In einer dreimonatigen Ausbildung werden malische Soldaten dazu befähigt, Flugzeuge oder Hubschrauber anzufordern und gezielt einzusetzen – denn die Luftnahunterstützung ist für die Soldaten am Boden eine Lebensversicherung.
Die Tactical Air Control Party, kurz TACP, ist ein kleines, meist vierköpfiges Team um einen Forward Air Controller. Während der Forward Air Controller alle im Luftraum befindlichen Kampfflugzeuge leitet und koordiniert, sind seine Teammitglieder mit der Kontrolle des Luftraumes und dem Lenken von Luftfahrzeugen im Einsatzraum beauftragt. Damit kann der Trupp bei Bedarf taktisch Kampfflugzeugen und Kampfhubschraubern zur Unterstützung der Kameraden am Boden ein Ziel zuweisen.
„Wir bilden die malischen Soldaten so weit aus, dass sie selbstständig die Luftnahunterstützung durchführen können“, erklärt ein italienischer Ausbilder. Die Luftnahunterstützung wird international als Close Air Support bezeichnet.
Um diese sehr fordernde Aufgabe zu meistern, bedarf es einer sehr vielschichtigen Ausbildung. Angefangen beim Lesen von Luftfahrtkarten über die Ausbildung an den Flugfunkgeräten bis hin zur Kenntnis aller möglichen Waffen, mit welchen beispielsweise ein Kampfflugzeug unterstützen kann.
„Grundsätzlich stellt der englischsprachige Flugfunk eine große Herausforderung an die malischen Lehrgangsteilnehmer“, erklärt einer der Ausbilder. Da bei internationalen Einsätzen nie feststeht, welche Unterstützungsflugzeuge zur Verfügung stehen, ist die Kommunikation in englischer Sprache Grundvoraussetzung für jeden TACP.
Auch die Ausstattung der malischen Streitkräfte hat Einfluss auf die Ausbildung. So erklärt ein Teilnehmer: „Die malische Luftwaffe ist sehr klein und wir müssen unsere Luftfahrzeuge gezielt einsetzen“. Daher dient während der Ausbildung eine einmotorige Cessna zur Simulation eines „Kampfflugzeuges“.
„Vom Ablauf ist es egal, ob ein echtes Kampfflugzeug oder eine Sportmaschine eingewiesen wird. Strahlflugzeuge sind nur um einiges schneller vor Ort und man muss sich mehr mit der Übermittlung von Informationen beeilen“, erklärt einer der Ausbilder. Es werden auch keine Kampfmittel wie Bomben oder Raketen eingesetzt, deren Einsatz wird lediglich simuliert.
Bei der Abschlussprüfung sitzt der Trupp auf dem sogenannten „Chicken Hill“, einer kleinen Anhöhe auf dem Truppenübungsplatz des Koulikoro Training Center und beobachtet das Vorfeld. Mithilfe von Kompass, Fernglas und Laserentfernungsmesser werden die Übungsziele auf einer Karte eingetragen und die Koordinaten notiert. All das passiert unter den wachsamen Augen der Ausbilder, welche jeden Schritt verfolgen.
Schließlich wird mittels Funkgerät Kontakt zu dem Flugzeug aufgenommen, welches noch 10 Kilometer vom Zielgebiet entfernt ist. Nach kurzer Einweisung und Übermittlung aller Informationen an den Pilot fliegt die einmotorige Maschine tief über ein kleines Dorf, das als Übungsziel dient.
„Target cleared“, dröhnt es aus dem Funkgerät. Das fiktive Übungsziel wurde erfolgreich bekämpft. Sichtlich stolz schauen die frischgebackenen TACPs zu ihren Ausbildern. Ausbildungsziel erreicht.
Nach der Abschlussbesprechung fahren die Ausbilder mit ihren Lehrgangsteilnehmern zurück ins Camp. Es folgt die Übergabe des Lehrgangszertifikats. „Alle haben den Kurs bestanden und Sie können mit Recht stolz auf Ihre Leistungen sein“, verabschiedet der italienische Kursleiter die Teilnehmer im guten Wissen, sie bestmöglich für ihre künftigen Aufgaben vorbereitet zu haben.