Für Moussa Coulibaly ist der 28. April ein besonderer Tag. Der junge Gefreite der malischen Streitkräfte wird für seine Leistungen als einer der besten Absolventen ausgezeichnet. Er ist zugleich der zehntausendste Soldat, der die Ausbildung der europäischen Ausbildungsmission EUTMEuropean Training Mission Mali im Koulikoro Training Center abgeschlossen hat.
Es ist zwar noch früh an diesem Vormittag, doch die Sonne hat den Paradeplatz der malischen Offiziersschule bereits unangenehm aufgeheizt. Trotz der Temperaturen von rund 40 Grad im Schatten stehen die malischen Soldaten mit ihren europäischen Ausbildern Seite an Seite angetreten. Gegenüber sitzen rund einhundert Vertreter aus der Region, um der Auszeichnung ihrer Soldaten beizuwohnen.
Die Hitze scheint der angetretenen Formation wenig auszumachen. Der belgische Brigadegeneral Peter Devogelaere, der Kommandeur der Mission, ist eigens aus dem Hauptquartier in Bamako angereist, um Coulibaly und seine Kameraden auszuzeichnen. An diesem 28. April endet auch die Ausbildung der malischen Soldaten, die im KTCKoulikoro Training Center trainiert wurden. Aus den Händen ihrer europäischen Ausbilder erhalten sie nun das Abschlusszertifikat.
Doch zunächst werden Coulibaly und zwei seiner Kameraden aufgerufen. Voller Stolz treten sie aus der Formation und reihen sich auf. Nun überreichen ihnen der Gouverneur der Region, der Kommandeur des KTCKoulikoro Training Center und General Devogeleare die Zeugnisse mit den Nummern 9.999, 10.000 und 10.001. Stolz sind die Soldaten zudem auf die Auszeichnung als beste Absolventen der Elément-Tactique-Interarmes-Ausbildung.
Nach der Verleihung wird den übrigen Soldaten ihr Abschlusszertifikat übergeben. Der Stolz darüber steht vielen ins Gesicht geschrieben, und die Freude wird unverkennbar mit den europäischen Ausbildern geteilt. Über Monate hat sich gegenseitiges Vertrauen aufgebaut. Deshalb werden zahlreiche Erinnerungsfotos geschossen, bevor der zweite Teil der Veranstaltung beginnen kann.
Die malischen Streitkräfte zeigen daraufhin, was sie gelernt haben. Mit großer Zufriedenheit erleben die Gäste, wie professionell ein temporärer Checkpoint betrieben und einfahrende Fahrzeuge zielgerichtet kontrolliert werden. Szenenapplaus ernten die Soldaten für den Umgang mit unbewaffneten Demonstranten, die den Checkpoint bedrängen. Sie werden nämlich ohne den Einsatz der Schusswaffe abgedrängt – keine Selbstverständlichkeit in Afrika.
Für ebenso viel Begeisterung sorgt die Vorführung im militärischen Nahkampf. Unter der Anleitung belgischer Trainer haben die Malier gelernt, einen Gegner ohne Waffen zu bekämpfen. In schneller Folge wechseln sie zwischen Angriff und Verteidigung und demonstrieren so ihre Fertigkeiten eindrucksvoll. Letztere sind für den Orts- und Häuserkampf von großem Nutzen, da eine enge Bebauung und der überraschende Kampf auf kurze Distanzen, den effektiven Waffeneinsatz oft behindern.
Vor allem diese Vorführung demonstriert die gesteigerte Professionalität der Regierungstruppen. Zwei Geländefahrzeuge auf Patrouille kommen zum Halt. Die Soldaten sichern die Umgebung jeweils vom Fahrzeug aus, während einer von ihnen die unmittelbare Umgebung nach Sprengfallen absucht.
Plötzlich eine Explosion, Rauch umhüllt eines der Fahrzeuge. Sofort springen alle Soldaten von den Fahrzeugen und sichern die Umgebung. Ein Verwundeter liegt schreiend am Boden. Rasch eilen zwei Kameraden zu seiner Rettung herbei. Während der eine sichert, legt der andere dem Verwundeten einen Druckverband an, um die Blutung am Bein zu stoppen.
Doch plötzlich durchbrechen Schüsse die Szenerie. Die Patrouille ist in einen Hinterhalt geraten. Der Zugführer sammelt seine Truppe zur Abwehr. Unter gegenseitigem Deckungsfeuer rücken sie auf die Position der Angreifer vor. Es dauert nicht lange, und die Schützen sind erfolgreich bekämpft.
Während die Soldaten die ausgeschalteten Gegner durchsuchen, bereiten die Ersthelfer den verwundeten Kameraden zum Abtransport vor. Unter gegenseitiger Sicherung wird er auf das Fahrzeug geladen. Kurz darauf springt die Patrouille auf und entfernt sich. Die Vorführungen haben zum Abschluss deutlich gezeigt, dass die Ausbildungsmission auf dem richtigen Weg ist.
In den ersten Wochen des Trainings werden die Offiziere und Unteroffiziere von ihren Soldaten getrennt. Die Soldaten durchlaufen daraufhin eine gesonderte infanteristische Unterweisung, während die Vorgesetzten im Train-The-Trainers-Programm fortgebildet werden. In der zweiten Hälfte des Elément-Tactique-Interarmes-Kurses übernehmen die malischen Führungskräfte ihre Soldaten wieder und führen die infanteristische Ausbildung unter Anleitung ihrer Ausbilder fort. An der Schulung sind zahlreiche deutsche Soldaten als Mentoren beteiligt. |
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