefon die aktuellen Wetterentwicklungen einholt.
Silberhorn sieht hier bestätigt, was im Briefing zuvor angesprochen wurde. Energiegeladenes Personal muss mit Infrastruktur vorliebnehmen, die den Ansprüchen an den Verband nicht mehr gerecht wird. Enge Räumlichkeiten, in dem jeder Quadratzentimeter sinnvoll ausgenutzt werden muss. Säuberlich sind Papierkarten und Lineale verteilt, mit dem die Flugrouten geplant werden. Schon auf den ersten Blick wird klar: Die Digitalisierung ist hier noch nicht ausreichend angekommen.
Der nächste Punkt auf der Tagesordnung ist ein Besuch der Vierten Staffel, in der Flugschüler ausgebildet werden. Bis auf den letzten Platz ist der Lehrsaal gefüllt, denn fast eine Stunde lang stellt sich der Politiker den Fragen der neuen Generation.
Die Gespräche mit den Soldaten geben dem Politiker jedes Mal wichtige Informationen.
Niemand ist näher an den Soldaten als ein Spieß, und die Vertrauensperson ist essentiell wichtig in jeder militärischen Einheit. Gesprächsrunden mit diesen und weiteren Gremien sind für Silberhorn daher eine willkommene Abwechslung vom politischen Alltag. Die Motivation im Norden Deutschlands ist hoch, was auch die Verleihung des Prinz-Heinrich-Preises für die großartigen Leistungen der Soldaten zeigt. Silberhorn zeigt sich von den Fortschritten beeindruckt:“ Sie bieten hier eine Reihe von Fähigkeiten, die es nirgendwo in der Bundeswehr sonst gibt, was diesen Standort besonders macht. […] Es ist eine große Aufgabe, die fliegerischen Systeme so zu unterhalten, dass alle auf ihre Flugstunden kommen und die Ausbildung zügig beendet werden kann.“
Die Fähigkeiten der Tornados für die NATO Response Force (NRFNATO Response Force) sieht Silberhorn als wichtigen Hebel, um Beschaffungen zügig voranzubringen, denn: „Es gibt einen politischen Konsens darüber, dass wir unseren militärischen Teil der Fähigkeiten in den Verbund der NATO einbringen müssen. Das hilft uns wiederum, die Prozesse zu beschleunigen.“
Nach vielen konstruktiven Gesprächen verabschieden die Soldaten aus Jagel den einflussreichen Gast mit dem beruhigenden Gefühl, gehört worden zu sein.