Vielleicht der zukünftige Arbeitsplatz der beiden Schülerinnen.
Das Selfie im Hubschraubercockpit ist im Kasten, Angelina Gerwien ist zufrieden. „Das war ein voller Erfolg“, sagt die Schülerin nach einem Blick auf ihr Telefon. Die 16-Jährige durfte gerade den Pilotensessel eines Cougar-Hubschraubers der Flugbereitschaft des Verteidigungsministeriums ausprobieren. Normalerweise transportiert die Crew Regierungsmitglieder und Staatsgäste wie den britischen Thronfolger Prinz Charles zu ihren Terminen – heute aber steht die Besatzung samt Hubschrauber auf dem Landeplatz im Bendlerblock, um Oberschülerinnen aus Berlin und Brandenburg einen Einblick in ihre Arbeit zu geben.
Auch schwere Technik war im Ministerium zu besichtigen.
Rund 50 Mädchen ab 15 Jahren sind zum Girls‘ Day 2019 ins Verteidigungsministerium gekommen. Einen ganzen Tag lang können sie Bundeswehrluft schnuppern, sich mit Soldatinnen über ihren Beruf und ihre Aufgaben unterhalten. Ziel des bundesweiten Aktionstages ist es, junge Mädchen an vermeintliche „Männerberufe“ heranzuführen und etwaige Vorbehalte hinsichtlich ihrer Berufswahl zu zerstreuen. Und die Bundeswehr legt sich mächtig ins Zeug, um sich von ihrer besten Seite zu präsentieren: Nicht nur im Ministerium in Berlin, sondern auch in 100 anderen Dienststellen bundesweit finden an diesem Donnerstag Veranstaltungen zum Girls‘ Day statt.
Hauptmann Michaela Höcht etwa berichtet aus ihren Erfahrungen als Kompaniechefin beim Jägerbataillon 413 in Torgelow, wo sie den Befehl über 164 überwiegend männliche Soldaten hat. „Es ist nicht immer einfach, aber es macht immer Spaß“, sagt der Offizier, der seit zwölf Jahren bei der Truppe ist. Höcht zeigt den Mädchen den Kettenpanzer Wiesel, klärt sie darüber auf, welche Tarnbemalung in welcher Umgebung am besten ist und lässt sie Panzerkekse aus den Ein-Mann-Rationen der Bundeswehr probieren. „Im Feld können wir halt nicht einfach den Pizzaservice anrufen“, sagt Höcht.
An den einzelnen Stationen wurden viele Fragen gestellt.
Neben dem Heer sind natürlich auch die anderen Teilstreitkräfte der Bundeswehr vertreten. Oberleutnant zur See Dorothee Stolze erzählt von dem Gefühl, ein 150 Meter langes Schiff mit 250 Kameraden an Bord sicher durch haushohe Wellen zu bringen – sie ist zweiter Navigationsoffizier auf der Fregatte Sachsen. „Es ist eine riesengroße Verantwortung, aber gleichzeitig eine tolle Erfahrung“, sagt sie. Natürlich sei die Fregatte kein Kreuzfahrtschiff, an Bord müsse man auf viel Komfort verzichten. „Dafür sieht man die ganze Welt, lernt verschiedene Kulturen kennen. Und die Kameradschaft auf See ist einfach unbeschreiblich.“
Die Mädchen werden in kleinen Gruppen herumgeführt, an jeder Station haben sie 20 Minuten Zeit, um sich zu informieren. Zwei Auszubildende der Wehrtechnischen Dienststelle 61 aus Manching – eine angehende Elektronikern und eine angehende Fluggerätemechanikerin – zeigen den Mädchen, wie Schaltungen gesetzt und Metallteile vernietet werden; der Sanitätsdienst hat eine mobile Rettungsstation aufgebaut.
Die Streitkräftebasis hat zwei Feldjäger ins Ministerium geschickt: Oberfeldwebel Anja Roos und Feldwebel Melissa Schröder geben den Schülerinnen eine Einführung in die Ermittlungsmethoden der Militärpolizei. So erfahren die Mädchen, dass die Präparierung eines Fingerabdrucks auch eine Menge Fingerspitzengefühl seitens der Ermittler erfordert.
Ursula von der Leyen nahm sich für die Schülerinnen Zeit für Gespräche.
Ronja Darmer guckt besonders genau hin, als Roos und Schröder den richtigen Umgang mit Quaste und Magnetpulver demonstrieren. Die 17-Jährige war letztes Jahr auf dem Girls‘ Day in der Julius-Leber-Kaserne, seitdem denkt die Elftklässlerin intensiv über eine Karriere bei der Bundeswehr nach. „Ich muss mich bald entscheiden, und will mich heute noch ein bisschen ausprobieren.“ Die Militärpolizei sei klasse, aber sie könne sich auch gut vorstellen, zur Luftwaffe oder zur Marine zu gehen. „Ich werde nach dem Fachabitur wohl erst einmal zehn Monate Freiwilligen Wehrdienst machen.“
Am Ende des Girls‘ Day 2019 schaut sogar die Verteidigungsministerin bei ihren jungen Gästen vorbei. Ursula von der Leyen lässt ihre Geschäfte eine halbe Stunde ruhen, um mit den Mädchen über den Tag zu sprechen und ein Erinnerungsfoto mit ihnen zu schießen. „Ich hoffe, ihr nehmt heute viele Eindrücke und Informationen mit zurück nach Hause“, sagt die Ministerin, bevor sich die Schülerinnen nach einem spannenden Tag im Bendlerblock auf den Heimweg machen.