Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat bei ihrer Einsatzreise selbstbewusste und zuversichtliche Afghanen getroffen, die bereit sind ihr Land zu gestalten.
Während ihres Aufenthaltes am 13. Dezember in Afghanistan hob Ministerin von der Leyen die Erfolge der ISAFInternational Security Assistance Force-Mission hervor. Beispielsweise habe sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler verzehnfacht und 350.000 afghanische Soldaten und Polizisten seien in den vergangen Jahren ausgebildet worden. Außerdem habe es das Land geschafft, in alleiniger Verantwortung einen neuen Präsidenten demokratisch zu wählen. Mit Ashraf Ghani Ahmadzai hat Afghanistan seit dem 29. September einen neuen Präsidenten mit einer Regierung der Nationalen Einheit.
Die Ministerin erinnerte aber auch an die Schwierigkeiten und Rückschläge. In dieser Woche wurde ein deutscher Entwicklungshelfer bei einem Selbstmordanschlag in Kabul getötet. „Unsere Gedanken sind mit seiner Familie aber auch den vielen, die verwundet wurden“, sagte von der Leyen. Jetzt sei es wichtig, den Fortschritt in Afghanistan zu begleiten und denen Mut zu machen, die aufstehen, um Afghanistan sicher zu machen und dem Land eine Zukunft geben.
Bei einem Besuch des Camps Shaheen in der Nähe von Masari Scharif konnte sich die Ministerin von der Motivation der afghanischen Soldaten überzeugen. Nachdem sie vom Kommandeur des 209. Korps der afghanischen Armee (ANAAfghanische Armee), Generalmajor Zalmai Wesa, mit militärischen Ehren empfangen wurde, besuchte von der Leyen die Pionierschule. Hier wurde der Übergang von ISAFInternational Security Assistance Force zu Resolute Support schon eingeleitet. Die Soldaten werden bereits von ihren afghanischen Kameraden ausgebildet. „Wir sind in der zweiten Reihe“, erklärte die Ministerin zum Engagement der Bundeswehr. Die Beratung beschränkt sich weitgehend auf die höheren Kommandoebenen.
Einer dieser Berater ist Oberstleutnant Frank W., der von der Kooperation mit den Afghanen schwärmt: „Ich gehöre zu dieser Schule und bin Teil dieses Teams.“ Er steht dem afghanischen Kommandeur der Pionierschule, Colonel Ahmadullah, mit Rat zur Seite. Ahmadullah schätzt die Unterstützung durch die Bundeswehr. „Wir brauchen sie“, sagte der Schulkommandeur.
Die Pionierschule ist nur ein Beispiel unter vielen für das fortgesetzte Afghanistan-Engagement, denn das 209. ANAAfghanische Armee-Korps wird vor allem auf Ebene des Korpsstabes und die afghanische Uniformierte Polizei (AUPAfghanische Uniformierte Polizei ) auf Provinzebene in Balkh betreut. In Kabul werden deutsche Berater weiter an der Combat Service Support School und im afghanischen Verteidigungsministerium im Rahmen der Ministerial Advisory Group eingesetzt sein. Deutschland wird voraussichtlich zweitgrößter Truppensteller in Afghanistan und im Ausbildungs-, Beratungs- und Unterstützungskommando Nord weiterhin die Rahmennation sein, so der Deutsche Bundestag dem Mandat zustimmt.
Bislang liegen Meldungen von 20 Nationen zur Beteiligung am Einsatz in Nordafghanistan im Rahmen von Resolute Support vor. „Wir werden diese Mission mit großer Ernsthaftigkeit mit unseren Partnern gemeinsam Durchführen“, stellte von der Leyen klar. Und obwohl die Sicherheitslage fragil sei: „Die Afghanen sind bereit und entschlossen, die Sicherheit für ihr Land auch in die eigenen Hände zu nehmen.“
Beeindruckt zeigte sich die Ministerin vom Selbstbewusstsein und der Zuversicht der Afghanen – nicht nur in der Pionierschule. Im Deutschen Generalkonsulat in Masari Scharif hat sie junge Studentinnen getroffen, die Politikwissenschaften und Jura an der Universität Balkh studieren. Dort gibt es bei insgesamt rund 5.550 Studierenden mehr als 1.800 Studentinnen. „Ich habe die Zukunft Afghanistans gesehen“, sagte die Ministerin nach dem intensiven Gespräch.
Die jungen Frauen seien entschlossen, ihre Rechte wahrzunehmen und würden dabei auch aus ihren Elternhäusern unterstützt. Sie hätten Visionen für ihr Land und möchten die Rechte der Frauen in Afghanistan verteidigen. Die Studentinnen seien stolz auf die Fortschritte in Afghanistan, würden aber auch die Probleme sehen. Nach ihrem Studienabschluss möchten sie nach Deutschland reisen. Die Ministerin jedenfalls freut sich schon auf ein Wiedersehen.
Bei ihrer Weihnachtsansprache vor den Soldatinnen und Soldaten am Abend im Camp Marmal in Mazari Scharif sagte die Ministerin über das Zusammentreffen mit den Studentinnen, dass sie Wissen über ihre Rechte und ihre Leistungsfähigkeit hätten. „Das kann ihnen heute niemand mehr nehmen“, unterstrich von der Leyen. Und: „Das ist Ihr Verdienst!“, sagte sie zu den auf dem Weihnachtsmarkt im Camp versammelten Soldatinnen und Soldaten.
Die Ministerin hat damit auch die 135.000 deutschen Soldatinnen und Soldaten einbezogen, die bislang im Einsatz in Afghanistan waren. Es sei auch ein Verdienst der 55 deutschen Soldaten, die in Afghanistan ihr Leben gelassen haben. Ihrer wird am Ehrenhain in Camp Marmal gedacht. Der Ehrenhain war die erste Station der Ministerin nach ihrem Eintreffen in Afghanistan am Morgen.