Die Bekämpfung der Schleuserkriminalität auf dem Mittelmeer ist eine der Hauptaufgaben im Einsatz EUNAVFOREuropean Union Naval Forces MEDMediterranean Operation Sophia. Das Mandat der Mission sieht vor, fremde Schiffe auf hoher See anzuhalten und zu durchsuchen. „Das passiert nicht willkürlich“, erklärt Oberleutnant Max F. Der Besatzung müssen konkrete Verdachtsmomente über Menschen- oder Waffenschmuggel vorliegen. Das Bordeinsatzteam überprüft dann das verdächtige Schiff. Max F. ist der Leiter des Feldjägerteams an Bord des Tender „Mosel“. Seit Mitte April dieses Jahres unterstützen er und sein Team, bestehend aus drei weiteren Unteroffizieren, die Besatzung des Tenders.
„Wenn das angehaltene Schiff durch das Bordeinsatzteam gesichert ist, beginnen die Feldjäger, aufgefundene Waffen zu sichern und zu katalogisieren. Werden der Schleuserei verdächtige Personen an Bord genommen, sind die Feldjäger für den Umgang mit ihnen an Bord verantwortlich“, erklärt Max F. Die Feldjäger unterstützen die Besatzung dabei herauszufinden, wie die Schleuser arbeiten. Dazu werden die Personalien der an Bord genommenen Menschen festgestellt, gegebenenfalls werden sie durchsucht.
„Man kann sich das vorstellen, wie die Personenkontrolle zu Hause“, erklärt Feldjäger und Oberfeldwebel Kevin F. Es ginge nicht nur darum herauszufinden, wie alt jemand ist oder woher die Person kommt. Es könnten auch Hinweise gewonnen werden, wie Schleuserbanden vorgehen oder ob sogar eine verdächtige Person unter den geretteten Menschen ist. Diese Informationen werden erfasst und im nächsten Hafen, gemeinsam mit dem sichergestellte Material, an die dort zuständigen Strafverfolgungsbehörden übergeben.
Die Aufgaben der Feldjäger an Bord sind vielfältig. Neben der Bekämpfung der Schleuserkriminalität beraten sie gemeinsam mit dem Rechtsberater den Kommandanten und den Kontingentführer. „Darüber hinaus können wir Kontingentführer und Kommandant bei internen Ermittlungen unterstützen, wenn einer der Soldaten über die Stränge geschlagen hat“, erklärt Max F.
Eine weitere, größere Herausforderung in der Feldjägerarbeit ist der Umgang mit Verstorbenen, etwa Schiffbrüchigen, die nur noch tot geborgen werden konnten. „Das verlangt einem mental Einiges ab“, betont Sebastian S. Ebenfalls Mitglied des Teams. „Im terminus technicus heißt das ‚Leichensachbearbeitung‘“, so der Hauptfeldwebel weiter. Der Umgang mit toten Körpern obliegt jedoch nicht allein den Feldjägern. Hier ist auch die Expertise des Bordarztes, der eine Leichenschau durchführt, und des Rechtsberaters gefragt.
„Wir dokumentieren zunächst, wie der tote Körper aufgefunden wurde“, erläutert Hauptfeldwebel Janin L., vierte im Team, die ersten Schritte. Die Soldatin hat dafür einen Lehrgang für digitale Fotografie besucht. „Wichtige Detailaufnahmen lassen sich nicht einfach im ‚Automodus‘ erstellen. Hierzu sollte man schon wissen, wie man die Kamera richtig bedient und wie Lichtverhältnisse sein müssen, damit man Einzelheiten erkennt“, sagt sie. „Es ist dann ähnlich wie in einem Krimi. Ich fertige zunächst Übersichts- und danach Detailaufnahmen des Fundortes und der Leiche an. Und manchmal lässt sich so auch schon ein Rückschluss auf die mögliche Todesursache geben.“ Der Tote sowie die Dokumentation werden im nächsten Hafen an die zuständigen Behörden übergeben.