Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist beim Workshop „Vertrauen, Führung und Konsequenz“ für eine offene Fehlerkultur in der Bundeswehr eingetreten. „Wir wollen aus Fehlern lernen.“ Es müsse darum gehen, das Potenzial von Fehlern für die Innovation der Bundeswehr noch stärker zu nutzen als bisher. So die Ministerin in Berlin vor rund 180 Gästen aus Bundeswehr und Gesellschaft.
Bei dem Workshop, der im Rahmen des Programms „Innere Führung heute“ in der Julius-Leber-Kaserne stattfand, sagte von der Leyen: „Das kennen wir alle, jeder macht Fehler.“ Wichtig sei jedoch, dass die Chance erkannt werde, aus Fehlern zu lernen und konstruktiv damit umzugehen, so die Ministerin.
Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, bekräftigte, eine gute Fehlerkultur zeichne sich im Wesentlichen durch eine intensive Erforschung der Ursachen aus, sowie durch einen realistischen Blick auf die Tatsachen.
Oberst Carsten Jahnel, Kommandeur des Ausbildungszentrums Spezielle Operationen in Pfullendorf, brachte den Blick aus der Truppe in die Diskussion mit ein. Er machte deutlich, dass eine gesunde Fehlerkultur mit guter Führung zusammenhängt. Die mache den Arbeitgeber Bundeswehr attraktiv. Jahnel: „Attraktiv ist, wenn gut geführt wird.“ Ideal sei ein „Bund des wechselseitigen Vertrauens“ zwischen den Vorgesetzten und ihren Soldaten.
Jahnel sprach auch das Thema Vertrauen an. „Vertrauen kann man nicht befehlen. Vertrauen wird geliehen, manchmal auch geschenkt“, so der Kommandeur. Nach seiner Erfahrung fördere nichts das gegenseitige Vertrauen mehr, als miteinander zu reden. Fehlende Kommunikation und ausbleibende soziale Kontrolle seien der Nährboden für Fehlverhalten.
Auf der Grundlage der Statements aus dem Plenum entfaltete sich eine offene und konstruktive Debatte. In 8 Panels diskutierten je 17 Teilnehmer die Aspekte Fehlerkultur, Vertrauen, Führung und Konsequenzen in all ihren Facetten. Einigkeit bestand darin, dass Vorgesetzte mit Ruhe, Pragmatismus und Augenmaß in jedem einzelnen Fall entscheiden müssten.
Prof. Dr. Miriam Müthel, Inhaberin des Lehrstuhls für betriebswirtschaftliche Organisationslehre an der WHUOtto Beisheim School of Management – Otto Beisheim School of Management, und der Soziologe Prof. Dr. Stefan Kühl von der Universität Bielefeld zeigten sich von der Offenheit der Diskussion beeindruckt. Müthel resümierte: Die Debatten der Panels hätten sich häufig darum gedreht, ob Fehler beim Individuum oder im System lägen. Weiter habe ganz besonders der Gedanke der gegenseitigen Fairness eine Rolle gespielt. Das Zutrauen der Soldatinnen und Soldaten in ihre Führungskräfte sei vielfach Thema gewesen.
Der Tenor der Debatte: Es sei eine große Motivation der Vorgesetzten vorhanden, die Leitbilder der Bundeswehr, die Prinzipien der Inneren Führung im Alltag zu leben. In der Bundeswehr werde überwiegend gut geführt. Aber richtig sei auch: Der Feind des Guten sei das Bessere. Zu einem radikalen Umsteuern bei der Inneren Führung bestehe kein Anlass – zu einer Weiterentwicklung aber durchaus.
Der Umgang mit Fehlern ist ein Problem, das nicht nur die Bundeswehr beschäftigt. Ich finde es deshalb gut, dass man mit dem heutigen Workshop „Vertrauen, Führung und Konsequenz“ ein Format aufgreift, das sich bereits beim Weißbuchprozess und beim Traditionserlass bewährt hat: Der Erfahrungsaustausch von militärischen Vorgesetzten mit Wissenschaftlern und zivilen Verantwortungsträgern. Zur Weiterentwicklung der Inneren Führung gehört auch ein verantwortungsvoller Umgang mit Fehlern.Ernst-Reinhard Beck, Mitglied im Beirat Innere Führung ,
Ich halte diese Workshops, die wir schon seit einiger Zeit zu bestimmten Themen haben, für hervorragende Mittel, Bundeswehr und Gesellschaft miteinander ins Gespräch zu bringen. So etwa zum Weißbuch, zum Traditionserlass oder jetzt zum Thema Fehlerkultur. Heute kamen wieder spannende Erkenntnisse auf den Tisch. Ich wünsche mir, dass die politische und militärische Führung daraus Konsequenzen zieht.Rolf Clement, Erster Stellvertretender Sprecher des Beirats Innere Führung ,
Den Workshop empfand ich als notwendig und erhellend. Um aus Erfahrungen zu lernen, besser zu werden und den Menschen gerecht zu werden, brauchen wir eine souveräne Fehlerkultur. In der Bundeswehr, aber auch beim Auftraggeber Politik.Winfried Nachtwei, Mitglied im Beirat Innere Führung ,