Am Anfang jeder Therapie steht bekanntlich die Diagnose, und diese lautet in punkto Gleichstellung: Frauen sind im Verteidigungsministerium zahlenmäßig noch immer unterrepräsentiert. Das soll sich nach dem Willen der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ändern. Daher wurde im Mai letzten Jahres eine Zielvereinbarung mit den Abteilungen des Ministeriums geschlossen, um den Frauenanteil in der Behörde gezielt zu erhöhen.
Elf Maßnahmen wurden beschlossen. Eine davon ist die bessere Vernetzung besonders leistungsstarker Frauen – ab der Ebene der Referentinnen aufwärts. Weibliche zivile und militärische Führungskräfte bekommen ein Forum, um sich auszutauschen, sich weiterzubilden und die Bundeswehr in Sachen gleichberechtigte Teilhabe gemeinsam weiter zu entwickeln. Um es mit den Worten von Staatssekretär Peter Tauber zu sagen: „Unsere Richtung und unser Ziel sind klar: Mehr Frauen in Führungspositionen bringen!“
Die Verteidigungsministerin beim Icebreaker.
Gleichstellung müsse zum „Leitbild des Handelns“ männlicher wie weiblicher Führungskräfte werden, so Tauber. Schon im Februar waren in Berlin und Bonn zwei Treffen anberaumt worden, um die von den Abteilungsleitern als „besonders leistungsstark“ identifizierten Frauen zusammenzubringen.
Die Netzwerkerinnen trafen sich nach einem gestrigen Icebreaker mit der Verteidigungsministerin an diesem Donnerstag im Hotel Grand Esplanade in Berlin wieder. In einer Diskussionsrunde tauschten sie sich mit Experten aus Bundeswehr, Wirtschaft und Wissenschaft aus.
Die gesamte Leitung des Ministeriums war eingeladen, um unter anderem die Eröffnungsrede von Stephanie Birkner von der Universität Oldenburg zu hören. Birkner hält die deutschlandweit einzige Juniorprofessur für weibliches Unternehmertum. Sie ermunterte die Frauen, Führungspositionen offensiv einzufordern und sich dafür bestmöglich zu qualifizieren.
„Netzwerken ist ein entscheidender Faktor für das berufliche Fortkommen“, sagte auch Generalleutnant Klaus von Heimendahl. Er verantwortet als Abteilungsleiter Personal die Umsetzung der Zielvereinbarung. Das Verteidigungsministerium könne und wolle es sich nicht mehr leisten, dass Potenzial der Frauen ungenutzt zu lassen.
Die Netzwerkerinnen.
Der Anteil ziviler weiblicher Führungskräfte im BMVgBundesministerium der Verteidigung ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Derzeit sind 33 von 78 Referatsleiterposten mit Frauen besetzt, dies entspricht einem Abteil von 38 Prozent. Vor Jahresfrist waren lediglich 32 Prozent der Referatsleiter weiblich gewesen. Bei den Referenten liegt der Frauenanteil derzeit bei 33 Prozent. „Von einem paritätischen Besetzungsstand kann zwar noch nicht die Rede sein, gleichwohl ist die steigende Tendenz auf Ebene der Referatsleitungen ein Zeichen dafür, dass sich die Maßnahmen ausgezahlt haben“, hieß es von Tauber.
Auch dabei waren weibliche Stabsoffiziere, die im BMVgBundesministerium der Verteidigung ihren Dienst leisten. Noch in der Minderheit, wird sich dieses Bild mit dem Nachrücken junger weiblicher Offiziere in den Streitkräften in den kommenden Jahren sichtlich verändern.