Die Luft wird trüb und trüber. Ein kanadischer Hubschrauber vom Typ Chinook ist im Anflug. Die sechs Rotorblätter des Hubschraubers wirbeln durch ihren Abwind so viel Sand auf, dass man kaum noch die Hand vor Augen sieht. Der dadurch erzeugte Luftstrom bringt so manchen Soldaten zum Taumeln. Bei heißen Temperaturen um die 45 Grad Celsius machen sich die deutschen Luftverlader bereit, um verschiedene Außenlasten, vom Reifenstapel über Betonblöcke bis hin zum 20-Fuß Seecontainer, an einer Chinook einzuhängen.
Im malischen Gao bilden Kanadier deutsche Soldaten im Einhängen von Außenlasten an der Chinook aus. „Das ist schon etwas Besonderes, aufgrund der drei Außenlasthaken der Chinook, mehrere Außenlasten mit einmal zu transportieren. An unseren deutschen Hubschraubern ist leider nur eine möglich“, sagt Hauptfeldwebel Torsten F., aus der Umschlag- und Transportgruppe. Er und acht weitere Kameraden aus dem Deutschen Einsatzkontingent MINUSMAMultidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali sind durch ihre Qualifikation „Luftverlader“ berechtigt, Außenlasten an einem Luftfahrzeug vorzubereiten und einzuhängen.
In einem Briefing durch die Kanadier werden zuerst die Sicherheitsbestimmungen im Umgang mit Außenlasten an der Chinook sowie ein paar technische Daten erklärt. Natürlich auf Englisch, aber mit starkem kanadischen Akzent, was für die deutschen Soldaten teilweise eine Herausforderung ist. Nach dem Briefing folgt die praktische Einweisung in die Funktionsweise der drei Außenlasthaken am Hubschrauber durch die kanadischen Ausbilder.
Nun werden die Außenlasten für den Lufttransport vorbereitet. Für die heutige Ausbildung bedeutet das, dass zwei LkwLastkraftwagen-Reifen auf einer Europalette gestapelt und mit einem Außenlastennetz versehen werden. An zwei Betonklötzen, jeweils über zwei Tonnen schwer, wird das sogenannte Außenlastgehänge angebracht. Als weitere Außenlast dient ein 20-Fuß Seecontainer. Ab jetzt geht es in die heiße Phase, es wird im wahrsten Sinne des Wortes dreckig.
Vom Horizont kommend nähert sich die Chinook. Obwohl die Soldaten mit Schutzbrillen, Handschuhen, Helm, Weste und sonstiger Schutzausstattung circa 30 Meter von den anzubringenden Außenlasten entfernt sind, bekommen sie den Abwind heftig zu spüren.
Der sogenannten „Downwash“ ist heftig. Wie ein dutzend Maschinengewehrsalven schlägt der feinkörnige Sand an die Schutzbrillen. „Ohne Schutzbrille, Helm, Handschuhe und Gesichtsschutz geht hier gar nichts. Der Sand wird trotzdem durch den enormen Druck irgendwie durch die Kleidung gepresst“, sagt Oberstabsgefreiter Manuel M., der sich mit seinem ganzen Körpergewicht gegen den erzeugten Luftstrom stemmen muss, um nicht weggefegt zu werden. Als der Hubschrauber im Schwebeflug über den Außenlasten ist, wird zuerst mit Hilfe der Erdungsstange die statische Entladung vollzogen. Anschließend wird die Außenlast in der Hakenvorrichtung eingehängt.
Dann nichts wie weg aus der Downwash-Zone. Die Chinook fliegt mit den Außenlasten eine Runde, setzt diese wieder ab und das „Spiel“ beginnt erneut. Downwash, Lasten einhängen und weg. Beeindruckend, dass die Chinook rund zwölf Tonnen aufnehmen und mit bis zu drei Außenlasten fliegen kann, auch unter diesen klimatischen Bedingungen.
Alle sind sich einig. Die Weiterbildung mit den Kanadiern war etwas Besonderes. Sie war sehr interessant und ein voller Erfolg für alle Beteiligten, selbst für die kanadische Crew der Chinook, die sich mit diesem „Hookup Training“ selber beüben und weiterbilden konnte. Der Downwash, aber auch die Leistung des Multitalents Chinook, haben alle beeindruckt. „Solche Maßnahmen fördern die internationale Zusammenarbeit. Sie erhalten die einst gelernten oder ausgebildeten Fähigkeiten und geben einen Einblick in die Verfahrensweise multinationaler Partner“, sagt der deutsche Flugsicherheitsoffizier. Dies bestätigen auch die Kanadier.