Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat sich im Rahmen ihres Antrittsbesuchs in den Vereinigten Staaten mit ihrem US-amerikanischen Amtskollegen Chuck Hagel im Pentagon getroffen. Bei dem Gespräch wurden die Situation im Irak und der anstehende NATO-Gipfel in Wales erörtert.
Die startenden Passagiermaschinen vom Washingtoner Reagan-Airport ziehen tief über das Pentagon hinweg. Sie machen einen ohrenbetäubenden Lärm. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die nach ihrem Besuch beim US-Amtskollegen Chuck Hagel nun vor dem Eingang des Pentagons bei den Reportern steht, nimmt Rücksicht auf die Journalisten. Bei ihren Statements hält sie immer dann inne, wenn gerade wieder ein Flieger am Himmel erscheint. Danach redet von der Leyen mit kraftvoller Stimme weiter: „Ein vertrauensvolles und konstruktives Gespräch“ sei der einstündige Gedankenaustausch gewesen. Dieser sei von gegenseitigem Verständnis geprägt. Angesichts der Russland-Ukraine-Krise sei man übereingekommen, dass vom kommenden NATO-Gipfel in Wales ein Zeichen der Geschlossenheit ausgehen müsse.
Im Geiste übereinstimmender Auffassungen mit Hagel stand von der Leyens Gespräch auch beim Thema Irak. Es bestehe Konsens, dass von der Terrorgruppe ISISIntegrated SIGINT (Signal Intelligence) System im Irak „eine konkrete Bedrohung für die gesamte Region“ ausgehe. Um eine Lösung des Konflikts zu erwirken, gelte es, auch Anrainer wie die Türkei, Iran sowie die arabische Liga einzubeziehen. Diese Staaten müssten ihren Einfluss geltend machen. „Wir brauchen eine tragfähige Lösung für die gesamte Region“, unterstrich von der Leyen. Nach dem mittlerweile dritten Gespräch mit Chuck Hagel zeigte sich von der Leyen beeindruckt davon, „mit welchem Bedacht“ ihr Amtskollege seine Analysen vornehme.
Neben ihren politischen Gesprächen suchte die Ministerin auf ihrer USA-Reise auch den direkten Kontakt mit den Bundeswehrsoldaten in den USA. Einer, der seinen Dienst in Amerika versieht, ist Christopher Stumpf. Der Stabsunteroffizier, der in einer Fernmeldezentrale eingesetzt wird, berichtet von seinen Erfahrungen in den USA. Der Dienst unterscheide sich nicht groß von dem in Deutschland. Aber das Lebensgefühl sei doch ein anderes. „In Amerika läuft alles etwas entspannter“, findet Stumpf. Die Dimensionen, die Entfernungen seien völlig andere als in Deutschland. „Die Amerikaner sehen die Welt mit anderen Augen“, so der Eindruck des Soldaten, der auch Ursula von der Leyen interessiert.
Zum Abschluss der Reise besuchte Ministerin von der Leyen das Bundeswehrkommando für die USA und Kanada
Die Ministerin berichtet beim Treffen mit den Soldaten in der Washingtoner Residenz des Deutschen Botschafters: „Wo immer ich hier Gespräche geführt habe, war ich beeindruckt davon, mit welchem Respekt, welcher Hochachtung und welcher Warmherzigkeit in den USA von unserer Bundeswehr gesprochen wird.“
Diesen Eindruck der Ministerin teilte auch der höchste militärische Vertreter der Delegation, Generalleutnant Markus Kneip. „Ich bin sehr zufrieden mit dieser Reise, insgesamt hat es sich gelohnt.“ In seiner Eigenschaft als Leiter der Abteilung Strategie und Einsatz im Verteidigungsministerium wendet er sich von Washington aus an die Soldaten in den Einsätzen. „Die Soldaten im Einsatz sind vorne – und denen wünsche ich alles Gute!“
Vor dem Besuch in der Washingtoner Residenz des Deutschen Botschafters trug von der Leyen vor dem Atlantic Council zu Themen der europäischen Sicherheit im transatlantischen Maßstab vor. Dabei betonte sie, die NATO und die Europäische Union müssten näher zusammenrücken. Es sei ein Anachronismus, dass ihre Mitglieder hinsichtlich dessen nur darüber redeten – konkrete Taten müssten folgen. Die NATO sei die stärkste militärische Allianz der Welt und gleichzeitig das einflussreichste politische Bündnis, unterstrich von der Leyen in Washington.